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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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nun zuerst die Fabel von dem Hunde ein,
der das Stük Fleisch, welches er im Munde
hielt, fahren ließ, um nach dem Schatten
desselben im Wasser zu greifen, und darüber
am Ende gar nichts hatte. Aber bald darauf
erinnerte er sich auch, wie es die Landleute
machen; daß sie nemlich einen Theil des
Korns, welches sie schon haben, ausstreuen,
in der Hofnung, noch weit mehr dadurch zu
gewinnen. Das Verfahren des Hundes nent
jederman unvernünftig, das Verfahren
des Landmans hingegen vernünftig und klug:
"was mag denn wohl, dachte Robinson,
der Unterschied hiebei sein?"

Er san noch ein Weilchen darüber nach
und dan sagt' er zu sich selbst: "ja, ja, so
ists! Der Hund handelte unvernünftig, weil
er nur seiner Begierde folgte, ohne zu über-
legen, ob er das, was er haschen wolte, auch
wirklich erlangen könte. Der Akkersman
aber handelt vernünftig, weil er mit großer
Wahrscheinlichkeit hoffen kan, daß er mehr
Korn wieder bekommen werde, als er aus-
streuet."

"Nun,

nun zuerſt die Fabel von dem Hunde ein,
der das Stuͤk Fleiſch, welches er im Munde
hielt, fahren ließ, um nach dem Schatten
deſſelben im Waſſer zu greifen, und daruͤber
am Ende gar nichts hatte. Aber bald darauf
erinnerte er ſich auch, wie es die Landleute
machen; daß ſie nemlich einen Theil des
Korns, welches ſie ſchon haben, ausſtreuen,
in der Hofnung, noch weit mehr dadurch zu
gewinnen. Das Verfahren des Hundes nent
jederman unvernuͤnftig, das Verfahren
des Landmans hingegen vernuͤnftig und klug:
„was mag denn wohl, dachte Robinſon,
der Unterſchied hiebei ſein?„

Er ſan noch ein Weilchen daruͤber nach
und dan ſagt' er zu ſich ſelbſt: „ja, ja, ſo
iſts! Der Hund handelte unvernuͤnftig, weil
er nur ſeiner Begierde folgte, ohne zu uͤber-
legen, ob er das, was er haſchen wolte, auch
wirklich erlangen koͤnte. Der Akkersman
aber handelt vernuͤnftig, weil er mit großer
Wahrſcheinlichkeit hoffen kan, daß er mehr
Korn wieder bekommen werde, als er aus-
ſtreuet.„

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[28/0034] nun zuerſt die Fabel von dem Hunde ein, der das Stuͤk Fleiſch, welches er im Munde hielt, fahren ließ, um nach dem Schatten deſſelben im Waſſer zu greifen, und daruͤber am Ende gar nichts hatte. Aber bald darauf erinnerte er ſich auch, wie es die Landleute machen; daß ſie nemlich einen Theil des Korns, welches ſie ſchon haben, ausſtreuen, in der Hofnung, noch weit mehr dadurch zu gewinnen. Das Verfahren des Hundes nent jederman unvernuͤnftig, das Verfahren des Landmans hingegen vernuͤnftig und klug: „was mag denn wohl, dachte Robinſon, der Unterſchied hiebei ſein?„ Er ſan noch ein Weilchen daruͤber nach und dan ſagt' er zu ſich ſelbſt: „ja, ja, ſo iſts! Der Hund handelte unvernuͤnftig, weil er nur ſeiner Begierde folgte, ohne zu uͤber- legen, ob er das, was er haſchen wolte, auch wirklich erlangen koͤnte. Der Akkersman aber handelt vernuͤnftig, weil er mit großer Wahrſcheinlichkeit hoffen kan, daß er mehr Korn wieder bekommen werde, als er aus- ſtreuet.„ „Nun,

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/34>, abgerufen am 24.11.2024.