Gunst noch etwas gelegen ist. Suche vielmehr alles Gute, was du sagst oder thust, so zu sagen, oder so zu thun, daß es das Ansehn gewinne, als wenn er selbst, wonicht es gesagt oder gethan, doch wenigstens es gedacht und gewolt habe. Und, sei versichert, es wird dir gar nicht schwer fallen, ihn dieses in ganzem Ernste glauben zu machen.
6. Wil er etwas, was an sich thunlich, auch deiner nicht unwürdig, aber schwer ist, durch dich ausgeführt wissen: so halte dich nicht dabei auf, ihm die Schwierigkeiten der Unternehmung vorzuzählen, sondern laß ihn eine augenblikliche Entschlossenheit sehen, und eile zur Ausführung. Denn keiner fält den Großen mehr zur Last, als wer ihnen Schwierigkeiten zeigt, die ihrem Willen im Wege liegen, und sie dadurch in die ihnen beschwerliche Nothwendigkeit des Nachdenkens sezt. Gar zu bedenkliche, umständliche und schwierige Leute sind auch jedem andern unter uns zur Last; so wie auf der andern Seite der ent- schlossene, hurtige und thätige Man bei allen wohl gelitten ist.
Dis
Gunſt noch etwas gelegen iſt. Suche vielmehr alles Gute, was du ſagſt oder thuſt, ſo zu ſagen, oder ſo zu thun, daß es das Anſehn gewinne, als wenn er ſelbſt, wonicht es geſagt oder gethan, doch wenigſtens es gedacht und gewolt habe. Und, ſei verſichert, es wird dir gar nicht ſchwer fallen, ihn dieſes in ganzem Ernſte glauben zu machen.
6. Wil er etwas, was an ſich thunlich, auch deiner nicht unwuͤrdig, aber ſchwer iſt, durch dich ausgefuͤhrt wiſſen: ſo halte dich nicht dabei auf, ihm die Schwierigkeiten der Unternehmung vorzuzaͤhlen, ſondern laß ihn eine augenblikliche Entſchloſſenheit ſehen, und eile zur Ausfuͤhrung. Denn keiner faͤlt den Großen mehr zur Laſt, als wer ihnen Schwierigkeiten zeigt, die ihrem Willen im Wege liegen, und ſie dadurch in die ihnen beſchwerliche Nothwendigkeit des Nachdenkens ſezt. Gar zu bedenkliche, umſtaͤndliche und ſchwierige Leute ſind auch jedem andern unter uns zur Laſt; ſo wie auf der andern Seite der ent- ſchloſſene, hurtige und thaͤtige Man bei allen wohl gelitten iſt.
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Gunſt noch etwas gelegen iſt. Suche vielmehr
alles Gute, was du ſagſt oder thuſt, ſo zu ſagen,
oder ſo zu thun, daß es das Anſehn gewinne,
als wenn er ſelbſt, wonicht es geſagt oder gethan,
doch wenigſtens es gedacht und gewolt habe.
Und, ſei verſichert, es wird dir gar nicht ſchwer
fallen, ihn dieſes in ganzem Ernſte glauben zu
machen.
6. Wil er etwas, was an ſich thunlich,
auch deiner nicht unwuͤrdig, aber ſchwer iſt, durch
dich ausgefuͤhrt wiſſen: ſo halte dich nicht dabei
auf, ihm die Schwierigkeiten der Unternehmung
vorzuzaͤhlen, ſondern laß ihn eine augenblikliche
Entſchloſſenheit ſehen, und eile zur Ausfuͤhrung.
Denn keiner faͤlt den Großen mehr zur Laſt, als
wer ihnen Schwierigkeiten zeigt, die ihrem Willen
im Wege liegen, und ſie dadurch in die ihnen
beſchwerliche Nothwendigkeit des Nachdenkens
ſezt. Gar zu bedenkliche, umſtaͤndliche und
ſchwierige Leute ſind auch jedem andern unter
uns zur Laſt; ſo wie auf der andern Seite der ent-
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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/251>, abgerufen am 25.11.2024.
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