Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

Der ordentliche Lauf des Schiffes kont' es auch
nicht hieher geführt haben: denn was könte ei-
nen englischen Schiffer bewegen nach einer Welt-
gegend hinzusegeln, in der die Engländer keine
Besizungen, und also auch keinen Verkehr hat-
ten. Es entstand also die Besorgniß, daß es
Seeräuber sein mögten.

Frizchen. Was sind das für Leute?

Vater. Es giebt hin und wieder, beson-
ders ausser Europa, noch einige Menschen, die
in ihrer Jugend so schlecht unterrichtet worden
sind, daß sie nicht einmahl wissen, was der Dieb-
stahl für ein großes Verbrechen sei. Diese elen-
den Menschen machen sich daher kein Gewissen
daraus, andern Leuten heimlich oder mit Ge-
walt das Ihrige zu nehmen, und es sich zu zu-
eignen. Geschieht dieses nun zu Lande, so nent
man solche Leute Diebe oder Räuber; geschieht
es aber auf dem Meere: so nent man sie See-
räuber.

Christel. Aber dies waren ja Engländer?

Vater. Das schienen sie zwar zu sein,
aber Robinson dachte: wer weiß ob die Böse-

wichter

Der ordentliche Lauf des Schiffes kont' es auch
nicht hieher gefuͤhrt haben: denn was koͤnte ei-
nen engliſchen Schiffer bewegen nach einer Welt-
gegend hinzuſegeln, in der die Englaͤnder keine
Beſizungen, und alſo auch keinen Verkehr hat-
ten. Es entſtand alſo die Beſorgniß, daß es
Seeraͤuber ſein moͤgten.

Frizchen. Was ſind das fuͤr Leute?

Vater. Es giebt hin und wieder, beſon-
ders auſſer Europa, noch einige Menſchen, die
in ihrer Jugend ſo ſchlecht unterrichtet worden
ſind, daß ſie nicht einmahl wiſſen, was der Dieb-
ſtahl fuͤr ein großes Verbrechen ſei. Dieſe elen-
den Menſchen machen ſich daher kein Gewiſſen
daraus, andern Leuten heimlich oder mit Ge-
walt das Ihrige zu nehmen, und es ſich zu zu-
eignen. Geſchieht dieſes nun zu Lande, ſo nent
man ſolche Leute Diebe oder Raͤuber; geſchieht
es aber auf dem Meere: ſo nent man ſie See-
raͤuber.

Chriſtel. Aber dies waren ja Englaͤnder?

Vater. Das ſchienen ſie zwar zu ſein,
aber Robinſon dachte: wer weiß ob die Boͤſe-

wichter
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0328" n="322"/>
Der ordentliche Lauf des Schiffes kont' es auch<lb/>
nicht hieher gefu&#x0364;hrt haben: denn was ko&#x0364;nte ei-<lb/>
nen engli&#x017F;chen Schiffer bewegen nach einer Welt-<lb/>
gegend hinzu&#x017F;egeln, in der die Engla&#x0364;nder keine<lb/>
Be&#x017F;izungen, und al&#x017F;o auch keinen Verkehr hat-<lb/>
ten. Es ent&#x017F;tand al&#x017F;o die Be&#x017F;orgniß, daß es<lb/><hi rendition="#fr">Seera&#x0364;uber</hi> &#x017F;ein mo&#x0364;gten.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Frizchen.</hi> Was &#x017F;ind das fu&#x0364;r Leute?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vater.</hi> Es giebt hin und wieder, be&#x017F;on-<lb/>
ders au&#x017F;&#x017F;er Europa, noch einige Men&#x017F;chen, die<lb/>
in ihrer Jugend &#x017F;o &#x017F;chlecht unterrichtet worden<lb/>
&#x017F;ind, daß &#x017F;ie nicht einmahl wi&#x017F;&#x017F;en, was der Dieb-<lb/>
&#x017F;tahl fu&#x0364;r ein großes Verbrechen &#x017F;ei. Die&#x017F;e elen-<lb/>
den Men&#x017F;chen machen &#x017F;ich daher kein Gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
daraus, andern Leuten heimlich oder mit Ge-<lb/>
walt das Ihrige zu nehmen, und es &#x017F;ich zu zu-<lb/>
eignen. Ge&#x017F;chieht die&#x017F;es nun zu Lande, &#x017F;o nent<lb/>
man &#x017F;olche Leute <hi rendition="#fr">Diebe</hi> oder <hi rendition="#fr">Ra&#x0364;uber;</hi> ge&#x017F;chieht<lb/>
es aber auf dem Meere: &#x017F;o nent man &#x017F;ie <hi rendition="#fr">See-<lb/>
ra&#x0364;uber.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Chri&#x017F;tel.</hi> Aber dies waren ja Engla&#x0364;nder?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vater.</hi> Das &#x017F;chienen &#x017F;ie zwar zu &#x017F;ein,<lb/>
aber <hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi> dachte: wer weiß ob die Bo&#x0364;&#x017F;e-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wichter</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[322/0328] Der ordentliche Lauf des Schiffes kont' es auch nicht hieher gefuͤhrt haben: denn was koͤnte ei- nen engliſchen Schiffer bewegen nach einer Welt- gegend hinzuſegeln, in der die Englaͤnder keine Beſizungen, und alſo auch keinen Verkehr hat- ten. Es entſtand alſo die Beſorgniß, daß es Seeraͤuber ſein moͤgten. Frizchen. Was ſind das fuͤr Leute? Vater. Es giebt hin und wieder, beſon- ders auſſer Europa, noch einige Menſchen, die in ihrer Jugend ſo ſchlecht unterrichtet worden ſind, daß ſie nicht einmahl wiſſen, was der Dieb- ſtahl fuͤr ein großes Verbrechen ſei. Dieſe elen- den Menſchen machen ſich daher kein Gewiſſen daraus, andern Leuten heimlich oder mit Ge- walt das Ihrige zu nehmen, und es ſich zu zu- eignen. Geſchieht dieſes nun zu Lande, ſo nent man ſolche Leute Diebe oder Raͤuber; geſchieht es aber auf dem Meere: ſo nent man ſie See- raͤuber. Chriſtel. Aber dies waren ja Englaͤnder? Vater. Das ſchienen ſie zwar zu ſein, aber Robinſon dachte: wer weiß ob die Boͤſe- wichter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/328
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/328>, abgerufen am 24.11.2024.