Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.Diebshistorien/ das II. Buch. Clario dieses meineydige Mordstück begienge/hatt er jhm sechs Reuters Röck/ wie deß Obersten Blut Richters Diener pflegen zutragen/ machen lassen/ dieselbigen ließ er seine Mitgesellen anle- gen/ zoge also vnverschämbter weise durch alle Häuser der Bauern vnnd der Hoffleuthe vnder dem schein als wann er diesen oder jenen Vbel- thäter suchete/ vnnd stale deß Nachts was er deß Tags nicht hette mitnehmen dörffen/ ja das beste das er fande vnd sich in seinen Kram schickte: Also daß das Glück dem Clario sonderlich wol wolte/ daß Carfour eben an den Ort kame/ da er seiner am mei- sten bedürffte/ vnd Carfour machte es für sein müh vnd arbeit nach dem alten Sprichwort. Eligentis melior est conditio: Der die wahl hat/ kan allzeit daß beste darauß lesen: Dann von den fünffhundert Cronen name er nicht mehr als vier hundert/ vnd ließ Clario vnd Filandre die übrige hundert Cro- nen/ also daß ein jeglicher funfftzig darvon bekame: welches dann auch billich ware[unleserliches Material] wegen der auß- bündigen stattlichen Stösse/ so sie von Madincourt darüber empfangen hatten. Wie aber die Hunde/ je mehr man sie in einer im
Diebshiſtorien/ das II. Buch. Clario dieſes meineydige Mordſtuͤck begienge/hatt er jhm ſechs Reuters Roͤck/ wie deß Oberſten Blut Richters Diener pflegen zutragen/ machen laſſen/ dieſelbigen ließ er ſeine Mitgeſellen anle- gen/ zoge alſo vnverſchaͤmbter weiſe durch alle Haͤuſer der Bauern vnnd der Hoffleuthe vnder dem ſchein als wann er dieſen oder jenen Vbel- thaͤter ſuchete/ vnnd ſtale deß Nachts was er deß Tags nicht hette mitnehmen doͤrffen/ ja das beſte das er fande vnd ſich in ſeinen Kram ſchickte: Alſo daß das Gluͤck dem Clario ſonderlich wol wolte/ daß Carfour eben an dẽ Ort kame/ da er ſeiner am mei- ſten beduͤrffte/ vnd Carfour machte es fuͤr ſein muͤh vnd arbeit nach dem alten Sprichwort. Eligentis melior eſt cõditio: Der die wahl hat/ kan allzeit daß beſte darauß leſen: Dann von den fuͤnffhundert Cronen name er nicht mehꝛ als vier hundert/ vnd ließ Clario vnd Filandre die uͤbrige hundert Cro- nen/ alſo daß ein jeglicher funfftzig darvon bekame: welches dann auch billich ware[unleserliches Material] wegen der auß- buͤndigen ſtattlichen Stoͤſſe/ ſo ſie von Madincourt daruͤber empfangen hatten. Wie aber die Hunde/ je mehr man ſie in einer im
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0199" n="189"/><fw place="top" type="header">Diebshiſtorien/ das <hi rendition="#aq">II.</hi> Buch.</fw><lb/><hi rendition="#aq">Clario</hi> dieſes meineydige Mordſtuͤck begienge/<lb/> hatt er jhm ſechs Reuters Roͤck/ wie deß Oberſten<lb/> Blut Richters Diener pflegen zutragen/ machen<lb/> laſſen/ dieſelbigen ließ er ſeine Mitgeſellen anle-<lb/> gen/ zoge alſo vnverſchaͤmbter weiſe durch alle<lb/> Haͤuſer der Bauern vnnd der Hoffleuthe vnder<lb/> dem ſchein als wann er dieſen oder jenen Vbel-<lb/> thaͤter ſuchete/ vnnd ſtale deß Nachts was er deß<lb/> Tags nicht hette mitnehmen doͤrffen/ ja das beſte<lb/> das er fande vnd ſich in ſeinen Kram ſchickte: Alſo<lb/> daß das