Lebensart zurük zu kehren? Und wenn du den- noch, dazu zurük zu kehren, gezwungen wür- dest?" Er stieß einen tiefen Seufzer aus.
Dan dacht' er weiter: "Wem hast denn du es vornemlich zu zuschreiben, daß du durch Got- tes Hülfe manche Schwachheit und Untugend abgelegt hast, die dir vorher eigen waren? Nicht wahr, lediglich der arbeitsamen und mäßigen Lebensart, die du bisher zu füh- ren gezwungen warest? Und du woltest nun durch Müßiggang und sinliches Wohlleben dich in Gefahr sezen, der Gesundheit des Leibes und des Geistes, welche Mäßigkeit und Arbeitsam- keit dir verliehen haben, wieder verlustig zu werden? da sei Gott vor! " dacht' er, sprang von seinem Lager auf und ging mit hastigen Schritten in seinem Hofraume auf und nieder. Freitag trug unterdeß die übrig gebliebenen Speisen in den Keller und ging, auf Robin- sons Befehl, die Lama's zu melken.
Robinson fuhr in seiner Betrachtung also fort: "Und, dacht' er, wenn du von nun an ein ruhiges und schwelgerisches Leben führtest,
wie
Lebensart zuruͤk zu kehren? Und wenn du den- noch, dazu zuruͤk zu kehren, gezwungen wuͤr- deſt?„ Er ſtieß einen tiefen Seufzer aus.
Dan dacht' er weiter: „Wem haſt denn du es vornemlich zu zuſchreiben, daß du durch Got- tes Huͤlfe manche Schwachheit und Untugend abgelegt haſt, die dir vorher eigen waren? Nicht wahr, lediglich der arbeitſamen und maͤßigen Lebensart, die du bisher zu fuͤh- ren gezwungen wareſt? Und du wolteſt nun durch Muͤßiggang und ſinliches Wohlleben dich in Gefahr ſezen, der Geſundheit des Leibes und des Geiſtes, welche Maͤßigkeit und Arbeitſam- keit dir verliehen haben, wieder verluſtig zu werden? da ſei Gott vor! „ dacht' er, ſprang von ſeinem Lager auf und ging mit haſtigen Schritten in ſeinem Hofraume auf und nieder. Freitag trug unterdeß die uͤbrig gebliebenen Speiſen in den Keller und ging, auf Robin- ſons Befehl, die Lama's zu melken.
Robinſon fuhr in ſeiner Betrachtung alſo fort: „Und, dacht' er, wenn du von nun an ein ruhiges und ſchwelgeriſches Leben fuͤhrteſt,
wie
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0118"n="112"/>
Lebensart zuruͤk zu kehren? Und wenn du den-<lb/>
noch, dazu zuruͤk zu kehren, gezwungen wuͤr-<lb/>
deſt?„ Er ſtieß einen tiefen Seufzer aus.</p><lb/><p>Dan dacht' er weiter: „Wem haſt denn du<lb/>
es vornemlich zu zuſchreiben, daß du durch Got-<lb/>
tes Huͤlfe manche Schwachheit und Untugend<lb/>
abgelegt haſt, die dir vorher eigen waren?<lb/>
Nicht wahr, lediglich <hirendition="#fr">der arbeitſamen und<lb/>
maͤßigen Lebensart,</hi> die du bisher zu fuͤh-<lb/>
ren gezwungen wareſt? Und du wolteſt nun<lb/>
durch Muͤßiggang und ſinliches Wohlleben dich<lb/>
in Gefahr ſezen, der Geſundheit des Leibes und<lb/>
des Geiſtes, welche Maͤßigkeit und Arbeitſam-<lb/>
keit dir verliehen haben, wieder verluſtig zu<lb/>
werden? da ſei Gott vor! „ dacht' er, ſprang<lb/>
von ſeinem Lager auf und ging mit haſtigen<lb/>
Schritten in ſeinem Hofraume auf und nieder.<lb/><hirendition="#fr">Freitag</hi> trug unterdeß die uͤbrig gebliebenen<lb/>
Speiſen in den Keller und ging, auf <hirendition="#fr">Robin-<lb/>ſons</hi> Befehl, die Lama's zu melken.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Robinſon</hi> fuhr in ſeiner Betrachtung alſo<lb/>
fort: „Und, dacht' er, wenn du von nun an<lb/>
ein ruhiges und ſchwelgeriſches Leben fuͤhrteſt,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wie</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[112/0118]
Lebensart zuruͤk zu kehren? Und wenn du den-
noch, dazu zuruͤk zu kehren, gezwungen wuͤr-
deſt?„ Er ſtieß einen tiefen Seufzer aus.
Dan dacht' er weiter: „Wem haſt denn du
es vornemlich zu zuſchreiben, daß du durch Got-
tes Huͤlfe manche Schwachheit und Untugend
abgelegt haſt, die dir vorher eigen waren?
Nicht wahr, lediglich der arbeitſamen und
maͤßigen Lebensart, die du bisher zu fuͤh-
ren gezwungen wareſt? Und du wolteſt nun
durch Muͤßiggang und ſinliches Wohlleben dich
in Gefahr ſezen, der Geſundheit des Leibes und
des Geiſtes, welche Maͤßigkeit und Arbeitſam-
keit dir verliehen haben, wieder verluſtig zu
werden? da ſei Gott vor! „ dacht' er, ſprang
von ſeinem Lager auf und ging mit haſtigen
Schritten in ſeinem Hofraume auf und nieder.
Freitag trug unterdeß die uͤbrig gebliebenen
Speiſen in den Keller und ging, auf Robin-
ſons Befehl, die Lama's zu melken.
Robinſon fuhr in ſeiner Betrachtung alſo
fort: „Und, dacht' er, wenn du von nun an
ein ruhiges und ſchwelgeriſches Leben fuͤhrteſt,
wie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/118>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.