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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Beutelschneider/ oder
nung inn jrem Hertzen: Dann Filandre hatte sol-
che gute vnd freundliche Gespräch mit jr/ er erzeh-
lete jhr so viel vnterschiedliche dinge/ daß sie es für
ein grosses Laster selber hette gehalten/ nur allein zu
gedencken/ daß er sie solte oder würde inn Vnglück
oder Gefahr führen.

Als sie aber nun alle drey mitten in dem finstern
vnd dicken Wald se[unleserliches Material]n/ da man dann nichts anders
als grosse Bäum/ allerley Gestreuch/ finstere hölen
für sich sahe: Sihe da kommet Clario/ (welcher sich
an solchem Ort verborgen hatte/ der Jungen E-
delfrawen das Garn zu stellen/ vnd sie zu fangen/)
gantz vermummet vnnd mit einem Degen inn der
Hand herfür gesprungen: Fanget an/ fluchet vnnd
schweret bey Himmel vnd Erden/ Er wolle von jh-
nen allen beyden den Beutel sampt dem Gelt ha-
ben: Der junge Laquey/ welcher seiner Frawen
Pferd bey dem Zügel führete/ entspringet so bald
vnd laufft darvon/ vnd läst seine Fraw Cloride mit-
ten vnter diesen zween reissenden Wölffen.

Filandre nimmet sich an/ als kenne er den Cla-
rio nicht: Saget zu Cloride sie solle deßwegen nicht
so forchtsam seyn: Dann wann der Dieb nur al-
lein seye/ wolle er seiner wol mächtig vnnd bald mit
jm fertig werden: Sie solle nur von dem Pferd
absteigen/ es mit dem Zügel an einen Baum bin-
den vnd sich als nur hinder jhm halten/ dardurch
dann Cloride abermals eine neue Hoffnung in
jrem Hertzen bekame: Dann sie meinete/ Filandre
were doch noch trew gegen Jr: Sie gedachte nicht/
daß das alles solte oder köndte angestelt ding seyn.

Erst-

Beutelſchneider/ oder
nung inn jrem Hertzen: Dann Filandre hatte ſol-
che gute vnd freundliche Geſpraͤch mit jr/ er erzeh-
lete jhr ſo viel vnterſchiedliche dinge/ daß ſie es fuͤr
ein groſſes Laſter ſelber hette gehalten/ nur allein zu
gedencken/ daß er ſie ſolte oder wuͤrde inn Vngluͤck
oder Gefahr fuͤhren.

Als ſie aber nun alle drey mitten in dem finſtern
vnd dicken Wald ſe[unleserliches Material]n/ da man dann nichts anders
als groſſe Baͤum/ allerley Geſtreuch/ finſtere hoͤlen
fuͤr ſich ſahe: Sihe da kommet Clario/ (welcher ſich
an ſolchem Ort verborgen hatte/ der Jungen E-
delfrawen das Garn zu ſtellen/ vnd ſie zu fangen/)
gantz vermummet vnnd mit einem Degen inn der
Hand herfuͤr geſprungen: Fanget an/ fluchet vnnd
ſchweret bey Himmel vnd Erden/ Er wolle von jh-
nen allen beyden den Beutel ſampt dem Gelt ha-
ben: Der junge Laquey/ welcher ſeiner Frawen
Pferd bey dem Zuͤgel fuͤhrete/ entſpringet ſo bald
vnd laufft darvon/ vnd laͤſt ſeine Fraw Cloride mit-
ten vnter dieſen zween reiſſenden Woͤlffen.

Filandre nimmet ſich an/ als kenne er den Cla-
rio nicht: Saget zu Cloride ſie ſolle deßwegen nicht
ſo forchtſam ſeyn: Dann wann der Dieb nur al-
lein ſeye/ wolle er ſeiner wol maͤchtig vnnd bald mit
jm fertig werden: Sie ſolle nur von dem Pferd
abſteigen/ es mit dem Zuͤgel an einen Baum bin-
den vnd ſich als nur hinder jhm halten/ dardurch
dann Cloride abermals eine neue Hoffnung in
jrem Hertzen bekame: Dann ſie meinete/ Filandre
were doch noch trew gegen Jr: Sie gedachte nicht/
daß das alles ſolte oder koͤndte angeſtelt ding ſeyn.

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[174/0184] Beutelſchneider/ oder nung inn jrem Hertzen: Dann Filandre hatte ſol- che gute vnd freundliche Geſpraͤch mit jr/ er erzeh- lete jhr ſo viel vnterſchiedliche dinge/ daß ſie es fuͤr ein groſſes Laſter ſelber hette gehalten/ nur allein zu gedencken/ daß er ſie ſolte oder wuͤrde inn Vngluͤck oder Gefahr fuͤhren. Als ſie aber nun alle drey mitten in dem finſtern vnd dicken Wald ſe_ n/ da man dann nichts anders als groſſe Baͤum/ allerley Geſtreuch/ finſtere hoͤlen fuͤr ſich ſahe: Sihe da kommet Clario/ (welcher ſich an ſolchem Ort verborgen hatte/ der Jungen E- delfrawen das Garn zu ſtellen/ vnd ſie zu fangen/) gantz vermummet vnnd mit einem Degen inn der Hand herfuͤr geſprungen: Fanget an/ fluchet vnnd ſchweret bey Himmel vnd Erden/ Er wolle von jh- nen allen beyden den Beutel ſampt dem Gelt ha- ben: Der junge Laquey/ welcher ſeiner Frawen Pferd bey dem Zuͤgel fuͤhrete/ entſpringet ſo bald vnd laufft darvon/ vnd laͤſt ſeine Fraw Cloride mit- ten vnter dieſen zween reiſſenden Woͤlffen. Filandre nimmet ſich an/ als kenne er den Cla- rio nicht: Saget zu Cloride ſie ſolle deßwegen nicht ſo forchtſam ſeyn: Dann wann der Dieb nur al- lein ſeye/ wolle er ſeiner wol maͤchtig vnnd bald mit jm fertig werden: Sie ſolle nur von dem Pferd abſteigen/ es mit dem Zuͤgel an einen Baum bin- den vnd ſich als nur hinder jhm halten/ dardurch dann Cloride abermals eine neue Hoffnung in jrem Hertzen bekame: Dann ſie meinete/ Filandre were doch noch trew gegen Jr: Sie gedachte nicht/ daß das alles ſolte oder koͤndte angeſtelt ding ſeyn. Erſt-

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/184>, abgerufen am 27.11.2024.