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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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stehen. So nahmen beide zu an Kenntnissen und
Geschiklichkeiten und brachten durch gemeinschaft-
lichen Fleiß eine Menge kleiner Kunstwerke zu
Stande, deren Verfertigung jedem von ihnen,
wenn er sich ganz allein befunden hätte, würde
unmöglich gewesen sein. Da fühlte dan auch
jeder von ihnen recht innig, wie gut es sei, daß
die Menschen durch Geselligkeit und Freundschaft
zusammen gehalten werden, und nicht, wie die
wilden Thiere, einzeln auf dem Erdboden herum-
schwärmen!

Freitag verstand sich unter andern auf die
Verfertigung von Matten aus Baumbast, die
er so fein und so dicht zu flechten wuste, daß sie
füglich zu Kleidungsstükken gebraucht werden
konten. Robinson lernte ihm diese Kunst ab;
und da verfertigten beide einen solchen Vorrath
davon, als hinreichend war, um für jeden einen
ganzen Anzug daraus zu machen. O wie freute
sich Robinson, daß ihm die beschwerliche Klei-
dung aus steifen ungegärbten Fellen nun endlich
einmahl entbehrlich geworden war!

Fer-

ſtehen. So nahmen beide zu an Kenntniſſen und
Geſchiklichkeiten und brachten durch gemeinſchaft-
lichen Fleiß eine Menge kleiner Kunſtwerke zu
Stande, deren Verfertigung jedem von ihnen,
wenn er ſich ganz allein befunden haͤtte, wuͤrde
unmoͤglich geweſen ſein. Da fuͤhlte dan auch
jeder von ihnen recht innig, wie gut es ſei, daß
die Menſchen durch Geſelligkeit und Freundſchaft
zuſammen gehalten werden, und nicht, wie die
wilden Thiere, einzeln auf dem Erdboden herum-
ſchwaͤrmen!

Freitag verſtand ſich unter andern auf die
Verfertigung von Matten aus Baumbaſt, die
er ſo fein und ſo dicht zu flechten wuſte, daß ſie
fuͤglich zu Kleidungsſtuͤkken gebraucht werden
konten. Robinſon lernte ihm dieſe Kunſt ab;
und da verfertigten beide einen ſolchen Vorrath
davon, als hinreichend war, um fuͤr jeden einen
ganzen Anzug daraus zu machen. O wie freute
ſich Robinſon, daß ihm die beſchwerliche Klei-
dung aus ſteifen ungegaͤrbten Fellen nun endlich
einmahl entbehrlich geworden war!

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[139/0145] ſtehen. So nahmen beide zu an Kenntniſſen und Geſchiklichkeiten und brachten durch gemeinſchaft- lichen Fleiß eine Menge kleiner Kunſtwerke zu Stande, deren Verfertigung jedem von ihnen, wenn er ſich ganz allein befunden haͤtte, wuͤrde unmoͤglich geweſen ſein. Da fuͤhlte dan auch jeder von ihnen recht innig, wie gut es ſei, daß die Menſchen durch Geſelligkeit und Freundſchaft zuſammen gehalten werden, und nicht, wie die wilden Thiere, einzeln auf dem Erdboden herum- ſchwaͤrmen! Freitag verſtand ſich unter andern auf die Verfertigung von Matten aus Baumbaſt, die er ſo fein und ſo dicht zu flechten wuſte, daß ſie fuͤglich zu Kleidungsſtuͤkken gebraucht werden konten. Robinſon lernte ihm dieſe Kunſt ab; und da verfertigten beide einen ſolchen Vorrath davon, als hinreichend war, um fuͤr jeden einen ganzen Anzug daraus zu machen. O wie freute ſich Robinſon, daß ihm die beſchwerliche Klei- dung aus ſteifen ungegaͤrbten Fellen nun endlich einmahl entbehrlich geworden war! Fer-

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/145>, abgerufen am 24.11.2024.