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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

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einzige Reihe schlanker Bäume noch keine
sichere Schuzmauer zu sein schien: so ließ er
sich die Mühe nicht verdriessen, noch eine
zweite Reihe um die erste herum zu pflan-
zen. Dan durchflocht' er beide Reihen mit
grünen Zweigen und endlich gerieth er gar
auf den Einfal, den Zwischenraum zwischen
den beiden Reihen mit Erde auszufüllen. Da-
durch entstand nun eine so feste Wand, daß
schon eine recht grosse Gewalt würde erfodert
worden sein, um sie zu durchbrechen.

Alle Abend und alle Morgen begoß er
seine kleine Pflanzung mit Wasser aus der
nahen Quelle. Zum Wassergefäß diente ihm
die Kokusschale. Bald hatte er auch die
Freude zu sehen, daß die jungen Bäume aus-
schlugen und grünten, daß es eine rechte Lust
war, sie anzusehen.

Da er mit seiner Einzäunung fast völlig
fertig war, wandte er einen ganzen Tag dazu
an, viele und starke Strikke zu drehen. Von
diesen machte er, so gut er konte, eine Strik-
leiter.

Die-

einzige Reihe ſchlanker Baͤume noch keine
ſichere Schuzmauer zu ſein ſchien: ſo ließ er
ſich die Muͤhe nicht verdrieſſen, noch eine
zweite Reihe um die erſte herum zu pflan-
zen. Dan durchflocht' er beide Reihen mit
gruͤnen Zweigen und endlich gerieth er gar
auf den Einfal, den Zwiſchenraum zwiſchen
den beiden Reihen mit Erde auszufuͤllen. Da-
durch entſtand nun eine ſo feſte Wand, daß
ſchon eine recht groſſe Gewalt wuͤrde erfodert
worden ſein, um ſie zu durchbrechen.

Alle Abend und alle Morgen begoß er
ſeine kleine Pflanzung mit Waſſer aus der
nahen Quelle. Zum Waſſergefaͤß diente ihm
die Kokusſchale. Bald hatte er auch die
Freude zu ſehen, daß die jungen Baͤume aus-
ſchlugen und gruͤnten, daß es eine rechte Luſt
war, ſie anzuſehen.

Da er mit ſeiner Einzaͤunung faſt voͤllig
fertig war, wandte er einen ganzen Tag dazu
an, viele und ſtarke Strikke zu drehen. Von
dieſen machte er, ſo gut er konte, eine Strik-
leiter.

Die-
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[92/0132] einzige Reihe ſchlanker Baͤume noch keine ſichere Schuzmauer zu ſein ſchien: ſo ließ er ſich die Muͤhe nicht verdrieſſen, noch eine zweite Reihe um die erſte herum zu pflan- zen. Dan durchflocht' er beide Reihen mit gruͤnen Zweigen und endlich gerieth er gar auf den Einfal, den Zwiſchenraum zwiſchen den beiden Reihen mit Erde auszufuͤllen. Da- durch entſtand nun eine ſo feſte Wand, daß ſchon eine recht groſſe Gewalt wuͤrde erfodert worden ſein, um ſie zu durchbrechen. Alle Abend und alle Morgen begoß er ſeine kleine Pflanzung mit Waſſer aus der nahen Quelle. Zum Waſſergefaͤß diente ihm die Kokusſchale. Bald hatte er auch die Freude zu ſehen, daß die jungen Baͤume aus- ſchlugen und gruͤnten, daß es eine rechte Luſt war, ſie anzuſehen. Da er mit ſeiner Einzaͤunung faſt voͤllig fertig war, wandte er einen ganzen Tag dazu an, viele und ſtarke Strikke zu drehen. Von dieſen machte er, ſo gut er konte, eine Strik- leiter. Die-

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/132>, abgerufen am 28.03.2024.