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Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652].

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Der Jungfrauen unbeständigkeit.
142.
An eine Jungfrau/ wegen ihrer
Unbeständigkeit.

NJmmermehr werde Jch
gleuben/ ob man gleich vorgiebes/ daß
die Treu in der Welt wohne/ weil die Aller-
getreuste/ nach Anzeigung der keuschen ver-
sicherung/ so Sie zu geben pfleget/ mit bre-
chung ihres Eides/ auch an ihrem Glauben
bankrotiret. Ach! wo seyn dann die gewisse
Versprechungen euerer Beständigkeit/ und
aufrechten Treu hingeflohen? Diese Be-
schwehrung bey den Himmelstrahlen/ so Jhr/
zur Züchtigung und Strafe eueres Eid-
bruches angeruffen/ ja wenn auch nur ein
eintziger Gedancke euer Gemüht damit be-
treten solte! Jch weis nichts zu sagen/
denn Jch hette ehe/ daß die helschimmernde
Sonne ihren täglichen Lauf aufgeschoben/
und zurük gehalten/ als daß die Unbestän-
digkeit in euer hertze sich eingepflantzt haben
solte/ mier gleublich eingebildet. Pakt euch
weg von mier/ Jhr Grausame; Jch über-
füge Euch eueren Glauben wiederüm/ ob
Jhr wol dessen nicht von nöthen/ Er euch
auch zu nichts/ als die so Euch trauen/ zu
berükken/ und aufs Narren Seil zu setzen/
tügen. Jch l[ie]be euer Verwechselung we-
gen meines Nutzes/ ob sie wohl vor und an

sich
Der Jungfrauen unbeſtaͤndigkeit.
142.
An eine Jungfrau/ wégen ihrer
Unbeſtaͤndigkeit.

NJmmermehr werde Jch
gleuben/ ob man gleich vorgiebes/ daß
die Treu in der Welt wohne/ weil die Aller-
getreuſte/ nach Anzeigung der keuſchen ver-
ſicherung/ ſo Sie zu gében pfléget/ mit bre-
chung ihres Eides/ auch an ihrem Glauben
bankrotiret. Ach! wo ſeyn dann die gewiſſe
Verſprechungen euerer Beſtaͤndigkeit/ und
aufrechten Treu hingeflohen? Dieſe Be-
ſchwehrung bey den Him̃elſtrahlen/ ſo Jhr/
zur Zuͤchtigung und Stráfe eueres Eid-
bruches angeruffen/ ja wenn auch nur ein
eintziger Gedancke euer Gemuͤht damit be-
tréten ſolte! Jch weis nichts zu ſagen/
denn Jch hette ehe/ daß die helſchimmernde
Sonne ihren taͤglichen Lauf aufgeſchoben/
und zuruͤk gehalten/ als daß die Unbeſtaͤn-
digkeit in euer hertze ſich eingepflantzt haben
ſolte/ mier gleublich eingebildet. Pakt euch
weg von mier/ Jhr Grauſame; Jch uͤber-
fuͤge Euch eueren Glauben wiederuͤm/ ob
Jhr wol deſſen nicht von noͤthen/ Er euch
auch zu nichts/ als die ſo Euch trauen/ zu
beruͤkken/ und aufs Narren Seil zu ſetzen/
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[170/0336] Der Jungfrauen unbeſtaͤndigkeit. 142. An eine Jungfrau/ wégen ihrer Unbeſtaͤndigkeit. NJmmermehr werde Jch gleuben/ ob man gleich vorgiebes/ daß die Treu in der Welt wohne/ weil die Aller- getreuſte/ nach Anzeigung der keuſchen ver- ſicherung/ ſo Sie zu gében pfléget/ mit bre- chung ihres Eides/ auch an ihrem Glauben bankrotiret. Ach! wo ſeyn dann die gewiſſe Verſprechungen euerer Beſtaͤndigkeit/ und aufrechten Treu hingeflohen? Dieſe Be- ſchwehrung bey den Him̃elſtrahlen/ ſo Jhr/ zur Zuͤchtigung und Stráfe eueres Eid- bruches angeruffen/ ja wenn auch nur ein eintziger Gedancke euer Gemuͤht damit be- tréten ſolte! Jch weis nichts zu ſagen/ denn Jch hette ehe/ daß die helſchimmernde Sonne ihren taͤglichen Lauf aufgeſchoben/ und zuruͤk gehalten/ als daß die Unbeſtaͤn- digkeit in euer hertze ſich eingepflantzt haben ſolte/ mier gleublich eingebildet. Pakt euch weg von mier/ Jhr Grauſame; Jch uͤber- fuͤge Euch eueren Glauben wiederuͤm/ ob Jhr wol deſſen nicht von noͤthen/ Er euch auch zu nichts/ als die ſo Euch trauen/ zu beruͤkken/ und aufs Narren Seil zu ſetzen/ tuͤgen. Jch liebe euer Verwechſelung wé- gen meines Nutzes/ ob ſie wohl vor und an ſich

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Zitationshilfe: Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652], S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649/336>, abgerufen am 19.05.2024.