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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783.

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gewährt; aber ich kenne einen andern, der noch
grösser und noch rührender ist, als dieser."

Welchen, mein Vater? fragte Kleon.

"Den, antwortete der Greis, einen Jüng-
ling zu sehn, der mit dem götlichen Feuer der
Weisheit und Tugend im Herzen, mit gesunden
und im Ebenmaaß ausgebildeten Kräften des Lei-
bes und des Geistes, jezt zum erstenmale am
Horizont der bürgerlichen Welt als ein neues
wohlthätiges Gestirn erscheint, um Licht und
Wärme, Erkentniß und Wohlsein in seinem
Wirkungskreise auszugießen."

Des Jünglings Wangen färbten sich mit be-
scheidener Röthe; sein Blik senkte sich zur Erde.

Kom her, mein Sohn, fuhr Theophron mit
nassen Augen fort, indem er ihm die Hand reichte.
Noch einen Hügel, auf dem du freier um dich
blikken und noch mehr Irwege des Lebens über-
sehen wirst, muß ich dich selbst hinanführen:
dan solst du mit Gott und gutem Muthe allein
hervortreten. -- Aber erst öfne mir jene Fenster,
damit die mildernden Stralen der Sonne unge-
brochen und die reine balsamische Morgenluft in

ihrer

gewaͤhrt; aber ich kenne einen andern, der noch
groͤſſer und noch ruͤhrender iſt, als dieſer.„

Welchen, mein Vater? fragte Kleon.

“Den, antwortete der Greis, einen Juͤng-
ling zu ſehn, der mit dem goͤtlichen Feuer der
Weisheit und Tugend im Herzen, mit geſunden
und im Ebenmaaß ausgebildeten Kraͤften des Lei-
bes und des Geiſtes, jezt zum erſtenmale am
Horizont der buͤrgerlichen Welt als ein neues
wohlthaͤtiges Geſtirn erſcheint, um Licht und
Waͤrme, Erkentniß und Wohlſein in ſeinem
Wirkungskreiſe auszugießen.„

Des Juͤnglings Wangen faͤrbten ſich mit be-
ſcheidener Roͤthe; ſein Blik ſenkte ſich zur Erde.

Kom her, mein Sohn, fuhr Theophron mit
naſſen Augen fort, indem er ihm die Hand reichte.
Noch einen Huͤgel, auf dem du freier um dich
blikken und noch mehr Irwege des Lebens uͤber-
ſehen wirſt, muß ich dich ſelbſt hinanfuͤhren:
dan ſolſt du mit Gott und gutem Muthe allein
hervortreten. — Aber erſt oͤfne mir jene Fenſter,
damit die mildernden Stralen der Sonne unge-
brochen und die reine balſamiſche Morgenluft in

ihrer
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[92/0122] gewaͤhrt; aber ich kenne einen andern, der noch groͤſſer und noch ruͤhrender iſt, als dieſer.„ Welchen, mein Vater? fragte Kleon. “Den, antwortete der Greis, einen Juͤng- ling zu ſehn, der mit dem goͤtlichen Feuer der Weisheit und Tugend im Herzen, mit geſunden und im Ebenmaaß ausgebildeten Kraͤften des Lei- bes und des Geiſtes, jezt zum erſtenmale am Horizont der buͤrgerlichen Welt als ein neues wohlthaͤtiges Geſtirn erſcheint, um Licht und Waͤrme, Erkentniß und Wohlſein in ſeinem Wirkungskreiſe auszugießen.„ Des Juͤnglings Wangen faͤrbten ſich mit be- ſcheidener Roͤthe; ſein Blik ſenkte ſich zur Erde. Kom her, mein Sohn, fuhr Theophron mit naſſen Augen fort, indem er ihm die Hand reichte. Noch einen Huͤgel, auf dem du freier um dich blikken und noch mehr Irwege des Lebens uͤber- ſehen wirſt, muß ich dich ſelbſt hinanfuͤhren: dan ſolſt du mit Gott und gutem Muthe allein hervortreten. — Aber erſt oͤfne mir jene Fenſter, damit die mildernden Stralen der Sonne unge- brochen und die reine balſamiſche Morgenluft in ihrer

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/122>, abgerufen am 24.11.2024.