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Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652].

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Vater Trost/ wegen
der Wind ihrer Seuftzen/ ohne den Ruder
der Vernunft/ und Steuer Ruder der Be-
ständigkeit/ kaum zweyer Finger breit/ von
dem erbärmlichen vor Augen stehenden
Schiefbruch geführet/ dahero seglend gese-
hen; nichts desto minder haben Sie doch an
den gewöhnlichen Port der edlen Gedult an-
laufen müssen/ da aller Bekümmerten und
Trostlosen Hertzens Schiffe/ nach erdulde-
ten ungestimmigen Sturmwinden und Un-
gewittern/ alles unglüks/ Angst/ und Noht/
ihren Anker benetzen müssen. Entfliehet nun
von solchen/ so weit ihr gesinnet/ oder entfer-
net euch von diesem Haufen/ vorsetzlicher
Weise/ wie ihr wollet/ so müsset Jhr euch
doch dahin machen/ wo anders ihr nicht gantz
mit der Verzweifelung behaftet/ welches
Jch zwar nimmermehr gleuben wil/ denn
das Glük hette euch nicht so hoch ans Bredt
geholfen/ wann es euch nicht solche Süßig-
keit mit etwas Bitterkeit vermischet: Zu-
dehm/ wozu dienet Euch sonst euer unver-
zagtes Hertze? als ritterlich anzugehen/ und
sich bester Maßen zu wehren; absonderlich
aber solche und dergleichen gefährliche Strei-
che auszunehmen: uber dieses/ daß auch eu-
er von grauen Alter/ mit solchem/ und derglei-
chen Gefahr und Unglük zugebrachter Ver-
stand Euch/ wie nicht unbillich/ alle solche
unvermeidliche zufällige Dinge/ Er durch
die Bevorsehung/ welche Jhr vor derer An-

kunft

Vater Troſt/ wegen
der Wind ihrer Seuftzen/ ohne den Ruder
der Vernunft/ und Steuer Ruder der Be-
ſtaͤndigkeit/ kaum zweyer Finger breit/ von
dem erbaͤrmlichen vor Augen ſtehenden
Schiefbruch gefuͤhret/ dahero ſeglénd geſé-
hen; nichts deſto minder haben Sie doch an
den gewoͤhnlichen Port der edlen Gedult an-
laufen muͤſſen/ da aller Bekuͤmmerten und
Troſtlóſen Hertzens Schiffe/ nach erdulde-
ten ungeſtimmigen Sturmwinden und Un-
gewittern/ alles ungluͤks/ Angſt/ und Noht/
ihren Anker benétzen muͤſſen. Entfliehet nun
von ſolchen/ ſo weit ihr geſinnet/ oder entfer-
net euch von dieſem Haufen/ vorſetzlicher
Weiſe/ wie ihr wollet/ ſo muͤſſet Jhr euch
doch dahin machẽ/ wo anders ihr nicht gantz
mit der Verzweifelung behaftet/ welches
Jch zwar nimmermehr gleuben wil/ denn
das Gluͤk hette euch nicht ſo hóch ans Bredt
geholfen/ wann es euch nicht ſolche Suͤßig-
keit mit etwas Bitterkeit vermiſchet: Zu-
dehm/ wozu dienet Euch ſonſt euer unver-
zagtes Hertze? als ritterlich anzugehen/ und
ſich beſter Maßen zu wéhren; abſonderlich
aber ſolche und dergleichẽ gefaͤhrliche Strei-
che auszunehmen: ůber dieſes/ daß auch eu-
er von grauen Alter/ mit ſolchem/ uñ derglei-
chen Gefahr und Ungluͤk zugebrachter Ver-
ſtand Euch/ wie nicht unbillich/ alle ſolche
unvermeidliche zufaͤllige Dinge/ Er durch
die Bevorſéhung/ welche Jhr vor derer An-

kunft
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[142/0144] Vater Troſt/ wegen der Wind ihrer Seuftzen/ ohne den Ruder der Vernunft/ und Steuer Ruder der Be- ſtaͤndigkeit/ kaum zweyer Finger breit/ von dem erbaͤrmlichen vor Augen ſtehenden Schiefbruch gefuͤhret/ dahero ſeglénd geſé- hen; nichts deſto minder haben Sie doch an den gewoͤhnlichen Port der edlen Gedult an- laufen muͤſſen/ da aller Bekuͤmmerten und Troſtlóſen Hertzens Schiffe/ nach erdulde- ten ungeſtimmigen Sturmwinden und Un- gewittern/ alles ungluͤks/ Angſt/ und Noht/ ihren Anker benétzen muͤſſen. Entfliehet nun von ſolchen/ ſo weit ihr geſinnet/ oder entfer- net euch von dieſem Haufen/ vorſetzlicher Weiſe/ wie ihr wollet/ ſo muͤſſet Jhr euch doch dahin machẽ/ wo anders ihr nicht gantz mit der Verzweifelung behaftet/ welches Jch zwar nimmermehr gleuben wil/ denn das Gluͤk hette euch nicht ſo hóch ans Bredt geholfen/ wann es euch nicht ſolche Suͤßig- keit mit etwas Bitterkeit vermiſchet: Zu- dehm/ wozu dienet Euch ſonſt euer unver- zagtes Hertze? als ritterlich anzugehen/ und ſich beſter Maßen zu wéhren; abſonderlich aber ſolche und dergleichẽ gefaͤhrliche Strei- che auszunehmen: ůber dieſes/ daß auch eu- er von grauen Alter/ mit ſolchem/ uñ derglei- chen Gefahr und Ungluͤk zugebrachter Ver- ſtand Euch/ wie nicht unbillich/ alle ſolche unvermeidliche zufaͤllige Dinge/ Er durch die Bevorſéhung/ welche Jhr vor derer An- kunft

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Zitationshilfe: Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652], S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649/144>, abgerufen am 08.05.2024.