sen blauen Gewölbe des Himmels, bald an den Bäumen und Stauden, die in frisches Grün gekleidet und mit Thau beperlt, so la- chend vor ihm da standen, bald an seinen treuen Lama's, die sich freudig und liebkosend um ihn her drengten. Es war ihm, als wär' er von einer langen Reise wieder zu den Seinigen gekommen; sein Herz floß über und ergoß sich in süßen Freudentränen.
Der Genuß der frischen Luft, und des frischen Wassers, welches er mit Milch ver- mischte, und die stille Heiterkeit seines Ge- müths trugen nicht wenig dazu bei, ihn völ- lig wieder herzustellen. In einigen Tagen waren alle seine Kräfte ersezt, und er sahe sich wieder im Stande, zu seinen Arbeiten zurükzukehren.
Das erste, was er vornahm, war eine Untersuchung, was wohl aus seinen Töpfen mögte geworden sein? Er öfnete den Ofen und siehe da! alle seine Gefässe waren so schön glasirt, als wenn sie von einem unserer Töpfer wären gemacht worden. In der Freude
darü-
A 5
ſen blauen Gewoͤlbe des Himmels, bald an den Baͤumen und Stauden, die in friſches Gruͤn gekleidet und mit Thau beperlt, ſo la- chend vor ihm da ſtanden, bald an ſeinen treuen Lama's, die ſich freudig und liebkoſend um ihn her drengten. Es war ihm, als waͤr' er von einer langen Reiſe wieder zu den Seinigen gekommen; ſein Herz floß uͤber und ergoß ſich in ſuͤßen Freudentraͤnen.
Der Genuß der friſchen Luft, und des friſchen Waſſers, welches er mit Milch ver- miſchte, und die ſtille Heiterkeit ſeines Ge- muͤths trugen nicht wenig dazu bei, ihn voͤl- lig wieder herzuſtellen. In einigen Tagen waren alle ſeine Kraͤfte erſezt, und er ſahe ſich wieder im Stande, zu ſeinen Arbeiten zuruͤkzukehren.
Das erſte, was er vornahm, war eine Unterſuchung, was wohl aus ſeinen Toͤpfen moͤgte geworden ſein? Er oͤfnete den Ofen und ſiehe da! alle ſeine Gefaͤſſe waren ſo ſchoͤn glaſirt, als wenn ſie von einem unſerer Toͤpfer waͤren gemacht worden. In der Freude
daruͤ-
A 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0015"n="9"/>ſen blauen Gewoͤlbe des Himmels, bald an<lb/>
den Baͤumen und Stauden, die in friſches<lb/>
Gruͤn gekleidet und mit Thau beperlt, ſo la-<lb/>
chend vor ihm da ſtanden, bald an ſeinen<lb/>
treuen Lama's, die ſich freudig und liebkoſend<lb/>
um ihn her drengten. Es war ihm, als<lb/>
waͤr' er von einer langen Reiſe wieder zu den<lb/>
Seinigen gekommen; ſein Herz floß uͤber und<lb/>
ergoß ſich in ſuͤßen Freudentraͤnen.</p><lb/><p>Der Genuß der friſchen Luft, und des<lb/>
friſchen Waſſers, welches er mit Milch ver-<lb/>
miſchte, und die ſtille Heiterkeit ſeines Ge-<lb/>
muͤths trugen nicht wenig dazu bei, ihn voͤl-<lb/>
lig wieder herzuſtellen. In einigen Tagen<lb/>
waren alle ſeine Kraͤfte erſezt, und er ſahe<lb/>ſich wieder im Stande, zu ſeinen Arbeiten<lb/>
zuruͤkzukehren.</p><lb/><p>Das erſte, was er vornahm, war eine<lb/>
Unterſuchung, was wohl aus ſeinen Toͤpfen<lb/>
moͤgte geworden ſein? Er oͤfnete den Ofen<lb/>
und ſiehe da! alle ſeine Gefaͤſſe waren ſo<lb/>ſchoͤn glaſirt, als wenn ſie von einem unſerer<lb/>
Toͤpfer waͤren gemacht worden. In der Freude<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A 5</fw><lb/><fwplace="bottom"type="catch">daruͤ-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[9/0015]
ſen blauen Gewoͤlbe des Himmels, bald an
den Baͤumen und Stauden, die in friſches
Gruͤn gekleidet und mit Thau beperlt, ſo la-
chend vor ihm da ſtanden, bald an ſeinen
treuen Lama's, die ſich freudig und liebkoſend
um ihn her drengten. Es war ihm, als
waͤr' er von einer langen Reiſe wieder zu den
Seinigen gekommen; ſein Herz floß uͤber und
ergoß ſich in ſuͤßen Freudentraͤnen.
Der Genuß der friſchen Luft, und des
friſchen Waſſers, welches er mit Milch ver-
miſchte, und die ſtille Heiterkeit ſeines Ge-
muͤths trugen nicht wenig dazu bei, ihn voͤl-
lig wieder herzuſtellen. In einigen Tagen
waren alle ſeine Kraͤfte erſezt, und er ſahe
ſich wieder im Stande, zu ſeinen Arbeiten
zuruͤkzukehren.
Das erſte, was er vornahm, war eine
Unterſuchung, was wohl aus ſeinen Toͤpfen
moͤgte geworden ſein? Er oͤfnete den Ofen
und ſiehe da! alle ſeine Gefaͤſſe waren ſo
ſchoͤn glaſirt, als wenn ſie von einem unſerer
Toͤpfer waͤren gemacht worden. In der Freude
daruͤ-
A 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/15>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.