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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

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nun wolt' er versuchen, ob er nicht durch die
Gewalt des stärksten Feuers eine Glasur her-
vorbringen könte. Er stekte also die Töpfe
mit den Tiegeln hinein, und machte darauf
nach und nach ein so starkes Feuer an, daß
der Ofen durch und durch glühend wurde.
Dies heftige Feuer unterhielt er bis an den
Abend, da er es nach und nach ausgehen ließ,
und nun, sehr begierig war, den Erfolg davon
zu sehen. Aber was wars? Der erste Topf,
den er hervorzog, war dem ohngeachtet nicht
glasirt, der zweite auch nicht, und so die übri-
gen. Als er aber zulezt einen der Tiegel betrach-
tete: so bemerkte er zu seiner eben so grossen
Freude, als Verwunderung, daß dieser allein
auf dem Boden mit einer ordentlichen Glasur
überzogen war.

Dabei stand nun sein Verstand vollends stil.
Was in aller Welt, dacht' er, kan doch wohl die
Ursache sein, warum grade dieser eine Tiegel
ein wenig glasirt worden ist, und keins von
den übrigen Gefäßen, da sie doch alle aus ei-
nerlei Thon gemacht, und in einem und eben
demselben Ofen gebrant worden sind? -- Er
san und san, aber es wolte sich lange nichts
finden lassen, was ihm das Ding begreiflich
machte.

End-
S 5

nun wolt' er verſuchen, ob er nicht durch die
Gewalt des ſtaͤrkſten Feuers eine Glaſur her-
vorbringen koͤnte. Er ſtekte alſo die Toͤpfe
mit den Tiegeln hinein, und machte darauf
nach und nach ein ſo ſtarkes Feuer an, daß
der Ofen durch und durch gluͤhend wurde.
Dies heftige Feuer unterhielt er bis an den
Abend, da er es nach und nach ausgehen ließ,
und nun, ſehr begierig war, den Erfolg davon
zu ſehen. Aber was wars? Der erſte Topf,
den er hervorzog, war dem ohngeachtet nicht
glaſirt, der zweite auch nicht, und ſo die uͤbri-
gen. Als er aber zulezt einen der Tiegel betrach-
tete: ſo bemerkte er zu ſeiner eben ſo groſſen
Freude, als Verwunderung, daß dieſer allein
auf dem Boden mit einer ordentlichen Glaſur
uͤberzogen war.

Dabei ſtand nun ſein Verſtand vollends ſtil.
Was in aller Welt, dacht' er, kan doch wohl die
Urſache ſein, warum grade dieſer eine Tiegel
ein wenig glaſirt worden iſt, und keins von
den uͤbrigen Gefaͤßen, da ſie doch alle aus ei-
nerlei Thon gemacht, und in einem und eben
demſelben Ofen gebrant worden ſind? — Er
ſan und ſan, aber es wolte ſich lange nichts
finden laſſen, was ihm das Ding begreiflich
machte.

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[281/0323] nun wolt' er verſuchen, ob er nicht durch die Gewalt des ſtaͤrkſten Feuers eine Glaſur her- vorbringen koͤnte. Er ſtekte alſo die Toͤpfe mit den Tiegeln hinein, und machte darauf nach und nach ein ſo ſtarkes Feuer an, daß der Ofen durch und durch gluͤhend wurde. Dies heftige Feuer unterhielt er bis an den Abend, da er es nach und nach ausgehen ließ, und nun, ſehr begierig war, den Erfolg davon zu ſehen. Aber was wars? Der erſte Topf, den er hervorzog, war dem ohngeachtet nicht glaſirt, der zweite auch nicht, und ſo die uͤbri- gen. Als er aber zulezt einen der Tiegel betrach- tete: ſo bemerkte er zu ſeiner eben ſo groſſen Freude, als Verwunderung, daß dieſer allein auf dem Boden mit einer ordentlichen Glaſur uͤberzogen war. Dabei ſtand nun ſein Verſtand vollends ſtil. Was in aller Welt, dacht' er, kan doch wohl die Urſache ſein, warum grade dieſer eine Tiegel ein wenig glaſirt worden iſt, und keins von den uͤbrigen Gefaͤßen, da ſie doch alle aus ei- nerlei Thon gemacht, und in einem und eben demſelben Ofen gebrant worden ſind? — Er ſan und ſan, aber es wolte ſich lange nichts finden laſſen, was ihm das Ding begreiflich machte. End- S 5

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/323>, abgerufen am 28.03.2024.