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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Diebshistorien das II. Buch.
zeit Cratilis wider anfanget Clione zu besuchen/
erlanget auch so viel durch mittel seiner Freunde
daß sie jm zur Ehe wird versprochen/ vnd wird die
Hochzeit bald darauff angestellet. Gibt also ein
neue Heurath zwischen den beyden/ vnd wiewol et-
liche den Cratiles gar für einen Narren hielten/
daß er ein solchs Weib name/ deren Eheman auff
die Galeen ware geschicket worden/ bekümmerte er
sich doch wenig darüber vnd fuhre in seinem vor-
nemen fort/ wie angezeiget ist worden.

Vor der Zeit wahre ein Mann für zwey oder
drey Weiber/ ja biß weilen auch für hundert/ aber hie
sehen wir das gegenspiel: Dann allhie ist ein Weib
für zween Männer/ vnnd wird das Ehebet durch
eine zweyte Ehe gescheiden/ welches nochjer ger ist
als das erste.

Aber bey dem allem muß Floridor allein leiden:
Dann was da in dem gantzen Hauß geschihet vnd
vorgehet/ wann ein Lehrjung oder Knecht ein Glaß
zerbricht das alles muß vber den Sohn auß gehen:
derselbige straffet bißweilen seine Mutter selbsten
wegen der geringen Liebe die sie zu jm hatte: Dörsste
jr auch wol in daß Angesicht hinein sagen/ daß wann
schon sein Vatter auff den Galeen gestorben were/
solte sie sich doch erinnern/ daß sie jn in jhren Leibe
getragen hette/ vnd daß sie seine Mutter wehre. Der
alte Filandere, als er seines newen Eydams grillen
sahe vnd daß er mit seinen Enickel vil tyrannischer
als mit einem Ladenbuben vmbgienge/ wolte jhn
etliche mal zu sich nehmen/ aber die Mutter/ welche
dessen von jhrem Eheman auch muste rede hören/

behiel-
Y iij

Diebshiſtorien das II. Buch.
zeit Cratilis wider anfanget Clione zu beſuchen/
erlanget auch ſo viel durch mittel ſeiner Freunde
daß ſie jm zur Ehe wird verſprochen/ vnd wird die
Hochzeit bald darauff angeſtellet. Gibt alſo ein
neue Heurath zwiſchen den beyden/ vnd wiewol et-
liche den Cratiles gar fuͤr einen Narren hielten/
daß er ein ſolchs Weib name/ deren Eheman auff
die Galeen ware geſchicket worden/ bekuͤmmerte er
ſich doch wenig daruͤber vnd fuhre in ſeinem vor-
nemen fort/ wie angezeiget iſt worden.

Vor der Zeit wahre ein Mann fuͤr zwey oder
drey Weiber/ ja biß weilẽ auch fuͤr hundert/ aber hie
ſehen wir das gegenſpiel: Dann allhie iſt ein Weib
fuͤr zween Maͤnner/ vnnd wird das Ehebet durch
eine zweyte Ehe geſcheiden/ welches nochjer ger iſt
als das erſte.

Aber bey dem allem muß Floridor allein leiden:
Dann was da in dem gantzen Hauß geſchihet vnd
vorgehet/ wann ein Lehrjung oder Knecht ein Glaß
zerbricht das alles muß vber den Sohn auß gehen:
derſelbige ſtraffet bißweilen ſeine Mutter ſelbſten
wegen der geringen Liebe die ſie zu jm hatte: Doͤꝛſſte
jr auch wol in daß Angeſicht hinein ſagen/ daß wañ
ſchon ſein Vatter auff den Galeen geſtorben were/
ſolte ſie ſich doch erinnern/ daß ſie jn in jhren Leibe
getragen hette/ vnd daß ſie ſeine Mutter wehre. Der
alte Filandere, als er ſeines newen Eydams grillen
ſahe vnd daß er mit ſeinen Enickel vil tyranniſcher
als mit einem Ladenbuben vmbgienge/ wolte jhn
etliche mal zu ſich nehmen/ aber die Mutter/ welche
deſſen von jhrem Eheman auch muſte rede hoͤren/

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[361[341]/0351] Diebshiſtorien das II. Buch. zeit Cratilis wider anfanget Clione zu beſuchen/ erlanget auch ſo viel durch mittel ſeiner Freunde daß ſie jm zur Ehe wird verſprochen/ vnd wird die Hochzeit bald darauff angeſtellet. Gibt alſo ein neue Heurath zwiſchen den beyden/ vnd wiewol et- liche den Cratiles gar fuͤr einen Narren hielten/ daß er ein ſolchs Weib name/ deren Eheman auff die Galeen ware geſchicket worden/ bekuͤmmerte er ſich doch wenig daruͤber vnd fuhre in ſeinem vor- nemen fort/ wie angezeiget iſt worden. Vor der Zeit wahre ein Mann fuͤr zwey oder drey Weiber/ ja biß weilẽ auch fuͤr hundert/ aber hie ſehen wir das gegenſpiel: Dann allhie iſt ein Weib fuͤr zween Maͤnner/ vnnd wird das Ehebet durch eine zweyte Ehe geſcheiden/ welches nochjer ger iſt als das erſte. Aber bey dem allem muß Floridor allein leiden: Dann was da in dem gantzen Hauß geſchihet vnd vorgehet/ wann ein Lehrjung oder Knecht ein Glaß zerbricht das alles muß vber den Sohn auß gehen: derſelbige ſtraffet bißweilen ſeine Mutter ſelbſten wegen der geringen Liebe die ſie zu jm hatte: Doͤꝛſſte jr auch wol in daß Angeſicht hinein ſagen/ daß wañ ſchon ſein Vatter auff den Galeen geſtorben were/ ſolte ſie ſich doch erinnern/ daß ſie jn in jhren Leibe getragen hette/ vnd daß ſie ſeine Mutter wehre. Der alte Filandere, als er ſeines newen Eydams grillen ſahe vnd daß er mit ſeinen Enickel vil tyranniſcher als mit einem Ladenbuben vmbgienge/ wolte jhn etliche mal zu ſich nehmen/ aber die Mutter/ welche deſſen von jhrem Eheman auch muſte rede hoͤren/ behiel- Y iij

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 361[341]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/351>, abgerufen am 22.11.2024.