Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

Freilich ist er selbst Schuld an allem, was
ihm nun begegnen wird: aber ist er nicht
um desto unglüklicher? O mein Sohn, Gott
bewahre dich und uns alle, vor dem schrek-
lichsten unter allen Leiden, welches darin be-
steht, daß man fühlt, man habe sich selbst
elend gemacht!
Aber wo wir von einem
solchen Unglüklichen hören, da wollen wir be-
denken, daß er unser Bruder, unser armer
verirter Bruder sei, und eine Träne des
Mitleids und der brüderlichen Fürbitte für
ihn gen Himmel weinen.

Alle schwiegen einige Augenblikke; dan
fuhr der Vater folgendermaßen fort:

Robinson eilte nun mit seinen neun
Guineen in die Stadt, kaufte dafür ein, was
der Schifskapitain ihm gerathen hatte und
ließ es an Bord bringen.

Nach einigen Tagen, da ein guter Wind
sich erhob, ließ der Kapitain die Anker lich-
ten
und so giengen sie unter Segel.

Diederich. Wo musten sie denn eigent-
lich hinsegeln, um nach Guinea zu kommen?

Va-

Freilich iſt er ſelbſt Schuld an allem, was
ihm nun begegnen wird: aber iſt er nicht
um deſto ungluͤklicher? O mein Sohn, Gott
bewahre dich und uns alle, vor dem ſchrek-
lichſten unter allen Leiden, welches darin be-
ſteht, daß man fuͤhlt, man habe ſich ſelbſt
elend gemacht!
Aber wo wir von einem
ſolchen Ungluͤklichen hoͤren, da wollen wir be-
denken, daß er unſer Bruder, unſer armer
verirter Bruder ſei, und eine Traͤne des
Mitleids und der bruͤderlichen Fuͤrbitte fuͤr
ihn gen Himmel weinen.

Alle ſchwiegen einige Augenblikke; dan
fuhr der Vater folgendermaßen fort:

Robinſon eilte nun mit ſeinen neun
Guineen in die Stadt, kaufte dafuͤr ein, was
der Schifskapitain ihm gerathen hatte und
ließ es an Bord bringen.

Nach einigen Tagen, da ein guter Wind
ſich erhob, ließ der Kapitain die Anker lich-
ten
und ſo giengen ſie unter Segel.

Diederich. Wo muſten ſie denn eigent-
lich hinſegeln, um nach Guinea zu kommen?

Va-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0067" n="27"/>
Freilich i&#x017F;t er &#x017F;elb&#x017F;t Schuld an allem, was<lb/>
ihm nun begegnen wird: aber i&#x017F;t er nicht<lb/>
um de&#x017F;to unglu&#x0364;klicher? O mein Sohn, Gott<lb/>
bewahre dich und uns alle, vor dem &#x017F;chrek-<lb/>
lich&#x017F;ten unter allen Leiden, welches darin be-<lb/>
&#x017F;teht, daß man fu&#x0364;hlt, <hi rendition="#fr">man habe &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
elend gemacht!</hi> Aber wo wir von einem<lb/>
&#x017F;olchen Unglu&#x0364;klichen ho&#x0364;ren, da wollen wir be-<lb/>
denken, daß er un&#x017F;er Bruder, un&#x017F;er armer<lb/>
verirter Bruder &#x017F;ei, und eine Tra&#x0364;ne des<lb/>
Mitleids und der bru&#x0364;derlichen Fu&#x0364;rbitte fu&#x0364;r<lb/>
ihn gen Himmel weinen.</p><lb/>
          <p>Alle &#x017F;chwiegen einige Augenblikke; dan<lb/>
fuhr der Vater folgendermaßen fort:</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi> eilte nun mit &#x017F;einen neun<lb/>
Guineen in die Stadt, kaufte dafu&#x0364;r ein, was<lb/>
der Schifskapitain ihm gerathen hatte und<lb/>
ließ es an Bord bringen.</p><lb/>
          <p>Nach einigen Tagen, da ein guter Wind<lb/>
&#x017F;ich erhob, ließ der Kapitain die Anker <hi rendition="#fr">lich-<lb/>
ten</hi> und &#x017F;o <hi rendition="#fr">giengen &#x017F;ie unter Segel.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Diederich.</hi> Wo mu&#x017F;ten &#x017F;ie denn eigent-<lb/>
lich hin&#x017F;egeln, um nach Guinea zu kommen?</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Va-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0067] Freilich iſt er ſelbſt Schuld an allem, was ihm nun begegnen wird: aber iſt er nicht um deſto ungluͤklicher? O mein Sohn, Gott bewahre dich und uns alle, vor dem ſchrek- lichſten unter allen Leiden, welches darin be- ſteht, daß man fuͤhlt, man habe ſich ſelbſt elend gemacht! Aber wo wir von einem ſolchen Ungluͤklichen hoͤren, da wollen wir be- denken, daß er unſer Bruder, unſer armer verirter Bruder ſei, und eine Traͤne des Mitleids und der bruͤderlichen Fuͤrbitte fuͤr ihn gen Himmel weinen. Alle ſchwiegen einige Augenblikke; dan fuhr der Vater folgendermaßen fort: Robinſon eilte nun mit ſeinen neun Guineen in die Stadt, kaufte dafuͤr ein, was der Schifskapitain ihm gerathen hatte und ließ es an Bord bringen. Nach einigen Tagen, da ein guter Wind ſich erhob, ließ der Kapitain die Anker lich- ten und ſo giengen ſie unter Segel. Diederich. Wo muſten ſie denn eigent- lich hinſegeln, um nach Guinea zu kommen? Va-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/67
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/67>, abgerufen am 22.11.2024.