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Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652].

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An Seine/ wer weis obs wahr ist.
sich selbst scheltwürdig/ weil es die Krank-
heit der Liebe/ die Jch vor unheilsam hielte/
an mier heilet und stillet. Ach/ glükselige
Unbeständigkeit/ die mich von nun an stand-
fest und unbeweglich in diesem Vorsatz hält/
nimmermehr auf euer wankelmühtiges Ge-
schlechte/ derer Hertz ein Segel/ so sich nach
allen Winden der Liebe wendet/ zuvertrau-
en. Euer Verwechselung der Gunst/ wird
doch letzlich mit Leid und Reu/ daß Jhr so
gewechselt/ hienaus laufen; weil durch eue-
re Unbeständigkeit Jhr verlohren/ den ge-
treusten Liebhaber/ so ie auf der Welt ge-
wesen.

N. N.
143.
An Seine/ wer weis obs
wahr ist.

MUß Jch mich denn nun/ Aller-
liebste/ selbst tödten; und/ wie mag sie
zugeben/ daß Jhr so ein treuer Diener ab-
stirbet? Der Eifer läst meinem Hertzen kei-
ne Zunahme; sondern zehret an demselben
wie an seiner Nahrung: Wo Sie mier
nicht den weissen Trost geschikket/ hette mier
die Volante gestern den letzten Trunk zu
trinken gegeben. Sie lasse mich doch nicht
sehen/ wodurch Jch mich selbst verletze; und

er-

An Seine/ wer weis obs wahr iſt.
ſich ſelbſt ſcheltwuͤrdig/ weil es die Krank-
heit der Liebe/ die Jch vor unheilſam hielte/
an mier heilet und ſtillet. Ach/ gluͤkſélige
Unbeſtaͤndigkeit/ die mich von nun an ſtand-
feſt und unbewéglich in dieſem Vorſatz haͤlt/
nimmermehr auf euer wankelmuͤhtiges Ge-
ſchlechte/ dérer Hertz ein Segel/ ſo ſich nach
allen Winden der Liebe wendet/ zuvertrau-
en. Euer Verwechſelung der Gunſt/ wird
doch letzlich mit Leid und Reu/ daß Jhr ſo
gewechſelt/ hienaus laufen; weil durch eue-
re Unbeſtaͤndigkeit Jhr verlohren/ den ge-
treuſten Liebhaber/ ſo ie auf der Welt ge-
wéſen.

N. N.
143.
An Seine/ wer weis obs
wahr iſt.

MUß Jch mich denn nun/ Aller-
liebſte/ ſelbſt toͤdten; und/ wie mag ſie
zúgében/ daß Jhr ſo ein treuer Diener ab-
ſtirbet? Der Eifer laͤſt meinem Hertzen kei-
ne Zúnahme; ſondern zehret an demſelben
wie an ſeiner Nahrung: Wo Sie mier
nicht den weiſſen Troſt geſchikket/ hette mier
die Volante geſtern den letzten Trunk zu
trinken gegében. Sie laſſe mich doch nicht
ſéhen/ wodurch Jch mich ſelbſt verletze; und

er-
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[171/0337] An Seine/ wer weis obs wahr iſt. ſich ſelbſt ſcheltwuͤrdig/ weil es die Krank- heit der Liebe/ die Jch vor unheilſam hielte/ an mier heilet und ſtillet. Ach/ gluͤkſélige Unbeſtaͤndigkeit/ die mich von nun an ſtand- feſt und unbewéglich in dieſem Vorſatz haͤlt/ nimmermehr auf euer wankelmuͤhtiges Ge- ſchlechte/ dérer Hertz ein Segel/ ſo ſich nach allen Winden der Liebe wendet/ zuvertrau- en. Euer Verwechſelung der Gunſt/ wird doch letzlich mit Leid und Reu/ daß Jhr ſo gewechſelt/ hienaus laufen; weil durch eue- re Unbeſtaͤndigkeit Jhr verlohren/ den ge- treuſten Liebhaber/ ſo ie auf der Welt ge- wéſen. N. N. 143. An Seine/ wer weis obs wahr iſt. MUß Jch mich denn nun/ Aller- liebſte/ ſelbſt toͤdten; und/ wie mag ſie zúgében/ daß Jhr ſo ein treuer Diener ab- ſtirbet? Der Eifer laͤſt meinem Hertzen kei- ne Zúnahme; ſondern zehret an demſelben wie an ſeiner Nahrung: Wo Sie mier nicht den weiſſen Troſt geſchikket/ hette mier die Volante geſtern den letzten Trunk zu trinken gegében. Sie laſſe mich doch nicht ſéhen/ wodurch Jch mich ſelbſt verletze; und er-

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Zitationshilfe: Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652], S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649/337>, abgerufen am 19.05.2024.