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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

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tes Herz! Sieh auf Gott, meine arme ge-
ängstete Sele, -- auf Gott, den großen Hel-
fer in allen Nöthen! Und er wird dir helfen,
wird dir helfen durch Leben oder Tod!"

Mit diesen Worten ermante er sich, richtete
auf seinen Knien sich in die Höhe, und be-
tete mit heisser Inbrunst seines Herzens: "ich
übergebe mich dir, mein Vater; ich übergebe
mich ganz deiner väterlichen Führung! Mache
es mit mir nach deinem Wohlgefallen. Ich
wil gern leiden, was du mir zuschikkest; und
du wirst mir Kräfte dazu verleihen. O ver-
leihe sie mir, mein Vater -- dies ist Alles,
warum ich dich anflehe -- verleihe mir Ge-
duld in meinen Leiden und unwandelbares
Vertrauen auf dich. O erhöre diese Bitte,
diese einzige flehentliche Bitte deines armen
leidenden Kindes, um deiner Liebe willen!"

Jezt überfiel ihn ein heftiges Fieber. Ohn-
geachtet er sich ganz und gar mit den getrok-
neten Lamafellen bedekte, so konte er sich doch
nicht erwärmen. Dieser Frost dauerte wohl
zwei Stunden. Dan wechselte er mit einer
Hize ab, die wie ein brennendes Feuer durch
alle seine Adern lief. Seine Brust flog vom
heftigen Schlagen der Pulsadern auf und
nieder, wie die Brust eines Menschen, der
sich ganz ausser Athem gelaufen hat. In die-

sem

tes Herz! Sieh auf Gott, meine arme ge-
aͤngſtete Sele, — auf Gott, den großen Hel-
fer in allen Noͤthen! Und er wird dir helfen,
wird dir helfen durch Leben oder Tod!„

Mit dieſen Worten ermante er ſich, richtete
auf ſeinen Knien ſich in die Hoͤhe, und be-
tete mit heiſſer Inbrunſt ſeines Herzens: „ich
uͤbergebe mich dir, mein Vater; ich uͤbergebe
mich ganz deiner vaͤterlichen Fuͤhrung! Mache
es mit mir nach deinem Wohlgefallen. Ich
wil gern leiden, was du mir zuſchikkeſt; und
du wirſt mir Kraͤfte dazu verleihen. O ver-
leihe ſie mir, mein Vater — dies iſt Alles,
warum ich dich anflehe — verleihe mir Ge-
duld in meinen Leiden und unwandelbares
Vertrauen auf dich. O erhoͤre dieſe Bitte,
dieſe einzige flehentliche Bitte deines armen
leidenden Kindes, um deiner Liebe willen!„

Jezt uͤberfiel ihn ein heftiges Fieber. Ohn-
geachtet er ſich ganz und gar mit den getrok-
neten Lamafellen bedekte, ſo konte er ſich doch
nicht erwaͤrmen. Dieſer Froſt dauerte wohl
zwei Stunden. Dan wechſelte er mit einer
Hize ab, die wie ein brennendes Feuer durch
alle ſeine Adern lief. Seine Bruſt flog vom
heftigen Schlagen der Pulsadern auf und
nieder, wie die Bruſt eines Menſchen, der
ſich ganz auſſer Athem gelaufen hat. In die-

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[285/0327] tes Herz! Sieh auf Gott, meine arme ge- aͤngſtete Sele, — auf Gott, den großen Hel- fer in allen Noͤthen! Und er wird dir helfen, wird dir helfen durch Leben oder Tod!„ Mit dieſen Worten ermante er ſich, richtete auf ſeinen Knien ſich in die Hoͤhe, und be- tete mit heiſſer Inbrunſt ſeines Herzens: „ich uͤbergebe mich dir, mein Vater; ich uͤbergebe mich ganz deiner vaͤterlichen Fuͤhrung! Mache es mit mir nach deinem Wohlgefallen. Ich wil gern leiden, was du mir zuſchikkeſt; und du wirſt mir Kraͤfte dazu verleihen. O ver- leihe ſie mir, mein Vater — dies iſt Alles, warum ich dich anflehe — verleihe mir Ge- duld in meinen Leiden und unwandelbares Vertrauen auf dich. O erhoͤre dieſe Bitte, dieſe einzige flehentliche Bitte deines armen leidenden Kindes, um deiner Liebe willen!„ Jezt uͤberfiel ihn ein heftiges Fieber. Ohn- geachtet er ſich ganz und gar mit den getrok- neten Lamafellen bedekte, ſo konte er ſich doch nicht erwaͤrmen. Dieſer Froſt dauerte wohl zwei Stunden. Dan wechſelte er mit einer Hize ab, die wie ein brennendes Feuer durch alle ſeine Adern lief. Seine Bruſt flog vom heftigen Schlagen der Pulsadern auf und nieder, wie die Bruſt eines Menſchen, der ſich ganz auſſer Athem gelaufen hat. In die- ſem

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/327>, abgerufen am 23.11.2024.