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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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Nachdem sie das eingesprüzte Wasser, so gut
es mit den Rudern gehen wolte, wieder ausge-
worfen hatten, beschlossen sie, vorsichtiger zu
Werke zu gehen und ohne Segel zu fahren, da-
mit sie die Lenkung des Schiffes besser in ihrer
Gewalt hätten. So ruderten sie also längst der
Sandbank hin, in der Hofnung, daß sie bald
ein Ende nehmen würde. Aber sie musten wohl
erst vier gute Stunden schiffen, ehe diese Hof-
nung erfült ward: so weit lief die Bank von
Norden nach Süden hin. Robinson merkte,
daß sie sich bis in diejenige Gegend des Meeres
hin erstrekke, wo er vor neun Jahren Schif-
bruch gelitten hatte, und daß es also eben die-
selbe sei, auf welcher das Schif damahls ge-
strandet
war.

Frizchen. Was heißt das gestrandet?

Gotlieb. O daß du doch auch immer den
Vater unterbrechen must!

Vater. Nun, das ist ja gut von ihm,
daß er gern belehrt sein wil! Aber nicht so gut
von dir, lieber Gotlieb, daß du darüber un-
freundlich wirst! Hüte dich künftig davor! --

Stran-
L 5

Nachdem ſie das eingeſpruͤzte Waſſer, ſo gut
es mit den Rudern gehen wolte, wieder ausge-
worfen hatten, beſchloſſen ſie, vorſichtiger zu
Werke zu gehen und ohne Segel zu fahren, da-
mit ſie die Lenkung des Schiffes beſſer in ihrer
Gewalt haͤtten. So ruderten ſie alſo laͤngſt der
Sandbank hin, in der Hofnung, daß ſie bald
ein Ende nehmen wuͤrde. Aber ſie muſten wohl
erſt vier gute Stunden ſchiffen, ehe dieſe Hof-
nung erfuͤlt ward: ſo weit lief die Bank von
Norden nach Suͤden hin. Robinſon merkte,
daß ſie ſich bis in diejenige Gegend des Meeres
hin erſtrekke, wo er vor neun Jahren Schif-
bruch gelitten hatte, und daß es alſo eben die-
ſelbe ſei, auf welcher das Schif damahls ge-
ſtrandet
war.

Frizchen. Was heißt das geſtrandet?

Gotlieb. O daß du doch auch immer den
Vater unterbrechen muſt!

Vater. Nun, das iſt ja gut von ihm,
daß er gern belehrt ſein wil! Aber nicht ſo gut
von dir, lieber Gotlieb, daß du daruͤber un-
freundlich wirſt! Huͤte dich kuͤnftig davor! —

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[169/0175] Nachdem ſie das eingeſpruͤzte Waſſer, ſo gut es mit den Rudern gehen wolte, wieder ausge- worfen hatten, beſchloſſen ſie, vorſichtiger zu Werke zu gehen und ohne Segel zu fahren, da- mit ſie die Lenkung des Schiffes beſſer in ihrer Gewalt haͤtten. So ruderten ſie alſo laͤngſt der Sandbank hin, in der Hofnung, daß ſie bald ein Ende nehmen wuͤrde. Aber ſie muſten wohl erſt vier gute Stunden ſchiffen, ehe dieſe Hof- nung erfuͤlt ward: ſo weit lief die Bank von Norden nach Suͤden hin. Robinſon merkte, daß ſie ſich bis in diejenige Gegend des Meeres hin erſtrekke, wo er vor neun Jahren Schif- bruch gelitten hatte, und daß es alſo eben die- ſelbe ſei, auf welcher das Schif damahls ge- ſtrandet war. Frizchen. Was heißt das geſtrandet? Gotlieb. O daß du doch auch immer den Vater unterbrechen muſt! Vater. Nun, das iſt ja gut von ihm, daß er gern belehrt ſein wil! Aber nicht ſo gut von dir, lieber Gotlieb, daß du daruͤber un- freundlich wirſt! Huͤte dich kuͤnftig davor! — Stran- L 5

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/175>, abgerufen am 24.11.2024.