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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

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Hofplaze zu machen, und das Lama mit sei-
nen Jungen so lange darin zu verwahren,
bis er irgend eine bessere Anstalt würde ge-
troffen haben.

Bis dieser Stal fertig wäre, band er es
an einen Baum und fing so gleich die Arbeit
an. Er hieb nemlich mit seinem steinernen
Beil eine Anzahl junger Bäume ab, und
pflanzte sie so dicht neben einander in die Erde,
daß sie eine ziemlich feste Wand machten. Das
Lama hatte sich unterdeß vor Müdigkeit nie-
der gelegt, und die Lämmer, die nichts da-
von wußten, daß sie Gefangene wären, lagen
sorglos an ihren Zizen und liessen sichs wohl
schmekken.

Was das für ein erfreulicher Anblik für
unsern Robinson war! Zehnmahl stand er stil,
um den lieben Thierchen zuzusehen, und sich
glüklich zu schäzen, daß er doch nun wenig-
stens einige lebendige Geschöpfe zu seiner Ge-
selschaft habe! Von diesem Augenblikke an,
schien sein Leben ihm nicht mehr ganz einsam
zu sein, und die Freude darüber gab ihm so

viel

Hofplaze zu machen, und das Lama mit ſei-
nen Jungen ſo lange darin zu verwahren,
bis er irgend eine beſſere Anſtalt wuͤrde ge-
troffen haben.

Bis dieſer Stal fertig waͤre, band er es
an einen Baum und fing ſo gleich die Arbeit
an. Er hieb nemlich mit ſeinem ſteinernen
Beil eine Anzahl junger Baͤume ab, und
pflanzte ſie ſo dicht neben einander in die Erde,
daß ſie eine ziemlich feſte Wand machten. Das
Lama hatte ſich unterdeß vor Muͤdigkeit nie-
der gelegt, und die Laͤmmer, die nichts da-
von wußten, daß ſie Gefangene waͤren, lagen
ſorglos an ihren Zizen und lieſſen ſichs wohl
ſchmekken.

Was das fuͤr ein erfreulicher Anblik fuͤr
unſern Robinſon war! Zehnmahl ſtand er ſtil,
um den lieben Thierchen zuzuſehen, und ſich
gluͤklich zu ſchaͤzen, daß er doch nun wenig-
ſtens einige lebendige Geſchoͤpfe zu ſeiner Ge-
ſelſchaft habe! Von dieſem Augenblikke an,
ſchien ſein Leben ihm nicht mehr ganz einſam
zu ſein, und die Freude daruͤber gab ihm ſo

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[196/0236] Hofplaze zu machen, und das Lama mit ſei- nen Jungen ſo lange darin zu verwahren, bis er irgend eine beſſere Anſtalt wuͤrde ge- troffen haben. Bis dieſer Stal fertig waͤre, band er es an einen Baum und fing ſo gleich die Arbeit an. Er hieb nemlich mit ſeinem ſteinernen Beil eine Anzahl junger Baͤume ab, und pflanzte ſie ſo dicht neben einander in die Erde, daß ſie eine ziemlich feſte Wand machten. Das Lama hatte ſich unterdeß vor Muͤdigkeit nie- der gelegt, und die Laͤmmer, die nichts da- von wußten, daß ſie Gefangene waͤren, lagen ſorglos an ihren Zizen und lieſſen ſichs wohl ſchmekken. Was das fuͤr ein erfreulicher Anblik fuͤr unſern Robinſon war! Zehnmahl ſtand er ſtil, um den lieben Thierchen zuzuſehen, und ſich gluͤklich zu ſchaͤzen, daß er doch nun wenig- ſtens einige lebendige Geſchoͤpfe zu ſeiner Ge- ſelſchaft habe! Von dieſem Augenblikke an, ſchien ſein Leben ihm nicht mehr ganz einſam zu ſein, und die Freude daruͤber gab ihm ſo viel

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/236>, abgerufen am 29.03.2024.