anders vermuthen konte, als daß die Wilden da wären und seinen Freitag schon gepakt hätten. Furcht und Selbstliebe riethen ihm, sich durch seinen verborgenen unterirdischen Gang auf die Flucht zu begeben, um sein eigenes Leben zu ret- ten. Aber er verwarf diesen Einfal augen- bliklich wieder, weil er es mit Recht für schänd- lich hielt, seinen neuen Hausgenossen und Freund im Stiche zu lassen. Ohne sich also länger zu besinnen, stürzt' er aus der Höhle hervor, fest entschlossen, für Freitags abermahlige Befrei- ung aus den Händen der Unmenschen Blut und Leben zu wagen.
Fr. B. So gefälst du mir, Freund Ro- binson!
Vater. Er stürzte also hervor, das Beil in der Hand: aber -- wie erstaunt' er nicht, da er Freitag ganz allein, wie einen Unsinnigen mit unaufhörlichen Geschrei herumtanzen und die allerseltsamsten Gebehrden machen sahe. Lange stand er, wie verduzt, und wuste nicht, was er davon denken solte? Endlich kam es zu Er- klärungen, und da erfuhr er denn durch Zeichen,
daß
G 4
anders vermuthen konte, als daß die Wilden da waͤren und ſeinen Freitag ſchon gepakt haͤtten. Furcht und Selbſtliebe riethen ihm, ſich durch ſeinen verborgenen unterirdiſchen Gang auf die Flucht zu begeben, um ſein eigenes Leben zu ret- ten. Aber er verwarf dieſen Einfal augen- bliklich wieder, weil er es mit Recht fuͤr ſchaͤnd- lich hielt, ſeinen neuen Hausgenoſſen und Freund im Stiche zu laſſen. Ohne ſich alſo laͤnger zu beſinnen, ſtuͤrzt' er aus der Hoͤhle hervor, feſt entſchloſſen, fuͤr Freitags abermahlige Befrei- ung aus den Haͤnden der Unmenſchen Blut und Leben zu wagen.
Fr. B. So gefaͤlſt du mir, Freund Ro- binſon!
Vater. Er ſtuͤrzte alſo hervor, das Beil in der Hand: aber — wie erſtaunt' er nicht, da er Freitag ganz allein, wie einen Unſinnigen mit unaufhoͤrlichen Geſchrei herumtanzen und die allerſeltſamſten Gebehrden machen ſahe. Lange ſtand er, wie verduzt, und wuſte nicht, was er davon denken ſolte? Endlich kam es zu Er- klaͤrungen, und da erfuhr er denn durch Zeichen,
daß
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anders vermuthen konte, als daß die Wilden da
waͤren und ſeinen Freitag ſchon gepakt haͤtten.
Furcht und Selbſtliebe riethen ihm, ſich durch
ſeinen verborgenen unterirdiſchen Gang auf die
Flucht zu begeben, um ſein eigenes Leben zu ret-
ten. Aber er verwarf dieſen Einfal augen-
bliklich wieder, weil er es mit Recht fuͤr ſchaͤnd-
lich hielt, ſeinen neuen Hausgenoſſen und Freund
im Stiche zu laſſen. Ohne ſich alſo laͤnger zu
beſinnen, ſtuͤrzt' er aus der Hoͤhle hervor, feſt
entſchloſſen, fuͤr Freitags abermahlige Befrei-
ung aus den Haͤnden der Unmenſchen Blut und
Leben zu wagen.
Fr. B. So gefaͤlſt du mir, Freund Ro-
binſon!
Vater. Er ſtuͤrzte alſo hervor, das Beil
in der Hand: aber — wie erſtaunt' er nicht, da
er Freitag ganz allein, wie einen Unſinnigen mit
unaufhoͤrlichen Geſchrei herumtanzen und die
allerſeltſamſten Gebehrden machen ſahe. Lange
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/109>, abgerufen am 24.11.2024.
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