Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Burk, Johann Albrecht: Gebet- und Lieder-Buch zum Privat-Gebrauch für Kinder und für junge Christen reiferen Alters. Tübingen, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

Zuschrift an die
ihr euere Kinder zugegen seyn liesset: aber nur
nicht so, daß sie an statt erbauet zu werden,
Aergernisse nehmen müssen. Freilich sollen
euere Kinder zugegen seyn, aber nur dieje-
nige unter ihnen, welche mit Nutzen und An-
dacht zugegen seyn können. Von den älte-
ren könnet Ihr es mit Recht erwarten, bey je-
dem der kleineren kommts auf eine Probe an.
Was machet ihr mit einem Kinde, das ihr das
erstemal zur Probe in die Kirche mitgenom-
men habt, und das unruhig oder laut gewe-
sen ist? Ihr nehmet es wol das nächstemal
nicht wieder mit, und denket: es schade ihm
nichts, wenn es nicht in die Predigten kommt,
die es ohnehin nicht verstehen kann. Ich
wünsche, daß Ihr in Absicht auf euren häusli-
chen Gottesdienst eben also dächtet; denn da
habt Ihr den Vortheil, daß Ihr ganz allein
Meister darüber seyt. Lasset also eure klei-
nere Kinder nur wegbleiben, wenn Ihr den
grösseren mit eurem guten Exempel der An-
dacht beym Gebet vorleuchten wollet. Lasset
euch doch ja den Gedanken nicht einfallen, als
ob ihr bey denen Kindern, die noch nicht durch
euer Beyspiel können gerühret werden, etwas
durch Drohungen oder Schläge ausrichten
könntet. Ihr werdet allemal des Zwecks ver-
fehlen, und wenn ihr glaubet durch Strenge
christliche Kinder zu ziehen, so werdet ihr,
wenns recht gut geht, gesittete Sclaven er-
halten.

Leset

Zuſchrift an die
ihr euere Kinder zugegen ſeyn lieſſet: aber nur
nicht ſo, daß ſie an ſtatt erbauet zu werden,
Aergerniſſe nehmen muͤſſen. Freilich ſollen
euere Kinder zugegen ſeyn, aber nur dieje-
nige unter ihnen, welche mit Nutzen und An-
dacht zugegen ſeyn koͤnnen. Von den aͤlte-
ren koͤnnet Ihr es mit Recht erwarten, bey je-
dem der kleineren kommts auf eine Probe an.
Was machet ihr mit einem Kinde, das ihr das
erſtemal zur Probe in die Kirche mitgenom-
men habt, und das unruhig oder laut gewe-
ſen iſt? Ihr nehmet es wol das naͤchſtemal
nicht wieder mit, und denket: es ſchade ihm
nichts, wenn es nicht in die Predigten kommt,
die es ohnehin nicht verſtehen kann. Ich
wuͤnſche, daß Ihr in Abſicht auf euren haͤusli-
chen Gottesdienſt eben alſo daͤchtet; denn da
habt Ihr den Vortheil, daß Ihr ganz allein
Meiſter daruͤber ſeyt. Laſſet alſo eure klei-
nere Kinder nur wegbleiben, wenn Ihr den
groͤſſeren mit eurem guten Exempel der An-
dacht beym Gebet vorleuchten wollet. Laſſet
euch doch ja den Gedanken nicht einfallen, als
ob ihr bey denen Kindern, die noch nicht durch
euer Beyſpiel koͤnnen geruͤhret werden, etwas
durch Drohungen oder Schlaͤge ausrichten
koͤnntet. Ihr werdet allemal des Zwecks ver-
fehlen, und wenn ihr glaubet durch Strenge
chriſtliche Kinder zu ziehen, ſo werdet ihr,
wenns recht gut geht, geſittete Sclaven er-
halten.

