betreffen, unfähig macht. Die Selen dieser Leute gleichen einem unreinen wirbelnden Wasser, in welchem auch die nächsten und helsten Gegen- stände sich nur auf eine dunkle Weise und mit ver- zerten Zügen spiegeln. Und, frag' ich abermahls, wie könt' es anders sein? Jeder Stand in der ge- sitteten Welt, jedes nur einigermaßen beträcht- liche Amt ist, bei der immer zunehmenden Ver- wikkelung und Verwirrung der menschlichen Ver- hältnisse, schon an sich mit so vielen und mannig- faltigen und fremdartigen Geschäften und Rüksich- ten verbunden, daß eine Art von Algegenwart un- serer Vorstellungskraft dazu gehörte, wenn man sie alle mit gleicher Aufmerksamkeit umspannen wolte. Und dazu kommen nun noch die zahllosen Bedenklichkeiten, Unterbrechungen und Zerstreu- ungen, welche das Weltleben mit sich führt! Da- zu komt die Beschaffenheit dieser Zerstreuungen, welche nicht etwa darauf abzwekken, dem von Ge- schäften ermüdeten Geiste eine heilsame Erholung zu gewähren, sondern vielmehr durch eine unun- terbrochene Aufmerksamkeit auf tausend nichtswür- dige Kleinigkeiten ihn noch stärker zu spannen, und
zugleich
betreffen, unfaͤhig macht. Die Selen dieſer Leute gleichen einem unreinen wirbelnden Waſſer, in welchem auch die naͤchſten und helſten Gegen- ſtaͤnde ſich nur auf eine dunkle Weiſe und mit ver- zerten Zuͤgen ſpiegeln. Und, frag’ ich abermahls, wie koͤnt’ es anders ſein? Jeder Stand in der ge- ſitteten Welt, jedes nur einigermaßen betraͤcht- liche Amt iſt, bei der immer zunehmenden Ver- wikkelung und Verwirrung der menſchlichen Ver- haͤltniſſe, ſchon an ſich mit ſo vielen und mannig- faltigen und fremdartigen Geſchaͤften und Ruͤkſich- ten verbunden, daß eine Art von Algegenwart un- ſerer Vorſtellungskraft dazu gehoͤrte, wenn man ſie alle mit gleicher Aufmerkſamkeit umſpannen wolte. Und dazu kommen nun noch die zahlloſen Bedenklichkeiten, Unterbrechungen und Zerſtreu- ungen, welche das Weltleben mit ſich fuͤhrt! Da- zu komt die Beſchaffenheit dieſer Zerſtreuungen, welche nicht etwa darauf abzwekken, dem von Ge- ſchaͤften ermuͤdeten Geiſte eine heilſame Erholung zu gewaͤhren, ſondern vielmehr durch eine unun- terbrochene Aufmerkſamkeit auf tauſend nichtswuͤr- dige Kleinigkeiten ihn noch ſtaͤrker zu ſpannen, und
zugleich
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betreffen, unfaͤhig macht. Die Selen dieſer
Leute gleichen einem unreinen wirbelnden Waſſer,
in welchem auch die naͤchſten und helſten Gegen-
ſtaͤnde ſich nur auf eine dunkle Weiſe und mit ver-
zerten Zuͤgen ſpiegeln. Und, frag’ ich abermahls,
wie koͤnt’ es anders ſein? Jeder Stand in der ge-
ſitteten Welt, jedes nur einigermaßen betraͤcht-
liche Amt iſt, bei der immer zunehmenden Ver-
wikkelung und Verwirrung der menſchlichen Ver-
haͤltniſſe, ſchon an ſich mit ſo vielen und mannig-
faltigen und fremdartigen Geſchaͤften und Ruͤkſich-
ten verbunden, daß eine Art von Algegenwart un-
ſerer Vorſtellungskraft dazu gehoͤrte, wenn man
ſie alle mit gleicher Aufmerkſamkeit umſpannen
wolte. Und dazu kommen nun noch die zahlloſen
Bedenklichkeiten, Unterbrechungen und Zerſtreu-
ungen, welche das Weltleben mit ſich fuͤhrt! Da-
zu komt die Beſchaffenheit dieſer Zerſtreuungen,
welche nicht etwa darauf abzwekken, dem von Ge-
ſchaͤften ermuͤdeten Geiſte eine heilſame Erholung
zu gewaͤhren, ſondern vielmehr durch eine unun-
terbrochene Aufmerkſamkeit auf tauſend nichtswuͤr-
dige Kleinigkeiten ihn noch ſtaͤrker zu ſpannen, und
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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/138>, abgerufen am 24.11.2024.
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