Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.

Bild:
<< vorherige Seite

Diebs Historien/ das I. Buch.
mal sich von der Sünden lest einnemen/ so ist her-
nacher keine Boßheit die er nicht erdencke: Es ist
auch kein Bubenstück daß er sich nicht vnterstehe
ins Werck zusetzen vnd zubegehen.

Das sahe man auch an dem Postel/ derselbi-
ge/ weil er das erste mal so übel ware angelauffen/
hette/ wie gesagt/ billich dann enher Vrsach vom
stelen abzustehen nemen sollen/ aber er thete viel
mehr das gegenspiel/ dann/ nach dem er erfahren
hatte/ dz ein junger Gassenwirt/ welcher sich auch
gar newlich verheurathet hatte/ in die Gassen S.
Jacques ware gezogen/ suchte er sampt etlichen
Gesellen Vrsach vnnd Gelegenheit mit solchem
Wirt gute Kundschafft zu machen: Waren auch
gar willkommen/ so offt sie in solches Wirtshauß
kamen: Ja weil sie so fleissig hinein kamen/ vnnd
bekandt wurden/ pflegte jn der Wirth offtermals
ein Zech zu borgen.

Als nun Postel sahe/ daß der Wirth manch-
mals sein Weib gar im Hauß allein liesse/ wurde
er gegen der Wirthin verliebet/ vnnd bildete sich
ein/ durch seine freundliche vnd süsse Wort/ wolte
er wol erlangen was von jr begehren wurde. Si-
het hierauff alle Gelegenheit auß/ vnnd als er wol
wuste/ daß der junge Wirth auff ein Zeit bey sei-
nen Freunden zu Nacht asse/ nimpt er einen sei-
ner Kammeraden vnnd Spießgesellen mit sich/
vngefehr deß Abends vmb eylff Vhr/ klopffet an
an der Thür/ welche jhm auch so bald wird auff-
gethan: Er fanget an mit seinem Gesellen zu trin-
cken/ vnnd wartet auff gelegenheit/ wie er zu der

Wirthin
P iiij

Diebs Hiſtorien/ das I. Buch.
mal ſich von der Suͤnden leſt einnemen/ ſo iſt her-
nacher keine Boßheit die er nicht erdencke: Es iſt
auch kein Bubenſtuͤck daß er ſich nicht vnterſtehe
ins Werck zuſetzen vnd zubegehen.

Das ſahe man auch an dem Poſtel/ derſelbi-
ge/ weil er das erſte mal ſo uͤbel ware angelauffen/
hette/ wie geſagt/ billich dann enher Vrſach vom
ſtelen abzuſtehen nemen ſollen/ aber er thete viel
mehr das gegenſpiel/ dann/ nach dem er erfahren
hatte/ dz ein junger Gaſſenwirt/ welcher ſich auch
gar newlich verheurathet hatte/ in die Gaſſen S.
Jacques ware gezogen/ ſuchte er ſampt etlichen
Geſellen Vrſach vnnd Gelegenheit mit ſolchem
Wirt gute Kundſchafft zu machen: Waren auch
gar willkommen/ ſo offt ſie in ſolches Wirtshauß
kamen: Ja weil ſie ſo fleiſſig hinein kamen/ vnnd
bekandt wurden/ pflegte jn der Wirth offtermals
ein Zech zu borgen.

Als nun Poſtel ſahe/ daß der Wirth manch-
mals ſein Weib gar im Hauß allein lieſſe/ wurde
er gegen der Wirthin verliebet/ vnnd bildete ſich
ein/ durch ſeine freundliche vnd ſuͤſſe Wort/ wolte
er wol erlangen was von jr begehren wurde. Si-
het hierauff alle Gelegenheit auß/ vnnd als er wol
wuſte/ daß der junge Wirth auff ein Zeit bey ſei-
nen Freunden zu Nacht aſſe/ nimpt er einen ſei-
ner Kammeraden vnnd Spießgeſellen mit ſich/
vngefehr deß Abends vmb eylff Vhr/ klopffet an
an der Thuͤr/ welche jhm auch ſo bald wird auff-
gethan: Er fanget an mit ſeinem Geſellen zu trin-
cken/ vnnd wartet auff gelegenheit/ wie er zu der

