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[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.

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Beutelschneider/ oder
gibt jhnen zeit/ ob sie vielleicht sich bessern wolten/
aber gemeiniglich so mißbrauchen sie die Zeit vnd
die Gnade Gottes.

Vnder dessen kompt dieses alles dem Herren
dieses Schlosses gar wunderbarlich für. Er kan
nit anderst gedencken/ als daß die Soldaten von
Ro ven/ vnder dem schein den sie vorgeben den Ly-
caon bey jhm zu suchen/ jhm sein Hauß geplün-
dert/ vnd alle sein Reichthumb vnd Vermögen
geraubet haben Das geschrey wird allenthalben
darvon außgebreitet: Er beklagte sich bey dem
Parlament zu Rouen/ zeigt an/ daß die Schü-
tzen vnd Soldaten alles geplündert vnd abgesto-
len haben/ vnd daß er mit allen den seinigen nichts
mehr als das Leben habe darvon bringen vnd sal-
virn können.

Was geschicht? Man fraget den sachen nach/
etliche Soldaten werden gefänglich eingezogen/
als Strassenrauber vnd Thäter solchs Raubs/
offentlich angeklaget/ sie werden so schrecklich ge-
foldert/ daß grössere Schmertzen zuvermeyden sie
bekennen/ sie haben gethan/ das jenige/ was jhnen
niemals im Traume ware fürkommen: Es ward
auch einer vnter jhnen auffgehencket/ den andern
desto mehr forcht vnd schrecken einzujagen.

Was hette nun einer jm wunde: barlicher eyn-
bilden können? Ist auch jemals eine Tragoedi bes-
ser gespielet worden? Läst es sich nicht ansehen/ als
ob das gute Glück selber solchem vngeheweren
Wunderthier vnd schädlichen Mißgeburt in al-
lem seinem bösen Vornemen vnd Sünden bey-

stehe/

Beutelſchneider/ oder
gibt jhnen zeit/ ob ſie vielleicht ſich beſſern wolten/
aber gemeiniglich ſo mißbrauchen ſie die Zeit vnd
die Gnade Gottes.

Vnder deſſen kompt dieſes alles dem Herꝛen
dieſes Schloſſes gar wunderbarlich fuͤr. Er kan
nit anderſt gedencken/ als daß die Soldaten von
Ro ven/ vnder dem ſchein den ſie voꝛgeben den Ly-
caon bey jhm zu ſuchen/ jhm ſein Hauß gepluͤn-
dert/ vnd alle ſein Reichthumb vnd Vermoͤgen
geraubet haben Das geſchrey wird allenthalben
darvon außgebreitet: Er beklagte ſich bey dem
Parlament zu Rouen/ zeigt an/ daß die Schuͤ-
tzen vnd Soldaten alles gepluͤndert vnd abgeſto-
len haben/ vn̄ daß er mit allen den ſeinigen nichts
mehr als das Leben habe darvon bringen vnd ſal-
virn koͤnnen.

Was geſchicht? Man fraget den ſachen nach/
etliche Soldaten werden gefaͤnglich eingezogen/
als Straſſenrauber vnd Thaͤter ſolchs Raubs/
offentlich angeklaget/ ſie werden ſo ſchrecklich ge-
foldert/ daß groͤſſere Schmertzen zuvermeyden ſie
bekennen/ ſie haben gethan/ das jenige/ was jhnen
niemals im Traume ware fuͤrkommen: Es ward
auch einer vnter jhnen auffgehencket/ den andern
deſto mehr forcht vnd ſchrecken einzujagen.

Was hette nun einer jm wunde: barlicher eyn-
bilden koͤnnen? Iſt auch jemals eine Tragœdi beſ-
ſer geſpielet worden? Laͤſt es ſich nicht anſehen/ als
ob das gute Gluͤck ſelber ſolchem vngeheweren
Wunderthier vnd ſchaͤdlichen Mißgeburt in al-
lem ſeinem boͤſen Vornemen vnd Suͤnden bey-

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[24/0036] Beutelſchneider/ oder gibt jhnen zeit/ ob ſie vielleicht ſich beſſern wolten/ aber gemeiniglich ſo mißbrauchen ſie die Zeit vnd die Gnade Gottes. Vnder deſſen kompt dieſes alles dem Herꝛen dieſes Schloſſes gar wunderbarlich fuͤr. Er kan nit anderſt gedencken/ als daß die Soldaten von Ro ven/ vnder dem ſchein den ſie voꝛgeben den Ly- caon bey jhm zu ſuchen/ jhm ſein Hauß gepluͤn- dert/ vnd alle ſein Reichthumb vnd Vermoͤgen geraubet haben Das geſchrey wird allenthalben darvon außgebreitet: Er beklagte ſich bey dem Parlament zu Rouen/ zeigt an/ daß die Schuͤ- tzen vnd Soldaten alles gepluͤndert vnd abgeſto- len haben/ vn̄ daß er mit allen den ſeinigen nichts mehr als das Leben habe darvon bringen vnd ſal- virn koͤnnen. Was geſchicht? Man fraget den ſachen nach/ etliche Soldaten werden gefaͤnglich eingezogen/ als Straſſenrauber vnd Thaͤter ſolchs Raubs/ offentlich angeklaget/ ſie werden ſo ſchrecklich ge- foldert/ daß groͤſſere Schmertzen zuvermeyden ſie bekennen/ ſie haben gethan/ das jenige/ was jhnen niemals im Traume ware fuͤrkommen: Es ward auch einer vnter jhnen auffgehencket/ den andern deſto mehr forcht vnd ſchrecken einzujagen. Was hette nun einer jm wunde: barlicher eyn- bilden koͤnnen? Iſt auch jemals eine Tragœdi beſ- ſer geſpielet worden? Laͤſt es ſich nicht anſehen/ als ob das gute Gluͤck ſelber ſolchem vngeheweren Wunderthier vnd ſchaͤdlichen Mißgeburt in al- lem ſeinem boͤſen Vornemen vnd Suͤnden bey- ſtehe/

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Zitationshilfe: [Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/36>, abgerufen am 26.04.2024.