Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

Wind, die Strikleiter wieder hinauf und davon,
als wenn er Flügel hätte.

Freitag schloß aus der Verwirrung, aus
der Eilfertigkeit, und aus den abgebrochnen Wor-
ten seines Herrn, daß die Wilden da wären.
Er ergrif also gleichfals seine Waffen, und lief
mit nicht geringerer Geschwindigkeit hinter ihm
drein.

Ueber zwei starke Meilen musten sie laufen,
bevor sie an die Stelle des Strandes kamen,
der gegen über das Schif vor Anker zu liegen
schien. Und hier war es, wo Freitag erst er-
fuhr, wovon denn eigentlich die Rede sei. Ro-
binson
zeigte ihm das ferne Schif, worüber er
denn gar große Augen machte, weil er der Ent-
fernung ohngeachtet, wohl sehen konte, daß es
hundert mahl größer sei, als das größte, wel-
ches er jemahls gesehen hatte.

Robinson wuste gar nicht, was er vor
Freude alles angeben solte. Bald sprang er,
bald jauchzt' er, bald fiel er seinem Freitag in
die Arme und bat ihn, mit hellen Freudenträ-
nen in den Augen, daß er sich doch auch freuen

mög-
N

Wind, die Strikleiter wieder hinauf und davon,
als wenn er Fluͤgel haͤtte.

Freitag ſchloß aus der Verwirrung, aus
der Eilfertigkeit, und aus den abgebrochnen Wor-
ten ſeines Herrn, daß die Wilden da waͤren.
Er ergrif alſo gleichfals ſeine Waffen, und lief
mit nicht geringerer Geſchwindigkeit hinter ihm
drein.

Ueber zwei ſtarke Meilen muſten ſie laufen,
bevor ſie an die Stelle des Strandes kamen,
der gegen uͤber das Schif vor Anker zu liegen
ſchien. Und hier war es, wo Freitag erſt er-
fuhr, wovon denn eigentlich die Rede ſei. Ro-
binſon
zeigte ihm das ferne Schif, woruͤber er
denn gar große Augen machte, weil er der Ent-
fernung ohngeachtet, wohl ſehen konte, daß es
hundert mahl groͤßer ſei, als das groͤßte, wel-
ches er jemahls geſehen hatte.

Robinſon wuſte gar nicht, was er vor
Freude alles angeben ſolte. Bald ſprang er,
bald jauchzt' er, bald fiel er ſeinem Freitag in
die Arme und bat ihn, mit hellen Freudentraͤ-
nen in den Augen, daß er ſich doch auch freuen

moͤg-
N
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0199" n="193"/>
Wind, die Strikleiter wieder hinauf und davon,<lb/>
als wenn er Flu&#x0364;gel ha&#x0364;tte.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Freitag</hi> &#x017F;chloß aus der Verwirrung, aus<lb/>
der Eilfertigkeit, und aus den abgebrochnen Wor-<lb/>
ten &#x017F;eines Herrn, daß die Wilden da wa&#x0364;ren.<lb/>
Er ergrif al&#x017F;o gleichfals &#x017F;eine Waffen, und lief<lb/>
mit nicht geringerer Ge&#x017F;chwindigkeit hinter ihm<lb/>
drein.</p><lb/>
          <p>Ueber zwei &#x017F;tarke Meilen mu&#x017F;ten &#x017F;ie laufen,<lb/>
bevor &#x017F;ie an die Stelle des Strandes kamen,<lb/>
der gegen u&#x0364;ber das Schif vor Anker zu liegen<lb/>
&#x017F;chien. Und hier war es, wo <hi rendition="#fr">Freitag</hi> er&#x017F;t er-<lb/>
fuhr, wovon denn eigentlich die Rede &#x017F;ei. <hi rendition="#fr">Ro-<lb/>
bin&#x017F;on</hi> zeigte ihm das ferne Schif, woru&#x0364;ber er<lb/>
denn gar große Augen machte, weil er der Ent-<lb/>
fernung ohngeachtet, wohl &#x017F;ehen konte, daß es<lb/>
hundert mahl gro&#x0364;ßer &#x017F;ei, als das gro&#x0364;ßte, wel-<lb/>
ches er jemahls ge&#x017F;ehen hatte.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi> wu&#x017F;te gar nicht, was er vor<lb/>
Freude alles angeben &#x017F;olte. Bald &#x017F;prang er,<lb/>
bald jauchzt' er, bald fiel er &#x017F;einem <hi rendition="#fr">Freitag</hi> in<lb/>
die Arme und bat ihn, mit hellen Freudentra&#x0364;-<lb/>
nen in den Augen, daß er &#x017F;ich doch auch freuen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mo&#x0364;g-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[193/0199] Wind, die Strikleiter wieder hinauf und davon, als wenn er Fluͤgel haͤtte. Freitag ſchloß aus der Verwirrung, aus der Eilfertigkeit, und aus den abgebrochnen Wor- ten ſeines Herrn, daß die Wilden da waͤren. Er ergrif alſo gleichfals ſeine Waffen, und lief mit nicht geringerer Geſchwindigkeit hinter ihm drein. Ueber zwei ſtarke Meilen muſten ſie laufen, bevor ſie an die Stelle des Strandes kamen, der gegen uͤber das Schif vor Anker zu liegen ſchien. Und hier war es, wo Freitag erſt er- fuhr, wovon denn eigentlich die Rede ſei. Ro- binſon zeigte ihm das ferne Schif, woruͤber er denn gar große Augen machte, weil er der Ent- fernung ohngeachtet, wohl ſehen konte, daß es hundert mahl groͤßer ſei, als das groͤßte, wel- ches er jemahls geſehen hatte. Robinſon wuſte gar nicht, was er vor Freude alles angeben ſolte. Bald ſprang er, bald jauchzt' er, bald fiel er ſeinem Freitag in die Arme und bat ihn, mit hellen Freudentraͤ- nen in den Augen, daß er ſich doch auch freuen moͤg- N

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/199
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/199>, abgerufen am 02.05.2024.