Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

uns zu unserm Besten oft etwas begegnen,
wovon wir die glüklichen Folgen erst lange
nachher, ja wohl erst in dem ewigen Leben
erfahren werden. Ich hingegen sahe nur auf
vier Wochen voraus."

"Wäre nun in eurer Jugend euch Alles
immer nach Wunsche gegangen, und hättet
ihr dasjenige, was ihr hoftet, jedesmahl zur
bestimten Zeit richtig erhalten: o Kinder, wie
würde das in eurem künftigen Leben euch
schlecht bekommen! Wie würde dadurch euer
Herz verwöhnt werden, und wie unglüklich
würde dies so verwöhnte Herz euch in der Fol-
ge machen, wenn die Zeit erst wird gekommen
sein, da euch nicht Alles mehr so ganz nach
Wunsche gehen wird, als jezt! Und diese
Zeit wird kommen, meine Lieben; sie wird
eben so gewiß für euch kommen, als sie für
alle andere Menschen zu kommen pflegt. Denn
noch ist kein Mensch auf Erden erfunden wor-
den, der da hätte sagen können, daß es ihm
in allen Dingen völlig nach seinem Sinne ge-
gangen wäre."

"Was

uns zu unſerm Beſten oft etwas begegnen,
wovon wir die gluͤklichen Folgen erſt lange
nachher, ja wohl erſt in dem ewigen Leben
erfahren werden. Ich hingegen ſahe nur auf
vier Wochen voraus.„

„Waͤre nun in eurer Jugend euch Alles
immer nach Wunſche gegangen, und haͤttet
ihr dasjenige, was ihr hoftet, jedesmahl zur
beſtimten Zeit richtig erhalten: o Kinder, wie
wuͤrde das in eurem kuͤnftigen Leben euch
ſchlecht bekommen! Wie wuͤrde dadurch euer
Herz verwoͤhnt werden, und wie ungluͤklich
wuͤrde dies ſo verwoͤhnte Herz euch in der Fol-
ge machen, wenn die Zeit erſt wird gekommen
ſein, da euch nicht Alles mehr ſo ganz nach
Wunſche gehen wird, als jezt! Und dieſe
Zeit wird kommen, meine Lieben; ſie wird
eben ſo gewiß fuͤr euch kommen, als ſie fuͤr
alle andere Menſchen zu kommen pflegt. Denn
noch iſt kein Menſch auf Erden erfunden wor-
den, der da haͤtte ſagen koͤnnen, daß es ihm
in allen Dingen voͤllig nach ſeinem Sinne ge-
gangen waͤre.„

„Was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0260" n="220"/>
uns zu un&#x017F;erm Be&#x017F;ten oft etwas begegnen,<lb/>
wovon wir die glu&#x0364;klichen Folgen er&#x017F;t lange<lb/>
nachher, ja wohl er&#x017F;t in dem ewigen Leben<lb/>
erfahren werden. Ich hingegen &#x017F;ahe nur auf<lb/>
vier Wochen voraus.&#x201E;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Wa&#x0364;re nun in eurer Jugend euch Alles<lb/>
immer nach Wun&#x017F;che gegangen, und ha&#x0364;ttet<lb/>
ihr dasjenige, was ihr hoftet, jedesmahl zur<lb/>
be&#x017F;timten Zeit richtig erhalten: o Kinder, wie<lb/>
wu&#x0364;rde das in eurem ku&#x0364;nftigen Leben euch<lb/>
&#x017F;chlecht bekommen! Wie wu&#x0364;rde dadurch euer<lb/>
Herz verwo&#x0364;hnt werden, und wie unglu&#x0364;klich<lb/>
wu&#x0364;rde dies &#x017F;o verwo&#x0364;hnte Herz euch in der Fol-<lb/>
ge machen, wenn die Zeit er&#x017F;t wird gekommen<lb/>
&#x017F;ein, da euch nicht Alles mehr &#x017F;o ganz nach<lb/>
Wun&#x017F;che gehen wird, als jezt! Und die&#x017F;e<lb/>
Zeit wird kommen, meine Lieben; &#x017F;ie wird<lb/>
eben &#x017F;o gewiß fu&#x0364;r euch kommen, als &#x017F;ie fu&#x0364;r<lb/>
alle andere Men&#x017F;chen zu kommen pflegt. Denn<lb/>
noch i&#x017F;t kein Men&#x017F;ch auf Erden erfunden wor-<lb/>
den, der da ha&#x0364;tte &#x017F;agen ko&#x0364;nnen, daß es ihm<lb/>
in allen Dingen vo&#x0364;llig nach &#x017F;einem Sinne ge-<lb/>
gangen wa&#x0364;re.&#x201E;</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">&#x201E;Was</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[220/0260] uns zu unſerm Beſten oft etwas begegnen, wovon wir die gluͤklichen Folgen erſt lange nachher, ja wohl erſt in dem ewigen Leben erfahren werden. Ich hingegen ſahe nur auf vier Wochen voraus.„ „Waͤre nun in eurer Jugend euch Alles immer nach Wunſche gegangen, und haͤttet ihr dasjenige, was ihr hoftet, jedesmahl zur beſtimten Zeit richtig erhalten: o Kinder, wie wuͤrde das in eurem kuͤnftigen Leben euch ſchlecht bekommen! Wie wuͤrde dadurch euer Herz verwoͤhnt werden, und wie ungluͤklich wuͤrde dies ſo verwoͤhnte Herz euch in der Fol- ge machen, wenn die Zeit erſt wird gekommen ſein, da euch nicht Alles mehr ſo ganz nach Wunſche gehen wird, als jezt! Und dieſe Zeit wird kommen, meine Lieben; ſie wird eben ſo gewiß fuͤr euch kommen, als ſie fuͤr alle andere Menſchen zu kommen pflegt. Denn noch iſt kein Menſch auf Erden erfunden wor- den, der da haͤtte ſagen koͤnnen, daß es ihm in allen Dingen voͤllig nach ſeinem Sinne ge- gangen waͤre.„ „Was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/260
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/260>, abgerufen am 25.04.2024.