"Gar nicht fein ist es, wenn man in den soge- nannten JEsus-Liedern dem Sohn GOttes, dem HErrn JEsu, den Namen gibt: JEsulein! um des leichten teutschen Reimens willen. (S. 292, 26.) -- Die geistliche Vermählung ist ein grosses Geheim- niß, man redet aber nicht allemal gar geziemend da- von. Denn da in der Schrift die Gemeine der aus- erkohrnen Seelen zusammen die Braut des HErrn genennet wird, so wird in Liedern solches oft auf ein- zele Seelen gezogen, wobey auf verschiedene Weise eine heilige Bescheidenheit nöthig wäre. (S. 294, 33.) -- Die Gemeinschaft Christi, und deren, die ihm angehören, ist sehr innig, und die Vertraulichkeit, die er ihnen gestattet, kann an sich selbs nicht zu groß seyn. Aber doch ist es dem Wohlstand sehr zuwi- der, wenn man ihn in geistlichen Gesängen und Ge- beten ohne Bedenken einen Bruder nennt. -- So ist es auch nicht schön, wenn man GOtt oder Chri- stum, ohne Discretion anredet, und sagt: Mein Freund! --" (S. 295, 34.) Mit diesem allem lasse ich gerne vergleichen, was oben in der Zuschrift (S. XVII ff.) gemeldet ist.
"In dem lieblichen Lied: Valet will ich dir ge- ben etc. gibt es ein par Ausdrücke, die einer Erläu- terung bedürfen. Es heisset: Schreib meinen Na- men aufs beste ins Buch des Lebens ein etc. da hin- gegen das Buch des Lebens von Ewigkeit her geschrie- ben ist." (S. 294, 32.) -- -- "Bisweilen sagt man etwas, das an sich selbst wahr ist: z. Ex. daß JEsus der Anfänger und Vollender unsers Glau- bens sey. Aber Hebr. 12, 2. heisset Er der Anfän- ger und Vollender des Glaubens, und damit wird Ihm selbst der Glaube, oder das vollkommenste Vertrauen auf seinen Vater, zugeschrieben. vergl. Hebr. 2, 13." (S. 298, 41.) Wie viel weiter man- che Ausdrücke in den gewöhnlichen Kinder-Versen sich von den Schriftworten entfernen, ist sehr leicht zu bemerken.
Wenn
Vorrede.
„Gar nicht fein iſt es, wenn man in den ſoge- nannten JEſus-Liedern dem Sohn GOttes, dem HErrn JEſu, den Namen gibt: JEſulein! um des leichten teutſchen Reimens willen. (S. 292, 26.) — Die geiſtliche Vermaͤhlung iſt ein groſſes Geheim- niß, man redet aber nicht allemal gar geziemend da- von. Denn da in der Schrift die Gemeine der aus- erkohrnen Seelen zuſammen die Braut des HErrn genennet wird, ſo wird in Liedern ſolches oft auf ein- zele Seelen gezogen, wobey auf verſchiedene Weiſe eine heilige Beſcheidenheit noͤthig waͤre. (S. 294, 33.) — Die Gemeinſchaft Chriſti, und deren, die ihm angehoͤren, iſt ſehr innig, und die Vertraulichkeit, die er ihnen geſtattet, kann an ſich ſelbs nicht zu groß ſeyn. Aber doch iſt es dem Wohlſtand ſehr zuwi- der, wenn man ihn in geiſtlichen Geſaͤngen und Ge- beten ohne Bedenken einen Bruder nennt. — So iſt es auch nicht ſchoͤn, wenn man GOtt oder Chri- ſtum, ohne Diſcretion anredet, und ſagt: Mein Freund! —„ (S. 295, 34.) Mit dieſem allem laſſe ich gerne vergleichen, was oben in der Zuſchrift (S. XVII ff.) gemeldet iſt.
