einzige Reihe schlanker Bäume noch keine sichere Schuzmauer zu sein schien: so ließ er sich die Mühe nicht verdriessen, noch eine zweite Reihe um die erste herum zu pflan- zen. Dan durchflocht' er beide Reihen mit grünen Zweigen und endlich gerieth er gar auf den Einfal, den Zwischenraum zwischen den beiden Reihen mit Erde auszufüllen. Da- durch entstand nun eine so feste Wand, daß schon eine recht grosse Gewalt würde erfodert worden sein, um sie zu durchbrechen.
Alle Abend und alle Morgen begoß er seine kleine Pflanzung mit Wasser aus der nahen Quelle. Zum Wassergefäß diente ihm die Kokusschale. Bald hatte er auch die Freude zu sehen, daß die jungen Bäume aus- schlugen und grünten, daß es eine rechte Lust war, sie anzusehen.
Da er mit seiner Einzäunung fast völlig fertig war, wandte er einen ganzen Tag dazu an, viele und starke Strikke zu drehen. Von diesen machte er, so gut er konte, eine Strik- leiter.
Die-
einzige Reihe ſchlanker Baͤume noch keine ſichere Schuzmauer zu ſein ſchien: ſo ließ er ſich die Muͤhe nicht verdrieſſen, noch eine zweite Reihe um die erſte herum zu pflan- zen. Dan durchflocht' er beide Reihen mit gruͤnen Zweigen und endlich gerieth er gar auf den Einfal, den Zwiſchenraum zwiſchen den beiden Reihen mit Erde auszufuͤllen. Da- durch entſtand nun eine ſo feſte Wand, daß ſchon eine recht groſſe Gewalt wuͤrde erfodert worden ſein, um ſie zu durchbrechen.
Alle Abend und alle Morgen begoß er ſeine kleine Pflanzung mit Waſſer aus der nahen Quelle. Zum Waſſergefaͤß diente ihm die Kokusſchale. Bald hatte er auch die Freude zu ſehen, daß die jungen Baͤume aus- ſchlugen und gruͤnten, daß es eine rechte Luſt war, ſie anzuſehen.
Da er mit ſeiner Einzaͤunung faſt voͤllig fertig war, wandte er einen ganzen Tag dazu an, viele und ſtarke Strikke zu drehen. Von dieſen machte er, ſo gut er konte, eine Strik- leiter.
Die-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0132"n="92"/>
einzige Reihe ſchlanker Baͤume noch keine<lb/>ſichere Schuzmauer zu ſein ſchien: ſo ließ er<lb/>ſich die Muͤhe nicht verdrieſſen, noch eine<lb/>
zweite Reihe um die erſte herum zu pflan-<lb/>
zen. Dan durchflocht' er beide Reihen mit<lb/>
gruͤnen Zweigen und endlich gerieth er gar<lb/>
auf den Einfal, den Zwiſchenraum zwiſchen<lb/>
den beiden Reihen mit Erde auszufuͤllen. Da-<lb/>
durch entſtand nun eine ſo feſte Wand, daß<lb/>ſchon eine recht groſſe Gewalt wuͤrde erfodert<lb/>
worden ſein, um ſie zu durchbrechen.</p><lb/><p>Alle Abend und alle Morgen begoß er<lb/>ſeine kleine Pflanzung mit Waſſer aus der<lb/>
nahen Quelle. Zum Waſſergefaͤß diente ihm<lb/>
die Kokusſchale. Bald hatte er auch die<lb/>
Freude zu ſehen, daß die jungen Baͤume aus-<lb/>ſchlugen und gruͤnten, daß es eine rechte Luſt<lb/>
war, ſie anzuſehen.</p><lb/><p>Da er mit ſeiner Einzaͤunung faſt voͤllig<lb/>
fertig war, wandte er einen ganzen Tag dazu<lb/>
an, viele und ſtarke Strikke zu drehen. Von<lb/>
dieſen machte er, ſo gut er konte, eine Strik-<lb/>
leiter.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Die-</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[92/0132]
einzige Reihe ſchlanker Baͤume noch keine
ſichere Schuzmauer zu ſein ſchien: ſo ließ er
ſich die Muͤhe nicht verdrieſſen, noch eine
zweite Reihe um die erſte herum zu pflan-
zen. Dan durchflocht' er beide Reihen mit
gruͤnen Zweigen und endlich gerieth er gar
auf den Einfal, den Zwiſchenraum zwiſchen
den beiden Reihen mit Erde auszufuͤllen. Da-
durch entſtand nun eine ſo feſte Wand, daß
ſchon eine recht groſſe Gewalt wuͤrde erfodert
worden ſein, um ſie zu durchbrechen.
Alle Abend und alle Morgen begoß er
ſeine kleine Pflanzung mit Waſſer aus der
nahen Quelle. Zum Waſſergefaͤß diente ihm
die Kokusſchale. Bald hatte er auch die
Freude zu ſehen, daß die jungen Baͤume aus-
ſchlugen und gruͤnten, daß es eine rechte Luſt
war, ſie anzuſehen.
Da er mit ſeiner Einzaͤunung faſt voͤllig
fertig war, wandte er einen ganzen Tag dazu
an, viele und ſtarke Strikke zu drehen. Von
dieſen machte er, ſo gut er konte, eine Strik-
leiter.
Die-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/132>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.