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Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652].

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Jm Perfertischen Buchladen zu finden.
die Antwort/ von deinem Betrübnüs; wie
sol Jch denn eine fröhliche Stunde/ in mei-
ner Einsamkeit haben/ wenn Jch dich also
von Freuden wissen mus? So ziehe Jch
mier auch zu Sinne/ du werdest von deiner
Gewonheit nicht lassen/ und in deinen ge-
bräuchlichen melancholischen hin und wieder
gehen/ mehr Seuftzer/ und Gedanken/ als
Schritte und Tritte machen; Denn Jch
weis wohl/ daß Jch dich viel öfter aus treu-
em Hertzen habe weinen/ als lachen sehen.
Du bist mier aber mit diesem nur zuwider/
(da Jch doch sonst wohl weis/ daß du mier
nicht zuwider seyn wirst) wann du dich mit
vielem Grähmen und Trehnenabmattest/ dei-
ner Speise abbrichst/ und also auch an dei-
ner Schönheit Schaden leidest; die Jch
zwar ohnedis/ aber doch bey ihrer vorigen
Volkommenheit bässer lieb habe. Darüm/
mir zu Liebe/ enthalte dich deines Kummers;
Jch wil mich desto öfter bey dier schriftlich
finden lassen: Jndessen lebe nach Wundsch
und Begehren; und versichere dich der
Treu/

Deines
biß in Tod
beständigen
Bruders.
168.

Jm Perfertiſchen Buchladen zu finden.
die Antwort/ von deinem Betruͤbnuͤs; wie
ſol Jch denn eine froͤhliche Stunde/ in mei-
ner Einſamkeit haben/ wenn Jch dich alſo
von Freuden wiſſen mus? So ziehe Jch
mier auch zu Sinne/ du werdeſt von deiner
Gewonheit nicht laſſen/ und in deinen ge-
braͤuchlichen melancholiſchen hin und wieder
gehen/ mehr Seuftzer/ und Gedanken/ als
Schritte und Tritte machen; Denn Jch
weis wohl/ daß Jch dich viel oͤfter aus treu-
em Hertzen habe weinen/ als lachen ſéhen.
Du biſt mier aber mit dieſem nur zuwider/
(da Jch doch ſonſt wohl weis/ daß du mier
nicht zuwider ſeyn wirſt) wann du dich mit
vielem Graͤhmen und Trehnẽabmatteſt/ dei-
ner Speiſe abbrichſt/ und alſo auch an dei-
ner Schoͤnheit Schaden leideſt; die Jch
zwar ohnedis/ aber doch bey ihrer vorigen
Volkommenheit baͤſſer lieb habe. Daruͤm/
mir zu Liebe/ enthalte dich deines Kum̃ers;
Jch wil mich deſto oͤfter bey dier ſchriftlich
finden laſſen: Jndeſſen lebe nach Wundſch
und Begehren; und verſichere dich der
Treu/

Deines
biß in Tod
beſtaͤndigen
Bruders.
168.
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[236/0402] Jm Perfertiſchen Buchladen zu finden. die Antwort/ von deinem Betruͤbnuͤs; wie ſol Jch denn eine froͤhliche Stunde/ in mei- ner Einſamkeit haben/ wenn Jch dich alſo von Freuden wiſſen mus? So ziehe Jch mier auch zu Sinne/ du werdeſt von deiner Gewonheit nicht laſſen/ und in deinen ge- braͤuchlichen melancholiſchen hin und wieder gehen/ mehr Seuftzer/ und Gedanken/ als Schritte und Tritte machen; Denn Jch weis wohl/ daß Jch dich viel oͤfter aus treu- em Hertzen habe weinen/ als lachen ſéhen. Du biſt mier aber mit dieſem nur zuwider/ (da Jch doch ſonſt wohl weis/ daß du mier nicht zuwider ſeyn wirſt) wann du dich mit vielem Graͤhmen und Trehnẽabmatteſt/ dei- ner Speiſe abbrichſt/ und alſo auch an dei- ner Schoͤnheit Schaden leideſt; die Jch zwar ohnedis/ aber doch bey ihrer vorigen Volkommenheit baͤſſer lieb habe. Daruͤm/ mir zu Liebe/ enthalte dich deines Kum̃ers; Jch wil mich deſto oͤfter bey dier ſchriftlich finden laſſen: Jndeſſen lebe nach Wundſch und Begehren; und verſichere dich der Treu/ Deines biß in Tod beſtaͤndigen Bruders. 168.

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Zitationshilfe: Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652], S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649/402>, abgerufen am 08.05.2024.