Gluͤck dem <hi rendition="#aq">Clario</hi> ſonderlich wol wolte/ <choice><orig>dz</orig><reg>daß</reg></choice><lb/><hi rendition="#aq">Carfour</hi> eben an dẽ Ort kame/ da er ſeiner am mei-<lb/> ſten beduͤrffte/ vnd <hi rendition="#aq">Carfour</hi> machte es fuͤr ſein muͤh<lb/> vnd arbeit nach dem alten Sprichwort. <hi rendition="#aq">Eligentis<lb/> melior eſt cõditio</hi>: Der die wahl hat/ kan allzeit <choice><orig>dz</orig><reg>daß</reg></choice><lb/> beſte darauß leſen: Dann von den fuͤnffhundert<lb/> Cronen name er nicht mehꝛ als vier hundert/ vnd<lb/> ließ <hi rendition="#aq">Clario</hi> vnd <hi rendition="#aq">Filandre</hi> die uͤbrige hundert Cro-<lb/> nen/ alſo daß ein jeglicher funfftzig darvon bekame:<lb/> welches dann auch billich ware<gap reason="illegible"/> wegen der auß-<lb/> buͤndigen ſtattlichen Stoͤſſe/ ſo ſie von <hi rendition="#aq">Madincourt</hi><lb/> daruͤber empfangen hatten.</p><lb/> <p>Wie aber die Hunde/ je mehr man ſie in einer<lb/> Kuchen ſchlaͤget/ je erger werden/ vnd man die<lb/> Stecken vnd Bruͤgel zu nichts anders als wider<lb/> die Hunde will gebrauchen; Alſo nach dem dieſe<lb/> zwen Schelmen wol waren abgepruͤgelt worden/<lb/> vnd ſie jhnen einbildeten/ ſie weren nun Meiſter<lb/> auff dem Diebshandwerck worden/ zogen ſie gen<lb/> Pariß ſo frewdig als wann ſie auß <hi rendition="#aq">Perou</hi> wider<lb/> kommen weren: Doch lage das dem <hi rendition="#aq">Clario</hi> noch<lb/> <fw place="bottom" type="catch">im</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [189/0199]
Diebshiſtorien/ das II. Buch.
Clario dieſes meineydige Mordſtuͤck begienge/
hatt er jhm ſechs Reuters Roͤck/ wie deß Oberſten
Blut Richters Diener pflegen zutragen/ machen
laſſen/ dieſelbigen ließ er ſeine Mitgeſellen anle-
gen/ zoge alſo vnverſchaͤmbter weiſe durch alle
Haͤuſer der Bauern vnnd der Hoffleuthe vnder
dem ſchein als wann er dieſen oder jenen Vbel-
thaͤter ſuchete/ vnnd ſtale deß Nachts was er deß
Tags nicht hette mitnehmen doͤrffen/ ja das beſte
das er fande vnd ſich in ſeinen Kram ſchickte: Alſo
daß das Gluͤck dem Clario ſonderlich wol wolte/ dz
Carfour eben an dẽ Ort kame/ da er ſeiner am mei-
ſten beduͤrffte/ vnd Carfour machte es fuͤr ſein muͤh
vnd arbeit nach dem alten Sprichwort. Eligentis
melior eſt cõditio: Der die wahl hat/ kan allzeit dz
beſte darauß leſen: Dann von den fuͤnffhundert
Cronen name er nicht mehꝛ als vier hundert/ vnd
ließ Clario vnd Filandre die uͤbrige hundert Cro-
nen/ alſo daß ein jeglicher funfftzig darvon bekame:
welches dann auch billich ware_ wegen der auß-
buͤndigen ſtattlichen Stoͤſſe/ ſo ſie von Madincourt
daruͤber empfangen hatten.
Wie aber die Hunde/ je mehr man ſie in einer
Kuchen ſchlaͤget/ je erger werden/ vnd man die
Stecken vnd Bruͤgel zu nichts anders als wider
die Hunde will gebrauchen; Alſo nach dem dieſe
zwen Schelmen wol waren abgepruͤgelt worden/
vnd ſie jhnen einbildeten/ ſie weren nun Meiſter
auff dem Diebshandwerck worden/ zogen ſie gen
Pariß ſo frewdig als wann ſie auß Perou wider
kommen weren: Doch lage das dem Clario noch
im
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |