und kehre wieder zu solchen Vorschriften zurük, welche auch einer gutgebildeten und tugendlieben- den jungen Sele nüzlich werden können.
Nicht genug, mein Lieber, daß du deine eigentlichen Freunde mit Vorsicht wählst; auch die Wahl deiner bloßen Ge- selschaft muß mit gleicher Behutsamkeit ge- schehen. Denn nichts ist gewisser, als, daß ein junger Mensch über kurz oder lang mehr oder weniger die Denkungsart, die Sitten und Ma- nieren derer annimt, mit denen er öftern Umgang hat, und daß also jede gute Geselschaft ihn un- fehlbar besser, jede schlechte unausbleiblich schlim- mer macht. Aber dis ist nicht die einzige Folge, welche die Wahl unserer Geselschafter für uns hat. Auch der Begrif, den die Leute sich von unserm Karakter und von unsern Talenten machen, richtet sich genau nach der Meinung, die sie von denen haben, mit welchen wir umgehn. "Sage mir, mit wem du umgehst, und ich wil dir sagen, wer du bist;" das ist ein eben so bekantes, als wahres Wort, wornach sich alle Menschen in ihrem Ur-
theile
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und kehre wieder zu ſolchen Vorſchriften zuruͤk, welche auch einer gutgebildeten und tugendlieben- den jungen Sele nuͤzlich werden koͤnnen.
Nicht genug, mein Lieber, daß du deine eigentlichen Freunde mit Vorſicht waͤhlſt; auch die Wahl deiner bloßen Ge- ſelſchaft muß mit gleicher Behutſamkeit ge- ſchehen. Denn nichts iſt gewiſſer, als, daß ein junger Menſch uͤber kurz oder lang mehr oder weniger die Denkungsart, die Sitten und Ma- nieren derer annimt, mit denen er oͤftern Umgang hat, und daß alſo jede gute Geſelſchaft ihn un- fehlbar beſſer, jede ſchlechte unausbleiblich ſchlim- mer macht. Aber dis iſt nicht die einzige Folge, welche die Wahl unſerer Geſelſchafter fuͤr uns hat. Auch der Begrif, den die Leute ſich von unſerm Karakter und von unſern Talenten machen, richtet ſich genau nach der Meinung, die ſie von denen haben, mit welchen wir umgehn. “Sage mir, mit wem du umgehſt, und ich wil dir ſagen, wer du biſt;„ das iſt ein eben ſo bekantes, als wahres Wort, wornach ſich alle Menſchen in ihrem Ur-
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und kehre wieder zu ſolchen Vorſchriften zuruͤk,
welche auch einer gutgebildeten und tugendlieben-
den jungen Sele nuͤzlich werden koͤnnen.
Nicht genug, mein Lieber, daß du
deine eigentlichen Freunde mit Vorſicht
waͤhlſt; auch die Wahl deiner bloßen Ge-
ſelſchaft muß mit gleicher Behutſamkeit ge-
ſchehen. Denn nichts iſt gewiſſer, als, daß ein
junger Menſch uͤber kurz oder lang mehr oder
weniger die Denkungsart, die Sitten und Ma-
nieren derer annimt, mit denen er oͤftern Umgang
hat, und daß alſo jede gute Geſelſchaft ihn un-
fehlbar beſſer, jede ſchlechte unausbleiblich ſchlim-
mer macht. Aber dis iſt nicht die einzige Folge,
welche die Wahl unſerer Geſelſchafter fuͤr uns hat.
Auch der Begrif, den die Leute ſich von unſerm
Karakter und von unſern Talenten machen, richtet
ſich genau nach der Meinung, die ſie von denen
haben, mit welchen wir umgehn. “Sage mir,
mit wem du umgehſt, und ich wil dir ſagen, wer
du biſt;„ das iſt ein eben ſo bekantes, als wahres
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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/257>, abgerufen am 11.06.2024.
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