Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

eingesalzen, weil er sich erinnerte zu Hause
gesehen zu haben, daß seine Mutter es eben
so zu machen pflegte.

Das war nun schon ein ziemlicher Vorrath
von Fleisch; und doch besorgte er, daß es
noch nicht genug sein mögte, im Fal der Win-
ter sehr rauh und anhaltend werden solte. Er
wünschte daher noch einige Lama's zu fangen;
aber das wolte ihm nicht mehr gelingen.
Denn die Thiere hatten nunmehr seine Nach-
stellungen gemerkt, und waren auf ihrer Hut.
Er muste also ein neues Mittel ersinnen, sich
ihrer zu bemächtigen.

Auch dieses ward gefunden; so unerschöpflich
ist der menschliche Verstand, wenn man ihn
nur recht übt, an Hülfsmitteln zur Glüksee-
ligkeit! Er hatte bemerkt, daß die Lama's,
so oft sie ihn bei der Quelle zu Gesicht beka-
men, allemahl in größter Eile über einen klei-
nen Hügel nach dem Gebüsche ranten. An
der andern Seite war dieser Hügel mit kleinem
Gesträuch, wie mit einer Hekke eingefaßt
und hinter dieser Hekke war eine steile Wand,

ohn-
Q 3

eingeſalzen, weil er ſich erinnerte zu Hauſe
geſehen zu haben, daß ſeine Mutter es eben
ſo zu machen pflegte.

Das war nun ſchon ein ziemlicher Vorrath
von Fleiſch; und doch beſorgte er, daß es
noch nicht genug ſein moͤgte, im Fal der Win-
ter ſehr rauh und anhaltend werden ſolte. Er
wuͤnſchte daher noch einige Lama's zu fangen;
aber das wolte ihm nicht mehr gelingen.
Denn die Thiere hatten nunmehr ſeine Nach-
ſtellungen gemerkt, und waren auf ihrer Hut.
Er muſte alſo ein neues Mittel erſinnen, ſich
ihrer zu bemaͤchtigen.

Auch dieſes ward gefunden; ſo unerſchoͤpflich
iſt der menſchliche Verſtand, wenn man ihn
nur recht uͤbt, an Huͤlfsmitteln zur Gluͤkſee-
ligkeit! Er hatte bemerkt, daß die Lama's,
ſo oft ſie ihn bei der Quelle zu Geſicht beka-
men, allemahl in groͤßter Eile uͤber einen klei-
nen Huͤgel nach dem Gebuͤſche ranten. An
der andern Seite war dieſer Huͤgel mit kleinem
Geſtraͤuch, wie mit einer Hekke eingefaßt
und hinter dieſer Hekke war eine ſteile Wand,

ohn-
Q 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0285" n="245"/>
einge&#x017F;alzen, weil er &#x017F;ich erinnerte zu Hau&#x017F;e<lb/>
ge&#x017F;ehen zu haben, daß &#x017F;eine Mutter es eben<lb/>
&#x017F;o zu machen pflegte.</p><lb/>
          <p>Das war nun &#x017F;chon ein ziemlicher Vorrath<lb/>
von Flei&#x017F;ch; und doch be&#x017F;orgte er, daß es<lb/>
noch nicht genug &#x017F;ein mo&#x0364;gte, im Fal der Win-<lb/>
ter &#x017F;ehr rauh und anhaltend werden &#x017F;olte. Er<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chte daher noch einige Lama's zu fangen;<lb/>
aber das wolte ihm nicht mehr gelingen.<lb/>
Denn die Thiere hatten nunmehr &#x017F;eine Nach-<lb/>
&#x017F;tellungen gemerkt, und waren auf ihrer Hut.<lb/>
Er mu&#x017F;te al&#x017F;o ein neues Mittel er&#x017F;innen, &#x017F;ich<lb/>
ihrer zu bema&#x0364;chtigen.</p><lb/>
          <p>Auch die&#x017F;es ward gefunden; &#x017F;o uner&#x017F;cho&#x0364;pflich<lb/>
i&#x017F;t der men&#x017F;chliche Ver&#x017F;tand, wenn man ihn<lb/>
nur recht u&#x0364;bt, an Hu&#x0364;lfsmitteln zur Glu&#x0364;k&#x017F;ee-<lb/>
ligkeit! Er hatte bemerkt, daß die Lama's,<lb/>
&#x017F;o oft &#x017F;ie ihn bei der Quelle zu Ge&#x017F;icht beka-<lb/>
men, allemahl in gro&#x0364;ßter Eile u&#x0364;ber einen klei-<lb/>
nen Hu&#x0364;gel nach dem Gebu&#x0364;&#x017F;che ranten. An<lb/>
der andern Seite war die&#x017F;er Hu&#x0364;gel mit kleinem<lb/>
Ge&#x017F;tra&#x0364;uch, wie mit einer Hekke eingefaßt<lb/>
und hinter die&#x017F;er Hekke war eine &#x017F;teile Wand,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q 3</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ohn-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[245/0285] eingeſalzen, weil er ſich erinnerte zu Hauſe geſehen zu haben, daß ſeine Mutter es eben ſo zu machen pflegte. Das war nun ſchon ein ziemlicher Vorrath von Fleiſch; und doch beſorgte er, daß es noch nicht genug ſein moͤgte, im Fal der Win- ter ſehr rauh und anhaltend werden ſolte. Er wuͤnſchte daher noch einige Lama's zu fangen; aber das wolte ihm nicht mehr gelingen. Denn die Thiere hatten nunmehr ſeine Nach- ſtellungen gemerkt, und waren auf ihrer Hut. Er muſte alſo ein neues Mittel erſinnen, ſich ihrer zu bemaͤchtigen. Auch dieſes ward gefunden; ſo unerſchoͤpflich iſt der menſchliche Verſtand, wenn man ihn nur recht uͤbt, an Huͤlfsmitteln zur Gluͤkſee- ligkeit! Er hatte bemerkt, daß die Lama's, ſo oft ſie ihn bei der Quelle zu Geſicht beka- men, allemahl in groͤßter Eile uͤber einen klei- nen Huͤgel nach dem Gebuͤſche ranten. An der andern Seite war dieſer Huͤgel mit kleinem Geſtraͤuch, wie mit einer Hekke eingefaßt und hinter dieſer Hekke war eine ſteile Wand, ohn- Q 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/285
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/285>, abgerufen am 18.04.2024.