Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

was ereignete, welches er nicht vorher gesehen
hatte, und welches einen gewaltigen Strich
durch seine Rechnung machte.

Johannes. Was war denn das?

Lotte. O ich weiß schon! Die wilden
Menschen sind gekommen und haben ihn auf-
gegessen!

Gotlieb. Bewahre! Ist das wohl
wahr, Vater?

Vater. Nein, das nicht; aber es war
etwas, welches ihm beinahe eben so grossen
Schrekken verursachte, als wenn die Wilden
ihn hätten lebendig braten wollen.

Johannes. O nu! Was war's denn?

Vater. Es war Nacht, und Robin-
son
lag ruhig auf seinem Lager, die treuen
Lama's zu seinen Füssen. Der Mond stand
in seiner ganzen Herlichkeit am Himmel; die
Luft war rein und stil, und ein tiefes Schwei-
gen herschte durch die ganze Natur. Robin-
son,
von der Arbeit des Tages ermüdet, lag
schon im süssen Schlummer und träumte, wie
er sehr oft zu thun pflegte, von seinen lieben

El-

was ereignete, welches er nicht vorher geſehen
hatte, und welches einen gewaltigen Strich
durch ſeine Rechnung machte.

Johannes. Was war denn das?

Lotte. O ich weiß ſchon! Die wilden
Menſchen ſind gekommen und haben ihn auf-
gegeſſen!

Gotlieb. Bewahre! Iſt das wohl
wahr, Vater?

Vater. Nein, das nicht; aber es war
etwas, welches ihm beinahe eben ſo groſſen
Schrekken verurſachte, als wenn die Wilden
ihn haͤtten lebendig braten wollen.

Johannes. O nu! Was war's denn?

Vater. Es war Nacht, und Robin-
ſon
lag ruhig auf ſeinem Lager, die treuen
Lama's zu ſeinen Fuͤſſen. Der Mond ſtand
in ſeiner ganzen Herlichkeit am Himmel; die
Luft war rein und ſtil, und ein tiefes Schwei-
gen herſchte durch die ganze Natur. Robin-
ſon,
von der Arbeit des Tages ermuͤdet, lag
ſchon im ſuͤſſen Schlummer und traͤumte, wie
er ſehr oft zu thun pflegte, von ſeinen lieben

El-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0250" n="210"/>
was ereignete, welches er nicht vorher ge&#x017F;ehen<lb/>
hatte, und welches einen gewaltigen Strich<lb/>
durch &#x017F;eine Rechnung machte.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Johannes.</hi> Was war denn das?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Lotte.</hi> O ich weiß &#x017F;chon! Die wilden<lb/>
Men&#x017F;chen &#x017F;ind gekommen und haben ihn auf-<lb/>
gege&#x017F;&#x017F;en!</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Gotlieb.</hi> Bewahre! I&#x017F;t das wohl<lb/>
wahr, Vater?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vater.</hi> Nein, das nicht; aber es war<lb/>
etwas, welches ihm beinahe eben &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Schrekken verur&#x017F;achte, als wenn die Wilden<lb/>
ihn ha&#x0364;tten lebendig braten wollen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Johannes.</hi> O nu! Was war's denn?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vater.</hi> Es war Nacht, und <hi rendition="#fr">Robin-<lb/>
&#x017F;on</hi> lag ruhig auf &#x017F;einem Lager, die treuen<lb/>
Lama's zu &#x017F;einen Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Der Mond &#x017F;tand<lb/>
in &#x017F;einer ganzen Herlichkeit am Himmel; die<lb/>
Luft war rein und &#x017F;til, und ein tiefes Schwei-<lb/>
gen her&#x017F;chte durch die ganze Natur. <hi rendition="#fr">Robin-<lb/>
&#x017F;on,</hi> von der Arbeit des Tages ermu&#x0364;det, lag<lb/>
&#x017F;chon im &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Schlummer und tra&#x0364;umte, wie<lb/>
er &#x017F;ehr oft zu thun pflegte, von &#x017F;einen lieben<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">El-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[210/0250] was ereignete, welches er nicht vorher geſehen hatte, und welches einen gewaltigen Strich durch ſeine Rechnung machte. Johannes. Was war denn das? Lotte. O ich weiß ſchon! Die wilden Menſchen ſind gekommen und haben ihn auf- gegeſſen! Gotlieb. Bewahre! Iſt das wohl wahr, Vater? Vater. Nein, das nicht; aber es war etwas, welches ihm beinahe eben ſo groſſen Schrekken verurſachte, als wenn die Wilden ihn haͤtten lebendig braten wollen. Johannes. O nu! Was war's denn? Vater. Es war Nacht, und Robin- ſon lag ruhig auf ſeinem Lager, die treuen Lama's zu ſeinen Fuͤſſen. Der Mond ſtand in ſeiner ganzen Herlichkeit am Himmel; die Luft war rein und ſtil, und ein tiefes Schwei- gen herſchte durch die ganze Natur. Robin- ſon, von der Arbeit des Tages ermuͤdet, lag ſchon im ſuͤſſen Schlummer und traͤumte, wie er ſehr oft zu thun pflegte, von ſeinen lieben El-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/250
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/250>, abgerufen am 03.12.2024.