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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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hätte gewöhnt gehabt, vor keiner auch noch so gros-
sen Gefahr dergestalt zu erschrekken, daß er seines
Verstandes nicht mehr machtig bliebe. Und
dahin, meine lieben Kinder, können wir es
alle bringen, wenn wir uns nur frühzeitig
genug bemühen, gesund und stark an Leib und
Sele zu werden.

Johannes. Ja, wie wird man das
aber?

Vater. Dadurch, lieber Johannes, wenn
man durch eine arbeitsame, mäßige und, so viel
möglich, natürliche Lebensart seinen Körper ab-
zuhärten, und seinen Geist durch unbefleckte
Tugend und Gottesfurcht über jede Abwech-
selung des Schiksals zu erheben und gegen je-
des Unglük im Voraus zu bewafnen sucht.
Wenn ihr also, nach unserm Beispiel, euch
mit einem mäßigen Genusse gesunder, einfa-
cher, und unerkünstelter Speisen zu begnügen,
und das süße Gift der Lekkereien immer mehr
zu verschmähen lernt; wenn ihr den Müssiggang,
als eine Pest des Leibes und der Sele flieht
und, so viel es immer möglich ist, bald durch

Kopf-

haͤtte gewoͤhnt gehabt, vor keiner auch noch ſo groſ-
ſen Gefahr dergeſtalt zu erſchrekken, daß er ſeines
Verſtandes nicht mehr machtig bliebe. Und
dahin, meine lieben Kinder, koͤnnen wir es
alle bringen, wenn wir uns nur fruͤhzeitig
genug bemuͤhen, geſund und ſtark an Leib und
Sele zu werden.

Johannes. Ja, wie wird man das
aber?

Vater. Dadurch, lieber Johannes, wenn
man durch eine arbeitſame, maͤßige und, ſo viel
moͤglich, natuͤrliche Lebensart ſeinen Koͤrper ab-
zuhaͤrten, und ſeinen Geiſt durch unbefleckte
Tugend und Gottesfurcht uͤber jede Abwech-
ſelung des Schikſals zu erheben und gegen je-
des Ungluͤk im Voraus zu bewafnen ſucht.
Wenn ihr alſo, nach unſerm Beiſpiel, euch
mit einem maͤßigen Genuſſe geſunder, einfa-
cher, und unerkuͤnſtelter Speiſen zu begnuͤgen,
und das ſuͤße Gift der Lekkereien immer mehr
zu verſchmaͤhen lernt; wenn ihr den Muͤſſiggang,
als eine Peſt des Leibes und der Sele flieht
und, ſo viel es immer moͤglich iſt, bald durch

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[47/0053] haͤtte gewoͤhnt gehabt, vor keiner auch noch ſo groſ- ſen Gefahr dergeſtalt zu erſchrekken, daß er ſeines Verſtandes nicht mehr machtig bliebe. Und dahin, meine lieben Kinder, koͤnnen wir es alle bringen, wenn wir uns nur fruͤhzeitig genug bemuͤhen, geſund und ſtark an Leib und Sele zu werden. Johannes. Ja, wie wird man das aber? Vater. Dadurch, lieber Johannes, wenn man durch eine arbeitſame, maͤßige und, ſo viel moͤglich, natuͤrliche Lebensart ſeinen Koͤrper ab- zuhaͤrten, und ſeinen Geiſt durch unbefleckte Tugend und Gottesfurcht uͤber jede Abwech- ſelung des Schikſals zu erheben und gegen je- des Ungluͤk im Voraus zu bewafnen ſucht. Wenn ihr alſo, nach unſerm Beiſpiel, euch mit einem maͤßigen Genuſſe geſunder, einfa- cher, und unerkuͤnſtelter Speiſen zu begnuͤgen, und das ſuͤße Gift der Lekkereien immer mehr zu verſchmaͤhen lernt; wenn ihr den Muͤſſiggang, als eine Peſt des Leibes und der Sele flieht und, ſo viel es immer moͤglich iſt, bald durch Kopf-

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/53>, abgerufen am 08.05.2024.