so unerfahren eben nicht sei, und lehrte seinen Herrn, ein ganzes junges Lama, welches sie ge- schossen hatten, in kürzerer Zeit weit mürber zu braten, als es am Spiesse geschehen konte. Das fieng er so an.
Er grub ohngefähr zwei Fuß tief ein Loch in die Erde, welches er schichtweise mit troknem Holze und mit platten Steinen anfülte. Die- ses Holz zündete er an. Dan hielt er das junge Lama über's Feuer um die Hare abzusengen, und nachdem dieses geschehen war, schabte er es mit einer Muschel so rein ab, als wenn es mit heissem Wasser wäre abgebrühet worden. Mit eben dieser Muschel schnitt' er den Leib des Thie- res auf, um die Eingeweide heraus zu nehmen. Unterdeß war das Holz zu Kohlen gebrant; das Loch war durch und durch erhizt und die Steine waren glühend geworden. Er warf darauf in der größten Geschwindigkeit diese Steine nebst den Kohlen aus dem Loche hinaus; legte dan einige der heißgemachten Steine auf den Boden des Lochs und bedekte sie mit grünen Kokusblät- tern. Auf diese legt' er das Lama, bedekt' es
aber-
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ſo unerfahren eben nicht ſei, und lehrte ſeinen Herrn, ein ganzes junges Lama, welches ſie ge- ſchoſſen hatten, in kuͤrzerer Zeit weit muͤrber zu braten, als es am Spieſſe geſchehen konte. Das fieng er ſo an.
Er grub ohngefaͤhr zwei Fuß tief ein Loch in die Erde, welches er ſchichtweiſe mit troknem Holze und mit platten Steinen anfuͤlte. Die- ſes Holz zuͤndete er an. Dan hielt er das junge Lama uͤber's Feuer um die Hare abzuſengen, und nachdem dieſes geſchehen war, ſchabte er es mit einer Muſchel ſo rein ab, als wenn es mit heiſſem Waſſer waͤre abgebruͤhet worden. Mit eben dieſer Muſchel ſchnitt' er den Leib des Thie- res auf, um die Eingeweide heraus zu nehmen. Unterdeß war das Holz zu Kohlen gebrant; das Loch war durch und durch erhizt und die Steine waren gluͤhend geworden. Er warf darauf in der groͤßten Geſchwindigkeit dieſe Steine nebſt den Kohlen aus dem Loche hinaus; legte dan einige der heißgemachten Steine auf den Boden des Lochs und bedekte ſie mit gruͤnen Kokusblaͤt- tern. Auf dieſe legt' er das Lama, bedekt' es
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ſo unerfahren eben nicht ſei, und lehrte ſeinen
Herrn, ein ganzes junges Lama, welches ſie ge-
ſchoſſen hatten, in kuͤrzerer Zeit weit muͤrber zu
braten, als es am Spieſſe geſchehen konte.
Das fieng er ſo an.
Er grub ohngefaͤhr zwei Fuß tief ein Loch
in die Erde, welches er ſchichtweiſe mit troknem
Holze und mit platten Steinen anfuͤlte. Die-
ſes Holz zuͤndete er an. Dan hielt er das junge
Lama uͤber's Feuer um die Hare abzuſengen,
und nachdem dieſes geſchehen war, ſchabte er es
mit einer Muſchel ſo rein ab, als wenn es mit
heiſſem Waſſer waͤre abgebruͤhet worden. Mit
eben dieſer Muſchel ſchnitt' er den Leib des Thie-
res auf, um die Eingeweide heraus zu nehmen.
Unterdeß war das Holz zu Kohlen gebrant; das
Loch war durch und durch erhizt und die Steine
waren gluͤhend geworden. Er warf darauf in
der groͤßten Geſchwindigkeit dieſe Steine nebſt
den Kohlen aus dem Loche hinaus; legte dan
einige der heißgemachten Steine auf den Boden
des Lochs und bedekte ſie mit gruͤnen Kokusblaͤt-
tern. Auf dieſe legt' er das Lama, bedekt' es
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/189>, abgerufen am 23.11.2024.
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