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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Diebs Historien/ das II. Buch.
der jenige Karten/ welche sie zum ersten gesehen
hatten: Der Spanier nennet diese zweyte Karten
die Sandvhr: Fürs dritte gibt er jhm ein Karten
von dem dritten Hauffen/ vnnd sagte zu jhnen/ sie
solten sie in dem Spiel hinlegen/ wo sie selber wol-
ten. Als nun dieses alles also geschehen war/ sagte
er: die erste Karte würde sich nicht finden nach der
zweyte/ welche die Sandvhr war: Noch gleichwol
hette der Schwartzkünstler gemacht/ daß sie sich all-
zeit gefunden hette/ vnd hette jhm also viel Gelt ab-
gewonnen.

Der ander Spanier gehet vnter dessen ein we-
nig hinauß/ nimmet sich an/ als habe er etwas
drunden im Hauß zu verrichten/ vnnd bleibet der
Bref allein mit dem Filou dem Frantzosen/ welcher
Filou sagte/ er verstunde das Spiel gar wol/ vnnd
wolte mit jhm auff solchem Spiel vmb eine Kro-
nen spielen/ wann es dem Herrn Spanier beliebe-
te/ welcher/ weil er nichts mehr als eben das begehr-
te/ darmit gar wol zu frieden ware:

Sie fangen hierauff miteinander an zu spielen/
der Breff aber zu zusehen vnd das Spiel auch zu
lernen/ welches er dann so bald lernete/ dieweil es
gar leicht ware/ wiewol er sein lebenlang nit mehr
mit Karten gespielet hatte.

So bald aber als er das Spiel verstunde/ fienge
er an bey sich selber zu beweinen das Glück dieses
armen frembden: Dann er dachte bey sich/ er wurde
all sein Gelt verlieren mit solchem Spiel: Er mei-
nete/ der vermeinte frembde were entweder gantz
truncken oder närrisch vnd hatte grosses mitleyden
mit seiner Thorheit.

Als

Diebs Hiſtorien/ das II. Buch.
der jenige Karten/ welche ſie zum erſten geſehen
hatten: Der Spanier nennet dieſe zweyte Karten
die Sandvhr: Fuͤrs dritte gibt er jhm ein Karten
von dem dritten Hauffen/ vnnd ſagte zu jhnen/ ſie
ſolten ſie in dem Spiel hinlegen/ wo ſie ſelber wol-
ten. Als nun dieſes alles alſo geſchehen war/ ſagte
er: die erſte Karte wuͤrde ſich nicht finden nach der
zweyte/ welche die Sandvhr war: Noch gleichwol
hette der Schwartzkuͤnſtler gemacht/ daß ſie ſich all-
zeit gefunden hette/ vnd hette jhm alſo viel Gelt ab-
gewonnen.

Der ander Spanier gehet vnter deſſen ein we-
nig hinauß/ nimmet ſich an/ als habe er etwas
drunden im Hauß zu verꝛichten/ vnnd bleibet der
Bref allein mit dem Filou dem Frantzoſen/ welcher
Filou ſagte/ er verſtunde das Spiel gar wol/ vnnd
wolte mit jhm auff ſolchem Spiel vmb eine Kro-
nen ſpielen/ wann es dem Herꝛn Spanier beliebe-
te/ welcher/ weil er nichts mehr als eben das begehr-
te/ darmit gar wol zu frieden ware:

Sie fangen hierauff miteinander an zu ſpielen/
der Breff aber zu zuſehen vnd das Spiel auch zu
lernen/ welches er dann ſo bald lernete/ dieweil es
gar leicht ware/ wiewol er ſein lebenlang nit mehr
mit Karten geſpielet hatte.

So bald aber als er das Spiel verſtunde/ fienge
er an bey ſich ſelber zu beweinen das Gluͤck dieſes
armen frembden: Dann er dachte bey ſich/ er wurde
all ſein Gelt verlieren mit ſolchem Spiel: Er mei-
nete/ der vermeinte frembde were entweder gantz
truncken oder naͤrꝛiſch vnd hatte groſſes mitleyden
mit ſeiner Thorheit.

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[123/0133] Diebs Hiſtorien/ das II. Buch. der jenige Karten/ welche ſie zum erſten geſehen hatten: Der Spanier nennet dieſe zweyte Karten die Sandvhr: Fuͤrs dritte gibt er jhm ein Karten von dem dritten Hauffen/ vnnd ſagte zu jhnen/ ſie ſolten ſie in dem Spiel hinlegen/ wo ſie ſelber wol- ten. Als nun dieſes alles alſo geſchehen war/ ſagte er: die erſte Karte wuͤrde ſich nicht finden nach der zweyte/ welche die Sandvhr war: Noch gleichwol hette der Schwartzkuͤnſtler gemacht/ daß ſie ſich all- zeit gefunden hette/ vnd hette jhm alſo viel Gelt ab- gewonnen. Der ander Spanier gehet vnter deſſen ein we- nig hinauß/ nimmet ſich an/ als habe er etwas drunden im Hauß zu verꝛichten/ vnnd bleibet der Bref allein mit dem Filou dem Frantzoſen/ welcher Filou ſagte/ er verſtunde das Spiel gar wol/ vnnd wolte mit jhm auff ſolchem Spiel vmb eine Kro- nen ſpielen/ wann es dem Herꝛn Spanier beliebe- te/ welcher/ weil er nichts mehr als eben das begehr- te/ darmit gar wol zu frieden ware: Sie fangen hierauff miteinander an zu ſpielen/ der Breff aber zu zuſehen vnd das Spiel auch zu lernen/ welches er dann ſo bald lernete/ dieweil es gar leicht ware/ wiewol er ſein lebenlang nit mehr mit Karten geſpielet hatte. So bald aber als er das Spiel verſtunde/ fienge er an bey ſich ſelber zu beweinen das Gluͤck dieſes armen frembden: Dann er dachte bey ſich/ er wurde all ſein Gelt verlieren mit ſolchem Spiel: Er mei- nete/ der vermeinte frembde were entweder gantz truncken oder naͤrꝛiſch vnd hatte groſſes mitleyden mit ſeiner Thorheit. Als

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/133>, abgerufen am 05.12.2024.