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Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652].

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im Perfertischen Buchladen zu finden.
ne meinung beysätzen/ dz nehmlich die unglük-
seligsten auf dieser Welt/ die Glükseligsten/
darüm/ weil gemeiniglich auf einen ungestü-
men Wind/ ein stilles Weter; auf den Tag
die Nacht; der Sonnenschein auf den Re-
gen; und die Freude auf den Unmuht/ nach
der allgemeinen Regel des Himmels und
der Erden/ zu folgen pfleget: Der Unter-
scheid hierinnen beruhet/ daß auf der Welt
alles gute begrentzet; in der andern und zu-
künftigen aber unendlich und unbegreiflich
sey. Jch wende mich wieder zu dem oban-
gezeigeten unserem zustande/ üm euch dessen
Elend/ und höchstbeschwerliche Noht/ noch
mehr/ und in reifliches Bedenken zu über-
weisen. Die Zeit brauchet sich solches vor
ein Spiel; das Unglük vor ein Ziel; und
das ubel vor eine Liegestadt: Die Hofnung
betreuget es/ der Ehrgeitz spottet ihr; alle
Laster seyn dessen Kinder; die Tugend aber
dessen abgesagte Feinde: Die Wollust ver-
führets; das Fleisch versuchets; das Reich-
tuhm besitzts; und letzlich bestreitets der höl-
lische Geist ohne Ermüdung biß ans Ende.
Sehet nun sein Ende/ und uhrteilet/ ob dann
die Hoffahrt uns/ in Betrachtung aller die-
ser Mängel wohlfüget und anstehet: Jch
erschrckke nicht für dehm/ daß die Döh-
muht die fürtrefflichste unter den Tugenden/
weil die auf geschwollene Vermessenheit der
Haupt grund aller derer Laster. Jch gebe ei-

nem
E e

im Perfertiſchen Buchladen zu finden.
ne meinung beyſaͤtzẽ/ dz nehmlich die ungluͤk-
ſéligſten auf dieſer Welt/ die Gluͤkſéligſten/
daruͤm/ weil gemeiniglich auf einen ungeſtuͤ-
men Wind/ ein ſtilles Weter; auf den Tag
die Nacht; der Sonnenſchein auf den Re-
gen; und die Freude auf den Unmuht/ nach
der allgemeinen Regel des Himmels und
der Erden/ zu folgen pfléget: Der Unter-
ſcheid hierinnen beruhet/ daß auf der Welt
alles gute begrentzet; in der andern und zu-
kuͤnftigen aber unendlich und unbegreiflich
ſey. Jch wende mich wieder zu dem oban-
gezeigeten unſerem zuſtande/ uͤm euch deſſen
Elend/ und hoͤchſtbeſchwerliche Noht/ noch
mehr/ und in reifliches Bedenken zu uͤber-
weiſen. Die Zeit brauchet ſich ſolches vor
ein Spiel; das Ungluͤk vor ein Ziel; und
das ůbel vor eine Liegeſtadt: Die Hofnung
betreuget es/ der Ehrgeitz ſpottet ihr; alle
Laſter ſeyn deſſen Kinder; die Tugend aber
deſſen abgeſagte Feinde: Die Wolluſt ver-
fuͤhrets; das Fleiſch verſuchets; das Reich-
tuhm beſitzts; und letzlich beſtreitets der hoͤl-
liſche Geiſt ohne Ermuͤdung biß ans Ende.
Séhet nun ſein Ende/ und uhrteilet/ ob dañ
die Hoffahrt uns/ in Betrachtung aller die-
ſer Maͤngel wohlfuͤget und anſtehet: Jch
erſchrckke nicht fuͤr dehm/ daß die Doͤh-
muht die fuͤrtrefflichſte unter den Tugenden/
weil die auf geſchwollene Vermeſſenheit der
Haupt grund aller dérer Laſter. Jch gébe ei-

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[97/0099] im Perfertiſchen Buchladen zu finden. ne meinung beyſaͤtzẽ/ dz nehmlich die ungluͤk- ſéligſten auf dieſer Welt/ die Gluͤkſéligſten/ daruͤm/ weil gemeiniglich auf einen ungeſtuͤ- men Wind/ ein ſtilles Weter; auf den Tag die Nacht; der Sonnenſchein auf den Re- gen; und die Freude auf den Unmuht/ nach der allgemeinen Regel des Himmels und der Erden/ zu folgen pfléget: Der Unter- ſcheid hierinnen beruhet/ daß auf der Welt alles gute begrentzet; in der andern und zu- kuͤnftigen aber unendlich und unbegreiflich ſey. Jch wende mich wieder zu dem oban- gezeigeten unſerem zuſtande/ uͤm euch deſſen Elend/ und hoͤchſtbeſchwerliche Noht/ noch mehr/ und in reifliches Bedenken zu uͤber- weiſen. Die Zeit brauchet ſich ſolches vor ein Spiel; das Ungluͤk vor ein Ziel; und das ůbel vor eine Liegeſtadt: Die Hofnung betreuget es/ der Ehrgeitz ſpottet ihr; alle Laſter ſeyn deſſen Kinder; die Tugend aber deſſen abgeſagte Feinde: Die Wolluſt ver- fuͤhrets; das Fleiſch verſuchets; das Reich- tuhm beſitzts; und letzlich beſtreitets der hoͤl- liſche Geiſt ohne Ermuͤdung biß ans Ende. Séhet nun ſein Ende/ und uhrteilet/ ob dañ die Hoffahrt uns/ in Betrachtung aller die- ſer Maͤngel wohlfuͤget und anſtehet: Jch erſchrckke nicht fuͤr dehm/ daß die Doͤh- muht die fuͤrtrefflichſte unter den Tugenden/ weil die auf geſchwollene Vermeſſenheit der Haupt grund aller dérer Laſter. Jch gébe ei- nem E e

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Zitationshilfe: Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652], S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649/99>, abgerufen am 17.05.2024.