Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

den freien Plaz und Robinson flog zuerst nach
dem armen Schlachtopfer, um ihn seine Erlö-
sung anzukündigen. Indem er bei ihm ankam,
bemerkt' er daß Einige der flüchtigen Wilden bei
seinem Anblikke stuzten; sich von neuem sammel-
ten und zum Kampfe rüsteten. Er winkte sei-
nem Gefährten, dieser verstand ihn, lief etwas
näher hinzu, gab Feuer, und sahe zwei von ih-
nen stürzen.

Robinson schnit unterdeß mit einem Mes-
ser die Strikke von Binsen los, womit der Ge-
fangene an Händen und Füßen gar jämmerlich
zusammen geschnürt war. Er fragte ihn auf
deutsch und englisch: wer er wäre? und der Ge-
fangene antwortete auf lateinisch: Christianus,
ein Christ! Hispanus, ein Spanier! Mehr
kont' er nicht vorbringen, so schwach fühlt' er
sich. Robinson hatte zum Glük auf den Fal
einer Verwundung ein Fläschchen vol Wein zu
sich gestekt. Von diesem gab er dem Spanier
zu trinken, und da er sich dadurch plözlich gestärkt
fühlte: so reichte ihm Robinson eine seiner
Pistolen, nebst dem Säbel, damit er helfen

mög-
S 2

den freien Plaz und Robinſon flog zuerſt nach
dem armen Schlachtopfer, um ihn ſeine Erloͤ-
ſung anzukuͤndigen. Indem er bei ihm ankam,
bemerkt' er daß Einige der fluͤchtigen Wilden bei
ſeinem Anblikke ſtuzten; ſich von neuem ſammel-
ten und zum Kampfe ruͤſteten. Er winkte ſei-
nem Gefaͤhrten, dieſer verſtand ihn, lief etwas
naͤher hinzu, gab Feuer, und ſahe zwei von ih-
nen ſtuͤrzen.

Robinſon ſchnit unterdeß mit einem Meſ-
ſer die Strikke von Binſen los, womit der Ge-
fangene an Haͤnden und Fuͤßen gar jaͤmmerlich
zuſammen geſchnuͤrt war. Er fragte ihn auf
deutſch und engliſch: wer er waͤre? und der Ge-
fangene antwortete auf lateiniſch: Chriſtianus,
ein Chriſt! Hiſpanus, ein Spanier! Mehr
kont' er nicht vorbringen, ſo ſchwach fuͤhlt' er
ſich. Robinſon hatte zum Gluͤk auf den Fal
einer Verwundung ein Flaͤſchchen vol Wein zu
ſich geſtekt. Von dieſem gab er dem Spanier
zu trinken, und da er ſich dadurch ploͤzlich geſtaͤrkt
fuͤhlte: ſo reichte ihm Robinſon eine ſeiner
Piſtolen, nebſt dem Saͤbel, damit er helfen

moͤg-
S 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0281" n="275"/>
den freien Plaz und <hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi> flog zuer&#x017F;t nach<lb/>
dem armen Schlachtopfer, um ihn &#x017F;eine Erlo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ung anzuku&#x0364;ndigen. Indem er bei ihm ankam,<lb/>
bemerkt' er daß Einige der flu&#x0364;chtigen Wilden bei<lb/>
&#x017F;einem Anblikke &#x017F;tuzten; &#x017F;ich von neuem &#x017F;ammel-<lb/>
ten und zum Kampfe ru&#x0364;&#x017F;teten. Er winkte &#x017F;ei-<lb/>
nem Gefa&#x0364;hrten, die&#x017F;er ver&#x017F;tand ihn, lief etwas<lb/>
na&#x0364;her hinzu, gab Feuer, und &#x017F;ahe zwei von ih-<lb/>
nen &#x017F;tu&#x0364;rzen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi> &#x017F;chnit unterdeß mit einem Me&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er die Strikke von Bin&#x017F;en los, womit der Ge-<lb/>
fangene an Ha&#x0364;nden und Fu&#x0364;ßen gar ja&#x0364;mmerlich<lb/>
zu&#x017F;ammen ge&#x017F;chnu&#x0364;rt war. Er fragte ihn auf<lb/>
deut&#x017F;ch und engli&#x017F;ch: wer er wa&#x0364;re? und der Ge-<lb/>
fangene antwortete auf lateini&#x017F;ch: <hi rendition="#aq">Chri&#x017F;tianus</hi>,<lb/>
ein Chri&#x017F;t! <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;panus</hi>, ein Spanier! Mehr<lb/>
kont' er nicht vorbringen, &#x017F;o &#x017F;chwach fu&#x0364;hlt' er<lb/>
&#x017F;ich. <hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi> hatte zum Glu&#x0364;k auf den Fal<lb/>
einer Verwundung ein Fla&#x0364;&#x017F;chchen vol Wein zu<lb/>
&#x017F;ich ge&#x017F;tekt. Von die&#x017F;em gab er dem Spanier<lb/>
zu trinken, und da er &#x017F;ich dadurch plo&#x0364;zlich ge&#x017F;ta&#x0364;rkt<lb/>
fu&#x0364;hlte: &#x017F;o reichte ihm <hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi> eine &#x017F;einer<lb/>
Pi&#x017F;tolen, neb&#x017F;t dem Sa&#x0364;bel, damit er helfen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S 2</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mo&#x0364;g-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[275/0281] den freien Plaz und Robinſon flog zuerſt nach dem armen Schlachtopfer, um ihn ſeine Erloͤ- ſung anzukuͤndigen. Indem er bei ihm ankam, bemerkt' er daß Einige der fluͤchtigen Wilden bei ſeinem Anblikke ſtuzten; ſich von neuem ſammel- ten und zum Kampfe ruͤſteten. Er winkte ſei- nem Gefaͤhrten, dieſer verſtand ihn, lief etwas naͤher hinzu, gab Feuer, und ſahe zwei von ih- nen ſtuͤrzen. Robinſon ſchnit unterdeß mit einem Meſ- ſer die Strikke von Binſen los, womit der Ge- fangene an Haͤnden und Fuͤßen gar jaͤmmerlich zuſammen geſchnuͤrt war. Er fragte ihn auf deutſch und engliſch: wer er waͤre? und der Ge- fangene antwortete auf lateiniſch: Chriſtianus, ein Chriſt! Hiſpanus, ein Spanier! Mehr kont' er nicht vorbringen, ſo ſchwach fuͤhlt' er ſich. Robinſon hatte zum Gluͤk auf den Fal einer Verwundung ein Flaͤſchchen vol Wein zu ſich geſtekt. Von dieſem gab er dem Spanier zu trinken, und da er ſich dadurch ploͤzlich geſtaͤrkt fuͤhlte: ſo reichte ihm Robinſon eine ſeiner Piſtolen, nebſt dem Saͤbel, damit er helfen moͤg- S 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/281
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/281>, abgerufen am 17.05.2024.