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Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652].

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Trostschreiben/ bey erlittenem Schaden.
mein Herr/ welches mich bedünket/ wie daß
Er nichts verlohren; ja/ noch so reich von
Tugenden ist/ als iemals hiebevor. Der Zu-
lauf des Gelükkes hat Jhme allerley Reich-
tuhm und Gütter zugeflösset; der Ablauf
aber solche wieder hinweg geführet. Dieses
seyn die Streiche/ von der unvermeidlichen
Zeit/ und Gewohnheiten des Ohrtes/
worinnen Er seine Herberge: Er weis
wohl/ daß unsere Heupter den Unglüks-
Pfeilen zum Ziel dienen müssen/ und daß Er
also zu hoch/ auf daß Er am ersten getrof-
fen werden muß/ aufgestekket. Die aller-
höchsten Eichbäume werden am meisten und
ungestümmesten von den Winden getrieben
und beweget; Je näher man sich zur Son-
nen macht/ ie mehr werden die Augenlieder
naß/ und gefeuchtet: und die allerhöchsten
Gebeude/ müssen der schüßenden Stralen
und Donnersteinen sich am meisten befürch-
ten: Dahero Er/ wie nicht unweißlich/ be-
vorsorgen sollen/ daß gleich Jhn das Glüks-
rad/ auf den obersten Gipffel der Höhe/
worinnen er sich angefunden/ gesätzet/ das-
selbige auch hinwiederüm laufen/ gestaltsam
Jhme beschehen/ herunter werfen können;
darüm/ weil alles/ was in/ und unter diesem
schnelflüchtigem Rade begriffen/ seinem üm-
und wieder herümlauf unterworfen. Ob auch
wohl an dehme/ daß der Herr/ durch seine
Bevorsehung/ diesen Streich nicht ausneh-

men

Troſtſchreiben/ bey erlittenem Schaden.
mein Herr/ welches mich beduͤnket/ wie daß
Er nichts verlohren; ja/ noch ſo reich von
Tugenden iſt/ als iemals hiebevor. Der Zu-
lauf des Geluͤkkes hat Jhme allerley Reich-
tuhm und Guͤtter zugefloͤſſet; der Ablauf
aber ſolche wieder hinweg gefuͤhret. Dieſes
ſeyn die Streiche/ von der unvermeidlichen
Zeit/ und Gewohnheiten des Ohrtes/
worinnen Er ſeine Herberge: Er weis
wohl/ daß unſere Heupter den Ungluͤks-
Pfeilen zum Ziel dienen muͤſſen/ und daß Er
alſo zu hóch/ auf daß Er am erſten getrof-
fen werden muß/ aufgeſtekket. Die aller-
hoͤchſten Eichbaͤume werden am meiſten und
ungeſtuͤmmeſten von den Winden getrieben
und bewéget; Je naͤher man ſich zur Son-
nen macht/ ie mehr werden die Augenlieder
náß/ und gefeuchtet: und die allerhoͤchſten
Gebeude/ muͤſſen der ſchuͤßenden Strálen
und Donnerſteinen ſich am meiſten befuͤrch-
ten: Dahero Er/ wie nicht unweißlich/ be-
vorſorgen ſollen/ daß gleich Jhn das Gluͤks-
rad/ auf den oberſten Gipffel der Hoͤhe/
worinnen er ſich angefunden/ geſaͤtzet/ daſ-
ſelbige auch hinwiederuͤm laufen/ geſtaltſam
Jhme beſchéhen/ herunter werfen koͤnnen;
daruͤm/ weil alles/ was in/ und unter dieſem
ſchnelfluͤchtigem Rade begriffen/ ſeinem uͤm-
uñ wieder heruͤmlauf unterworfen. Ob auch
wohl an dehme/ daß der Herr/ durch ſeine
Bevorſéhung/ dieſen Streich nicht ausnéh-

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[154/0156] Troſtſchreiben/ bey erlittenem Schaden. mein Herr/ welches mich beduͤnket/ wie daß Er nichts verlohren; ja/ noch ſo reich von Tugenden iſt/ als iemals hiebevor. Der Zu- lauf des Geluͤkkes hat Jhme allerley Reich- tuhm und Guͤtter zugefloͤſſet; der Ablauf aber ſolche wieder hinweg gefuͤhret. Dieſes ſeyn die Streiche/ von der unvermeidlichen Zeit/ und Gewohnheiten des Ohrtes/ worinnen Er ſeine Herberge: Er weis wohl/ daß unſere Heupter den Ungluͤks- Pfeilen zum Ziel dienen muͤſſen/ und daß Er alſo zu hóch/ auf daß Er am erſten getrof- fen werden muß/ aufgeſtekket. Die aller- hoͤchſten Eichbaͤume werden am meiſten und ungeſtuͤmmeſten von den Winden getrieben und bewéget; Je naͤher man ſich zur Son- nen macht/ ie mehr werden die Augenlieder náß/ und gefeuchtet: und die allerhoͤchſten Gebeude/ muͤſſen der ſchuͤßenden Strálen und Donnerſteinen ſich am meiſten befuͤrch- ten: Dahero Er/ wie nicht unweißlich/ be- vorſorgen ſollen/ daß gleich Jhn das Gluͤks- rad/ auf den oberſten Gipffel der Hoͤhe/ worinnen er ſich angefunden/ geſaͤtzet/ daſ- ſelbige auch hinwiederuͤm laufen/ geſtaltſam Jhme beſchéhen/ herunter werfen koͤnnen; daruͤm/ weil alles/ was in/ und unter dieſem ſchnelfluͤchtigem Rade begriffen/ ſeinem uͤm- uñ wieder heruͤmlauf unterworfen. Ob auch wohl an dehme/ daß der Herr/ durch ſeine Bevorſéhung/ dieſen Streich nicht ausnéh- men

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Zitationshilfe: Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652], S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649/156>, abgerufen am 06.05.2024.