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[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.

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Beutelschneider/ oder
jhn für ein Hirschen mit grossen Hörnern ansa-
hen: Aber darüber muß sich niemands verwun-
dern: Dann wir leben in einer solchen Zeit/ daß
wann einer ein ehrlicher Mann seyn wil muß er
solche Hörner tragen/ vnd bißweilen darbey ein
Hurendeckel seyn/ vnd der jenige/ der in dise Brü-
derschafft nicht ist eingeschrieben/ ist nicht werth/
daß er das Leben soll haben: Dessen kan Zeug seyn/
der jenige/ welchen jederman nennet P.C. D. vnd
welcher in dieser Statt so bekandt ist.

La Forge/ welcher allzeit in seinem Kopff ein
newe Boßheit schmidete vnnd erfande/ nach dem
er sich nun lange Zeit gebraucht/ vnd in gesagtem
Laster geweltzet hatte/ nam jhm vor/ er wolte ei-
nem andern auch Platz machen: Aber es thäte jm
wehe/ daß er der Frauen schon das Gelt gegeben
hatte: Derhalben bedencket er sich auff ein anders/
vnd newes Bubenstück/ wie er doch sein Gelt wi-
derumb von der Frauen möge bekommen: Er
bittet sie/ als seine Beyschläfferinne/ sie wölle jhm
doch die fünff Kronen wider geben/ dann er sey
derselbigen sehr bedörfftig. Er stellt sich gar er-
bärmlich/ vnd sagte/ die Richter wolten jhm die
Kleider gar außziehen/ oder seinen guten schönen
Tüchernen Mantel/ welcher auff das wenigste
fünfftzehen oder sechtzehen Kronen werth ware/
nemen: Derhalben so solte sie jhm doch diesen
gefallen erzeigen/ vnd jhm solches Gelt leyhen: Er
wolte jhr solchen seinen Mantel so lang zum
Pfand geben vnnd lassen/ biß daß er jhr die fünff
Kronen köndte widergeben.


Die

Beutelſchneider/ oder
jhn fuͤr ein Hirſchen mit groſſen Hoͤrnern anſa-
hen: Aber daruͤber muß ſich niemands verwun-
dern: Dann wir leben in einer ſolchen Zeit/ daß
wann einer ein ehrlicher Mann ſeyn wil muß er
ſolche Hoͤrner tragen/ vnd bißweilen darbey ein
Hurendeckel ſeyn/ vnd der jenige/ der in diſe Bruͤ-
derſchafft nicht iſt eingeſchrieben/ iſt nicht werth/
daß er das Leben ſoll haben: Deſſen kan Zeug ſeyn/
der jenige/ welchen jederman nennet P.C. D. vnd
welcher in dieſer Statt ſo bekandt iſt.

La Forge/ welcher allzeit in ſeinem Kopff ein
newe Boßheit ſchmidete vnnd erfande/ nach dem
er ſich nun lange Zeit gebraucht/ vnd in geſagtem
Laſter geweltzet hatte/ nam jhm vor/ er wolte ei-
nem andern auch Platz machen: Aber es thaͤte jm
wehe/ daß er der Frauen ſchon das Gelt gegeben
hatte: Derhalben bedencket er ſich auff ein anders/
vnd newes Bubenſtuͤck/ wie er doch ſein Gelt wi-
derumb von der Frauen moͤge bekommen: Er
bittet ſie/ als ſeine Beyſchlaͤfferinne/ ſie woͤlle jhm
doch die fuͤnff Kronen wider geben/ dann er ſey
derſelbigen ſehr bedoͤrfftig. Er ſtellt ſich gar er-
baͤrmlich/ vnd ſagte/ die Richter wolten jhm die
Kleider gar außziehen/ oder ſeinen guten ſchoͤnen
Tuͤchernen Mantel/ welcher auff das wenigſte
fuͤnfftzehen oder ſechtzehen Kronen werth ware/
nemen: Derhalben ſo ſolte ſie jhm doch dieſen
gefallen erzeigen/ vnd jhm ſolches Gelt leyhen: Er
wolte jhr ſolchen ſeinen Mantel ſo lang zum
Pfand geben vnnd laſſen/ biß daß er jhr die fuͤnff
Kronen koͤndte widergeben.


Die
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[324/0336] Beutelſchneider/ oder jhn fuͤr ein Hirſchen mit groſſen Hoͤrnern anſa- hen: Aber daruͤber muß ſich niemands verwun- dern: Dann wir leben in einer ſolchen Zeit/ daß wann einer ein ehrlicher Mann ſeyn wil muß er ſolche Hoͤrner tragen/ vnd bißweilen darbey ein Hurendeckel ſeyn/ vnd der jenige/ der in diſe Bruͤ- derſchafft nicht iſt eingeſchrieben/ iſt nicht werth/ daß er das Leben ſoll haben: Deſſen kan Zeug ſeyn/ der jenige/ welchen jederman nennet P.C. D. vnd welcher in dieſer Statt ſo bekandt iſt. La Forge/ welcher allzeit in ſeinem Kopff ein newe Boßheit ſchmidete vnnd erfande/ nach dem er ſich nun lange Zeit gebraucht/ vnd in geſagtem Laſter geweltzet hatte/ nam jhm vor/ er wolte ei- nem andern auch Platz machen: Aber es thaͤte jm wehe/ daß er der Frauen ſchon das Gelt gegeben hatte: Derhalben bedencket er ſich auff ein anders/ vnd newes Bubenſtuͤck/ wie er doch ſein Gelt wi- derumb von der Frauen moͤge bekommen: Er bittet ſie/ als ſeine Beyſchlaͤfferinne/ ſie woͤlle jhm doch die fuͤnff Kronen wider geben/ dann er ſey derſelbigen ſehr bedoͤrfftig. Er ſtellt ſich gar er- baͤrmlich/ vnd ſagte/ die Richter wolten jhm die Kleider gar außziehen/ oder ſeinen guten ſchoͤnen Tuͤchernen Mantel/ welcher auff das wenigſte fuͤnfftzehen oder ſechtzehen Kronen werth ware/ nemen: Derhalben ſo ſolte ſie jhm doch dieſen gefallen erzeigen/ vnd jhm ſolches Gelt leyhen: Er wolte jhr ſolchen ſeinen Mantel ſo lang zum Pfand geben vnnd laſſen/ biß daß er jhr die fuͤnff Kronen koͤndte widergeben. Die

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Zitationshilfe: [Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/336>, abgerufen am 07.05.2024.