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[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.

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Diebs Historien/ das I. Buch.
gangen/ als er selber gemeinet hatte: Dann Ly-
caon name nicht mehr als das halbe Theil deß
Gelts/ vnd gabe jhm die andere übrige zwey hun-
dert Kronen wider mit diesen worten: Was/ sagt
er/ wilt du mich betriegen/ vnd mir nicht ein Theil
geben von dem jenigen/ das dir GOtt in meiner
Gesellschafft hat beschert? Ist das der Bund/
den wir mit einander gemacht haben/ ehe wir zu
beten angefangen? Aber daß du nicht könnest sa-
gen/ ich sey so vndanckbar/ wie du/ sihe da hast du
fünfftzehen Schilling/ welche ich dir gebe/ es ist
das halbe Theil von dem/ das mir Gott hat gege-
ben/ damit du ja dich nicht über mich zu beschwe-
ren vnd zu beklagen habest/ dann das were die
gröste vnbillichkeit in der Welt/ wann ich dir das
halbe Theil deines durchs Gebet erlangten Gelts
solte abfordern vnd abnemen/ vnd wolte dir nicht
widerumb auch geben das halbe Theil meines
durch gleiches Mittel erlangten vnd bekomme-
nen Geltes: Vnd also wurde der gute Bauers-
mann mit seinem Gelt ohne Ceremonien erdap-
pet: Dann Lycaon stahle jhm die zwey hundert
Kronen ab schertzweiß/ durch kurtzweil vnd für die
lange weil.

Als aber nun dieser Strassenrauber ein Tag
fünff oder sechs sich von vnd mit diesem geraub-
ten Gelt/ lustig gemacht hatte/ fienge er an ande-
re Leute zu suchen nach den gelegenheiten/ so jhm
vorsielen. Dann so bald als an einem Ort ein
Jahrmarck ware/ dorffte man nicht gedencken/
daß er außbliebe/ sondern er fande sich wiewol

verklei

Diebs Hiſtorien/ das I. Buch.
gangen/ als er ſelber gemeinet hatte: Dann Ly-
caon name nicht mehr als das halbe Theil deß
Gelts/ vnd gabe jhm die andere uͤbrige zwey hun-
dert Kronen wider mit dieſen worten: Was/ ſagt
er/ wilt du mich betriegen/ vnd mir nicht ein Theil
geben von dem jenigen/ das dir GOtt in meiner
Geſellſchafft hat beſchert? Iſt das der Bund/
den wir mit einander gemacht haben/ ehe wir zu
beten angefangen? Aber daß du nicht koͤnneſt ſa-
gen/ ich ſey ſo vndanckbar/ wie du/ ſihe da haſt du
fuͤnfftzehen Schilling/ welche ich dir gebe/ es iſt
das halbe Theil von dem/ das mir Gott hat gege-
ben/ damit du ja dich nicht uͤber mich zu beſchwe-
ren vnd zu beklagen habeſt/ dann das were die
groͤſte vnbillichkeit in der Welt/ wann ich dir das
halbe Theil deines durchs Gebet erlangten Gelts
ſolte abfordern vnd abnemen/ vnd wolte dir nicht
widerumb auch geben das halbe Theil meines
durch gleiches Mittel erlangten vnd bekomme-
nen Geltes: Vnd alſo wurde der gute Bauers-
mann mit ſeinem Gelt ohne Ceremonien erdap-
pet: Dann Lycaon ſtahle jhm die zwey hundert
Kronen ab ſchertzweiß/ durch kuꝛtzweil vnd fuͤr die
lange weil.

Als aber nun dieſer Straſſenrauber ein Tag
fuͤnff oder ſechs ſich von vnd mit dieſem geraub-
ten Gelt/ luſtig gemacht hatte/ fienge er an ande-
re Leute zu ſuchen nach den gelegenheiten/ ſo jhm
vorſielen. Dann ſo bald als an einem Ort ein
Jahrmarck ware/ dorffte man nicht gedencken/
daß er außbliebe/ ſondern er fande ſich wiewol

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[19/0031] Diebs Hiſtorien/ das I. Buch. gangen/ als er ſelber gemeinet hatte: Dann Ly- caon name nicht mehr als das halbe Theil deß Gelts/ vnd gabe jhm die andere uͤbrige zwey hun- dert Kronen wider mit dieſen worten: Was/ ſagt er/ wilt du mich betriegen/ vnd mir nicht ein Theil geben von dem jenigen/ das dir GOtt in meiner Geſellſchafft hat beſchert? Iſt das der Bund/ den wir mit einander gemacht haben/ ehe wir zu beten angefangen? Aber daß du nicht koͤnneſt ſa- gen/ ich ſey ſo vndanckbar/ wie du/ ſihe da haſt du fuͤnfftzehen Schilling/ welche ich dir gebe/ es iſt das halbe Theil von dem/ das mir Gott hat gege- ben/ damit du ja dich nicht uͤber mich zu beſchwe- ren vnd zu beklagen habeſt/ dann das were die groͤſte vnbillichkeit in der Welt/ wann ich dir das halbe Theil deines durchs Gebet erlangten Gelts ſolte abfordern vnd abnemen/ vnd wolte dir nicht widerumb auch geben das halbe Theil meines durch gleiches Mittel erlangten vnd bekomme- nen Geltes: Vnd alſo wurde der gute Bauers- mann mit ſeinem Gelt ohne Ceremonien erdap- pet: Dann Lycaon ſtahle jhm die zwey hundert Kronen ab ſchertzweiß/ durch kuꝛtzweil vnd fuͤr die lange weil. Als aber nun dieſer Straſſenrauber ein Tag fuͤnff oder ſechs ſich von vnd mit dieſem geraub- ten Gelt/ luſtig gemacht hatte/ fienge er an ande- re Leute zu ſuchen nach den gelegenheiten/ ſo jhm vorſielen. Dann ſo bald als an einem Ort ein Jahrmarck ware/ dorffte man nicht gedencken/ daß er außbliebe/ ſondern er fande ſich wiewol verklei

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Zitationshilfe: [Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/31>, abgerufen am 26.11.2024.