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Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652].

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Er bittet seinen Bruder/ auf eine Lust zu sich.
dern ihre Lippen werden dier dartuhn/ daß
die Natur unvergeslich an Jhr gearbeitet
habe. Darüm/ so komme doch/ und genüße
die Helfte meiner Freude: Jch wil dier ein-
mahl die Helfte deines Leides (wofür
dich alles Glükke schützen wolle!) hingegen
tragen helfen. Zur Versicherung unserer
Freundschaft/ versehe Jch mich deiner ge-
wies/ so wahrhaftig Jch dein ewiger
Freund sterbe; und lebe

N. N.
Zu Handen meines Bruders/
des Unvergessenen.
64.
Eine Bitte/ üm Jhn/ in un-
rechter Bezichtigung und bö-
ser Nachrede zuentschuldigen.
TReuer Freund/

Mier ist zwar am besten wissende/ und
habe den fürnehmen Zeugen meines gutten
Gewissens/ daß Jch an bekanter Sache
nicht Teil habe. Aber es hülft und schützt
mich so wenig für der Leute Rede/ daß aus
Vielheit des Geschreyes/ mier endlich die
Lügen zur Wahrheit angehäftet werden
wil: denn/ von einer bösen Nachrede blei-
bet alzeit was hangen. Darüm nun/ so lau-
fe Jch zu deiner Freundschaft/ und erinnere
dich/ wie wohl wier einander bekant; daher
du leicht abzunehmen/ daß meine Unschuld

da-

Er bittet ſeinen Bruder/ auf eine Luſt zu ſich.
dern ihre Lippen werden dier dartuhn/ daß
die Natur unvergeslich an Jhr gearbeitet
habe. Daruͤm/ ſo komme doch/ und genuͤße
die Helfte meiner Freude: Jch wil dier ein-
mahl die Helfte deines Leides (wofuͤr
dich alles Gluͤkke ſchuͤtzen wolle!) hingegen
tragen helfen. Zur Verſicherung unſerer
Freundſchaft/ verſéhe Jch mich deiner ge-
wies/ ſo wahrhaftig Jch dein ewiger
Freund ſterbe; und lébe

N. N.
Zu Handen meines Bruders/
des Unvergeſſenen.
64.
Eine Bitte/ uͤm Jhn/ in un-
rechter Bezichtigung und boͤ-
ſer Nachrede zuentſchuldigen.
TReuer Freund/

Mier iſt zwar am beſten wiſſende/ und
habe den fuͤrnehmen Zeugen meines gutten
Gewiſſens/ daß Jch an bekanter Sache
nicht Teil habe. Aber es huͤlft und ſchuͤtzt
mich ſo wenig fuͤr der Leute Réde/ daß aus
Vielheit des Geſchreyes/ mier endlich die
Luͤgen zur Wahrheit angehaͤftet werden
wil: denn/ von einer boͤſen Nachréde blei-
bet alzeit was hangen. Daruͤm nun/ ſo lau-
fe Jch zu deiner Freundſchaft/ und erinnere
dich/ wie wohl wier einander bekant; daher
du leicht abzunehmen/ daß meine Unſchuld

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[50/0052] Er bittet ſeinen Bruder/ auf eine Luſt zu ſich. dern ihre Lippen werden dier dartuhn/ daß die Natur unvergeslich an Jhr gearbeitet habe. Daruͤm/ ſo komme doch/ und genuͤße die Helfte meiner Freude: Jch wil dier ein- mahl die Helfte deines Leides (wofuͤr dich alles Gluͤkke ſchuͤtzen wolle!) hingegen tragen helfen. Zur Verſicherung unſerer Freundſchaft/ verſéhe Jch mich deiner ge- wies/ ſo wahrhaftig Jch dein ewiger Freund ſterbe; und lébe N. N. Zu Handen meines Bruders/ des Unvergeſſenen. 64. Eine Bitte/ uͤm Jhn/ in un- rechter Bezichtigung und boͤ- ſer Nachrede zuentſchuldigen. TReuer Freund/ Mier iſt zwar am beſten wiſſende/ und habe den fuͤrnehmen Zeugen meines gutten Gewiſſens/ daß Jch an bekanter Sache nicht Teil habe. Aber es huͤlft und ſchuͤtzt mich ſo wenig fuͤr der Leute Réde/ daß aus Vielheit des Geſchreyes/ mier endlich die Luͤgen zur Wahrheit angehaͤftet werden wil: denn/ von einer boͤſen Nachréde blei- bet alzeit was hangen. Daruͤm nun/ ſo lau- fe Jch zu deiner Freundſchaft/ und erinnere dich/ wie wohl wier einander bekant; daher du leicht abzunehmen/ daß meine Unſchuld da-

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Zitationshilfe: Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652], S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649/52>, abgerufen am 19.05.2024.