Leſet
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0036" n="XXXII"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Zu&#x017F;chrift an die</hi></fw><lb/>
ihr euere Kinder zugegen &#x017F;eyn lie&#x017F;&#x017F;et: aber nur<lb/>
nicht &#x017F;o, daß &#x017F;ie an &#x017F;tatt erbauet zu werden,<lb/>
Aergerni&#x017F;&#x017F;e nehmen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Freilich &#x017F;ollen<lb/>
euere Kinder zugegen &#x017F;eyn, aber nur dieje-<lb/>
nige unter ihnen, welche mit Nutzen und An-<lb/>
dacht zugegen &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen. Von den a&#x0364;lte-<lb/>
ren ko&#x0364;nnet Ihr es mit Recht erwarten, bey je-<lb/>
dem der kleineren kommts auf eine Probe an.<lb/>
Was machet ihr mit einem Kinde, das ihr das<lb/>
er&#x017F;temal zur Probe in die Kirche mitgenom-<lb/>
men habt, und das unruhig oder laut gewe-<lb/>
&#x017F;en i&#x017F;t? Ihr nehmet es wol das na&#x0364;ch&#x017F;temal<lb/>
nicht wieder mit, und denket: es &#x017F;chade ihm<lb/>
nichts, wenn es nicht in die Predigten kommt,<lb/>
die es ohnehin nicht ver&#x017F;tehen kann. Ich<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;che, daß Ihr in Ab&#x017F;icht auf euren ha&#x0364;usli-<lb/>
chen Gottesdien&#x017F;t eben al&#x017F;o da&#x0364;chtet; denn da<lb/>
habt Ihr den Vortheil, daß Ihr ganz allein<lb/>
Mei&#x017F;ter daru&#x0364;ber &#x017F;eyt. La&#x017F;&#x017F;et al&#x017F;o eure klei-<lb/>
nere Kinder nur wegbleiben, wenn Ihr den<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eren mit eurem guten Exempel der An-<lb/>
dacht beym Gebet vorleuchten wollet. La&#x017F;&#x017F;et<lb/>
euch doch ja den Gedanken nicht einfallen, als<lb/>
ob ihr bey denen Kindern, die noch nicht durch<lb/>
euer Bey&#x017F;piel ko&#x0364;nnen geru&#x0364;hret werden, etwas<lb/>
durch Drohungen oder Schla&#x0364;ge ausrichten<lb/>
ko&#x0364;nntet. Ihr werdet allemal des Zwecks ver-<lb/>
fehlen, und wenn ihr glaubet durch Strenge<lb/>
chri&#x017F;tliche Kinder zu ziehen, &#x017F;o werdet ihr,<lb/>
wenns recht gut geht, ge&#x017F;ittete Sclaven er-<lb/>
halten.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Le&#x017F;et</fw><lb/>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XXXII/0036] Zuſchrift an die ihr euere Kinder zugegen ſeyn lieſſet: aber nur nicht ſo, daß ſie an ſtatt erbauet zu werden, Aergerniſſe nehmen muͤſſen. Freilich ſollen euere Kinder zugegen ſeyn, aber nur dieje- nige unter ihnen, welche mit Nutzen und An- dacht zugegen ſeyn koͤnnen. Von den aͤlte- ren koͤnnet Ihr es mit Recht erwarten, bey je- dem der kleineren kommts auf eine Probe an. Was machet ihr mit einem Kinde, das ihr das erſtemal zur Probe in die Kirche mitgenom- men habt, und das unruhig oder laut gewe- ſen iſt? Ihr nehmet es wol das naͤchſtemal nicht wieder mit, und denket: es ſchade ihm nichts, wenn es nicht in die Predigten kommt, die es ohnehin nicht verſtehen kann. Ich wuͤnſche, daß Ihr in Abſicht auf euren haͤusli- chen Gottesdienſt eben alſo daͤchtet; denn da habt Ihr den Vortheil, daß Ihr ganz allein Meiſter daruͤber ſeyt. Laſſet alſo eure klei- nere Kinder nur wegbleiben, wenn Ihr den groͤſſeren mit eurem guten Exempel der An- dacht beym Gebet vorleuchten wollet. Laſſet euch doch ja den Gedanken nicht einfallen, als ob ihr bey denen Kindern, die noch nicht durch euer Beyſpiel koͤnnen geruͤhret werden, etwas durch Drohungen oder Schlaͤge ausrichten koͤnntet. Ihr werdet allemal des Zwecks ver- fehlen, und wenn ihr glaubet durch Strenge chriſtliche Kinder zu ziehen, ſo werdet ihr, wenns recht gut geht, geſittete Sclaven er- halten. Leſet

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-05-24T12:24:22Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/burk_gebet_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/burk_gebet_1775/36
Zitationshilfe: Burk, Johann Albrecht: Gebet- und Lieder-Buch zum Privat-Gebrauch für Kinder und für junge Christen reiferen Alters. Tübingen, 1775, S. XXXII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burk_gebet_1775/36>, abgerufen am 21.11.2024.