Wirthin
P iiij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0235" n="223"/><fw place="top" type="header">Diebs Hi&#x017F;torien/ das <hi rendition="#aq">I.</hi> Buch.</fw><lb/>
mal &#x017F;ich von der Su&#x0364;nden le&#x017F;t einnemen/ &#x017F;o i&#x017F;t her-<lb/>
nacher keine Boßheit die er nicht erdencke: Es i&#x017F;t<lb/>
auch kein Buben&#x017F;tu&#x0364;ck daß er &#x017F;ich nicht vnter&#x017F;tehe<lb/>
ins Werck zu&#x017F;etzen vnd zubegehen.</p><lb/>
          <p>Das &#x017F;ahe man auch an dem Po&#x017F;tel/ der&#x017F;elbi-<lb/>
ge/ weil er das er&#x017F;te mal &#x017F;o u&#x0364;bel ware angelauffen/<lb/>
hette/ wie ge&#x017F;agt/ billich dann enher Vr&#x017F;ach vom<lb/>
&#x017F;telen abzu&#x017F;tehen nemen &#x017F;ollen/ aber er thete viel<lb/>
mehr das gegen&#x017F;piel/ dann/ nach dem er erfahren<lb/>
hatte/ dz ein junger Ga&#x017F;&#x017F;enwirt/ welcher &#x017F;ich auch<lb/>
gar newlich verheurathet hatte/ in die Ga&#x017F;&#x017F;en S.<lb/>
Jacques ware gezogen/ &#x017F;uchte er &#x017F;ampt etlichen<lb/>
Ge&#x017F;ellen Vr&#x017F;ach vnnd Gelegenheit mit &#x017F;olchem<lb/>
Wirt gute Kund&#x017F;chafft zu machen: Waren auch<lb/>
gar willkommen/ &#x017F;o offt &#x017F;ie in &#x017F;olches Wirtshauß<lb/>
kamen: Ja weil &#x017F;ie &#x017F;o flei&#x017F;&#x017F;ig hinein kamen/ vnnd<lb/>
bekandt wurden/ pflegte jn der Wirth offtermals<lb/>
ein Zech zu borgen.</p><lb/>
          <p>Als nun Po&#x017F;tel &#x017F;ahe/ daß der Wirth manch-<lb/>
mals &#x017F;ein Weib gar im Hauß allein lie&#x017F;&#x017F;e/ wurde<lb/>
er gegen der Wirthin verliebet/ vnnd bildete &#x017F;ich<lb/>
ein/ durch &#x017F;eine freundliche vnd &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Wort/ wolte<lb/>
er wol erlangen was von jr begehren wurde. Si-<lb/>
het hierauff alle Gelegenheit auß/ vnnd als er wol<lb/>
wu&#x017F;te/ daß der junge Wirth auff ein Zeit bey &#x017F;ei-<lb/>
nen Freunden zu Nacht a&#x017F;&#x017F;e/ nimpt er einen &#x017F;ei-<lb/>
ner Kammeraden vnnd Spießge&#x017F;ellen mit &#x017F;ich/<lb/>
vngefehr deß Abends vmb eylff Vhr/ klopffet an<lb/>
an der Thu&#x0364;r/ welche jhm auch &#x017F;o bald wird auff-<lb/>
gethan: Er fanget an mit &#x017F;einem Ge&#x017F;ellen zu trin-<lb/>
cken/ vnnd wartet auff gelegenheit/ wie er zu der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P iiij</fw><fw place="bottom" type="catch">Wirthin</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0235] Diebs Hiſtorien/ das I. Buch. mal ſich von der Suͤnden leſt einnemen/ ſo iſt her- nacher keine Boßheit die er nicht erdencke: Es iſt auch kein Bubenſtuͤck daß er ſich nicht vnterſtehe ins Werck zuſetzen vnd zubegehen. Das ſahe man auch an dem Poſtel/ derſelbi- ge/ weil er das erſte mal ſo uͤbel ware angelauffen/ hette/ wie geſagt/ billich dann enher Vrſach vom ſtelen abzuſtehen nemen ſollen/ aber er thete viel mehr das gegenſpiel/ dann/ nach dem er erfahren hatte/ dz ein junger Gaſſenwirt/ welcher ſich auch gar newlich verheurathet hatte/ in die Gaſſen S. Jacques ware gezogen/ ſuchte er ſampt etlichen Geſellen Vrſach vnnd Gelegenheit mit ſolchem Wirt gute Kundſchafft zu machen: Waren auch gar willkommen/ ſo offt ſie in ſolches Wirtshauß kamen: Ja weil ſie ſo fleiſſig hinein kamen/ vnnd bekandt wurden/ pflegte jn der Wirth offtermals ein Zech zu borgen. Als nun Poſtel ſahe/ daß der Wirth manch- mals ſein Weib gar im Hauß allein lieſſe/ wurde er gegen der Wirthin verliebet/ vnnd bildete ſich ein/ durch ſeine freundliche vnd ſuͤſſe Wort/ wolte er wol erlangen was von jr begehren wurde. Si- het hierauff alle Gelegenheit auß/ vnnd als er wol wuſte/ daß der junge Wirth auff ein Zeit bey ſei- nen Freunden zu Nacht aſſe/ nimpt er einen ſei- ner Kammeraden vnnd Spießgeſellen mit ſich/ vngefehr deß Abends vmb eylff Vhr/ klopffet an an der Thuͤr/ welche jhm auch ſo bald wird auff- gethan: Er fanget an mit ſeinem Geſellen zu trin- cken/ vnnd wartet auff gelegenheit/ wie er zu der Wirthin P iiij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/235
Zitationshilfe: [Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/235>, abgerufen am 22.11.2024.