dienen solte. Darein sezte er die Schildkrö- tenschale mit dem eingesalzenen Fleische, legte das Bratenstük bis auf den Abend dazu, und bedekte die Oefnung des Lochs mit Zwei- gen.
Den noch übrigen Theil des Nachmittags widmete er der Aufheiterung seines Gemüths durch einen angenehmen Spaziergang längst dem Strande des Meers, von wannen ein sanfter Ostwind wehete, wodurch die schwüle Luft um etwas abgekühlt ward. Seine Au- gen weideten sich an dem Anblikke des uner- meßlichen Weltmeers, welches nur von kleinen in einander laufenden Wellen gekräuselt wurde. Er sahe sehnsuchtsvol nach der Himmelsgegend hin, in welcher sein geliebtes Vaterland lag, und eine bange Träne schlich über seine Wan- gen, da der Gedanke an seine theuern Eltern lebhaft in ihm ward.
"Was mögen sie jezt machen, die armen bekümmerten Eltern?" rief er aus und rang unter vielen Tränen seine Hände. "Wenn sie den bittern Schmerz, den ich Elender
ihnen
dienen ſolte. Darein ſezte er die Schildkroͤ- tenſchale mit dem eingeſalzenen Fleiſche, legte das Bratenſtuͤk bis auf den Abend dazu, und bedekte die Oefnung des Lochs mit Zwei- gen.
Den noch uͤbrigen Theil des Nachmittags widmete er der Aufheiterung ſeines Gemuͤths durch einen angenehmen Spaziergang laͤngſt dem Strande des Meers, von wannen ein ſanfter Oſtwind wehete, wodurch die ſchwuͤle Luft um etwas abgekuͤhlt ward. Seine Au- gen weideten ſich an dem Anblikke des uner- meßlichen Weltmeers, welches nur von kleinen in einander laufenden Wellen gekraͤuſelt wurde. Er ſahe ſehnſuchtsvol nach der Himmelsgegend hin, in welcher ſein geliebtes Vaterland lag, und eine bange Traͤne ſchlich uͤber ſeine Wan- gen, da der Gedanke an ſeine theuern Eltern lebhaft in ihm ward.
„Was moͤgen ſie jezt machen, die armen bekuͤmmerten Eltern?„ rief er aus und rang unter vielen Traͤnen ſeine Haͤnde. „Wenn ſie den bittern Schmerz, den ich Elender
ihnen
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dienen ſolte. Darein ſezte er die Schildkroͤ-
tenſchale mit dem eingeſalzenen Fleiſche, legte
das Bratenſtuͤk bis auf den Abend dazu,
und bedekte die Oefnung des Lochs mit Zwei-
gen.
Den noch uͤbrigen Theil des Nachmittags
widmete er der Aufheiterung ſeines Gemuͤths
durch einen angenehmen Spaziergang laͤngſt
dem Strande des Meers, von wannen ein
ſanfter Oſtwind wehete, wodurch die ſchwuͤle
Luft um etwas abgekuͤhlt ward. Seine Au-
gen weideten ſich an dem Anblikke des uner-
meßlichen Weltmeers, welches nur von kleinen
in einander laufenden Wellen gekraͤuſelt wurde.
Er ſahe ſehnſuchtsvol nach der Himmelsgegend
hin, in welcher ſein geliebtes Vaterland lag,
und eine bange Traͤne ſchlich uͤber ſeine Wan-
gen, da der Gedanke an ſeine theuern Eltern
lebhaft in ihm ward.
„Was moͤgen ſie jezt machen, die armen
bekuͤmmerten Eltern?„ rief er aus und rang
unter vielen Traͤnen ſeine Haͤnde. „Wenn
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/214>, abgerufen am 19.04.2024.
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