„In dem lieblichen Lied: Valet will ich dir ge- ben ꝛc. gibt es ein par Ausdruͤcke, die einer Erlaͤu- terung beduͤrfen. Es heiſſet: Schreib meinen Na- men aufs beſte ins Buch des Lebens ein ꝛc. da hin- gegen das Buch des Lebens von Ewigkeit her geſchrie- ben iſt.„ (S. 294, 32.) — — „Bisweilen ſagt man etwas, das an ſich ſelbſt wahr iſt: z. Ex. daß JEſus der Anfaͤnger und Vollender unſers Glau- bens ſey. Aber Hebr. 12, 2. heiſſet Er der Anfaͤn- ger und Vollender des Glaubens, und damit wird Ihm ſelbſt der Glaube, oder das vollkommenſte Vertrauen auf ſeinen Vater, zugeſchrieben. vergl. Hebr. 2, 13.„ (S. 298, 41.) Wie viel weiter man- che Ausdruͤcke in den gewoͤhnlichen Kinder-Verſen ſich von den Schriftworten entfernen, iſt ſehr leicht zu bemerken.
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Vorrede.
„Gar nicht fein iſt es, wenn man in den ſoge-
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HErrn JEſu, den Namen gibt: JEſulein! um des
leichten teutſchen Reimens willen. (S. 292, 26.) —
Die geiſtliche Vermaͤhlung iſt ein groſſes Geheim-
niß, man redet aber nicht allemal gar geziemend da-
von. Denn da in der Schrift die Gemeine der aus-
erkohrnen Seelen zuſammen die Braut des HErrn
genennet wird, ſo wird in Liedern ſolches oft auf ein-
zele Seelen gezogen, wobey auf verſchiedene Weiſe
eine heilige Beſcheidenheit noͤthig waͤre. (S. 294, 33.)
— Die Gemeinſchaft Chriſti, und deren, die ihm
angehoͤren, iſt ſehr innig, und die Vertraulichkeit,
die er ihnen geſtattet, kann an ſich ſelbs nicht zu groß
ſeyn. Aber doch iſt es dem Wohlſtand ſehr zuwi-
der, wenn man ihn in geiſtlichen Geſaͤngen und Ge-
beten ohne Bedenken einen Bruder nennt. — So
iſt es auch nicht ſchoͤn, wenn man GOtt oder Chri-
ſtum, ohne Diſcretion anredet, und ſagt: Mein
Freund! —„ (S. 295, 34.) Mit dieſem allem laſſe
ich gerne vergleichen, was oben in der Zuſchrift (S.
XVII ff.) gemeldet iſt.
„In dem lieblichen Lied: Valet will ich dir ge-
ben ꝛc. gibt es ein par Ausdruͤcke, die einer Erlaͤu-
terung beduͤrfen. Es heiſſet: Schreib meinen Na-
men aufs beſte ins Buch des Lebens ein ꝛc. da hin-
gegen das Buch des Lebens von Ewigkeit her geſchrie-
ben iſt.„ (S. 294, 32.) — — „Bisweilen ſagt
man etwas, das an ſich ſelbſt wahr iſt: z. Ex. daß
JEſus der Anfaͤnger und Vollender unſers Glau-
bens ſey. Aber Hebr. 12, 2. heiſſet Er der Anfaͤn-
ger und Vollender des Glaubens, und damit wird
Ihm ſelbſt der Glaube, oder das vollkommenſte
Vertrauen auf ſeinen Vater, zugeſchrieben. vergl.
Hebr. 2, 13.„ (S. 298, 41.) Wie viel weiter man-
che Ausdruͤcke in den gewoͤhnlichen Kinder-Verſen
ſich von den Schriftworten entfernen, iſt ſehr leicht
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Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
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Burk, Johann Albrecht: Gebet- und Lieder-Buch zum Privat-Gebrauch für Kinder und für junge Christen reiferen Alters. Tübingen, 1775, S. L. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burk_gebet_1775/54>, abgerufen am 16.02.2025.
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