gefasst sind, aber viele sinds nicht: diese kann man denn nicht beten. Und auch jene soll das Kind nicht beten, indem es solche auf- sagt. Der Lehrer sollte vielmehr zum Kind sagen: "Mein Kind! nun betest du nicht -- &q;nun redest du eigentlich nicht mit GOtt, son- &q;dern mit mir etc.
Wenn es nun nothwendig ist, daß den Kin- dern der Unterschied unter Beten und Her- sagen begreiflich gemacht werde, so kann es wol auch nichts anders seyn, als ein Fehler, wenn man die Kinder bey dem Morgen- und Abend-Gebet allerley Verse und Sprüche als gebetet hersagen lässt, welche nicht gebets- weise gefasst sind und sich also nicht zum Ge- spräch des Herzens mit GOtt schicken: Z. Er. Christi Blut und Gerechtigkeit das ist mein Schmuck etc. Also hat GOtt die Welt geliebt daß Er seinen eingebornen Sohn gab etc. Denn dadurch wird der Misverstand unterhalten, und es wird dem Kinde immer schwerer ge- macht, deutlich einzusehen, was es denn ei- gentlich zu thun habe, wenn es beten will? Es wäre ja sehr leicht, dergleichen Vorträge in eigentliche Gebete umzusetzen um dadurch ei- nem Kinde zu zeigen, wie es die Gedanken sei- nes Herzens GOtt vortragen soll: Z. Ex. Lieber Heiland! gib mir deine Gerechtig- keit, schmücke mich damit wie mit einem Eh- renkleide, daß ich damit vor GOtt bestehen kann u. s. w. Mein GOtt und Vater! du hast uns Menschen also geliebet, daß du
Dei-
Eltern und Lehrer.
gefaſſt ſind, aber viele ſinds nicht: dieſe kann man denn nicht beten. Und auch jene ſoll das Kind nicht beten, indem es ſolche auf- ſagt. Der Lehrer ſollte vielmehr zum Kind ſagen: „Mein Kind! nun beteſt du nicht — &q;nun redeſt du eigentlich nicht mit GOtt, ſon- &q;dern mit mir ꝛc.
Wenn es nun nothwendig iſt, daß den Kin- dern der Unterſchied unter Beten und Her- ſagen begreiflich gemacht werde, ſo kann es wol auch nichts anders ſeyn, als ein Fehler, wenn man die Kinder bey dem Morgen- und Abend-Gebet allerley Verſe und Spruͤche als gebetet herſagen laͤſſt, welche nicht gebets- weiſe gefaſſt ſind und ſich alſo nicht zum Ge- ſpraͤch des Herzens mit GOtt ſchicken: Z. Er. Chriſti Blut und Gerechtigkeit das iſt mein Schmuck ꝛc. Alſo hat GOtt die Welt geliebt daß Er ſeinen eingebornen Sohn gab ꝛc. Denn dadurch wird der Misverſtand unterhalten, und es wird dem Kinde immer ſchwerer ge- macht, deutlich einzuſehen, was es denn ei- gentlich zu thun habe, wenn es beten will? Es waͤre ja ſehr leicht, dergleichen Vortraͤge in eigentliche Gebete umzuſetzen um dadurch ei- nem Kinde zu zeigen, wie es die Gedanken ſei- nes Herzens GOtt vortragen ſoll: Z. Ex. Lieber Heiland! gib mir deine Gerechtig- keit, ſchmuͤcke mich damit wie mit einem Eh- renkleide, daß ich damit vor GOtt beſtehen kann u. ſ. w. Mein GOtt und Vater! du haſt uns Menſchen alſo geliebet, daß du
Dei-
<TEI><text><front><divn="1"><p><pbfacs="#f0017"n="XIII"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#fr">Eltern und Lehrer.</hi></fw><lb/>
gefaſſt ſind, aber viele ſinds nicht: dieſe kann<lb/>
man denn nicht <hirendition="#fr">beten.</hi> Und auch jene ſoll<lb/>
das Kind nicht beten, <hirendition="#fr">indem</hi> es ſolche auf-<lb/>ſagt. Der Lehrer ſollte vielmehr zum Kind<lb/>ſagen: „Mein Kind! nun <hirendition="#fr">beteſt</hi> du nicht —<lb/>&q;nun redeſt du eigentlich nicht mit GOtt, ſon-<lb/>&q;dern mit mir ꝛc.</p><lb/><p>Wenn es nun nothwendig iſt, daß den Kin-<lb/>
dern der Unterſchied unter <hirendition="#fr">Beten</hi> und <hirendition="#fr">Her-<lb/>ſagen</hi> begreiflich gemacht werde, ſo kann es<lb/>
wol auch nichts anders ſeyn, als ein Fehler,<lb/>
wenn man die Kinder bey dem Morgen- und<lb/>
Abend-Gebet allerley Verſe und Spruͤche als<lb/><hirendition="#fr">gebetet</hi> herſagen laͤſſt, welche nicht gebets-<lb/>
weiſe gefaſſt ſind und ſich alſo nicht zum Ge-<lb/>ſpraͤch des Herzens mit GOtt ſchicken: Z. Er.<lb/>
Chriſti Blut und Gerechtigkeit das iſt mein<lb/>
Schmuck ꝛc. Alſo hat GOtt die Welt geliebt<lb/>
daß Er ſeinen eingebornen Sohn gab ꝛc. Denn<lb/>
dadurch wird der Misverſtand unterhalten,<lb/>
und es wird dem Kinde immer ſchwerer ge-<lb/>
macht, deutlich einzuſehen, was es denn ei-<lb/>
gentlich zu thun habe, wenn es <hirendition="#fr">beten</hi> will?<lb/>
Es waͤre ja ſehr leicht, dergleichen Vortraͤge<lb/>
in eigentliche Gebete umzuſetzen um dadurch ei-<lb/>
nem Kinde zu zeigen, wie es die Gedanken ſei-<lb/>
nes Herzens GOtt vortragen ſoll: Z. Ex.<lb/><hirendition="#fr">Lieber Heiland!</hi> gib mir deine Gerechtig-<lb/>
keit, ſchmuͤcke mich damit wie mit einem Eh-<lb/>
renkleide, daß ich damit vor GOtt beſtehen<lb/>
kann u. ſ. w. <hirendition="#fr">Mein GOtt und Vater!</hi><lb/>
du haſt uns Menſchen alſo geliebet, daß du<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Dei-</fw><lb/></p></div></front></text></TEI>
[XIII/0017]
Eltern und Lehrer.
gefaſſt ſind, aber viele ſinds nicht: dieſe kann
man denn nicht beten. Und auch jene ſoll
das Kind nicht beten, indem es ſolche auf-
ſagt. Der Lehrer ſollte vielmehr zum Kind
ſagen: „Mein Kind! nun beteſt du nicht —
&q;nun redeſt du eigentlich nicht mit GOtt, ſon-
&q;dern mit mir ꝛc.
Wenn es nun nothwendig iſt, daß den Kin-
dern der Unterſchied unter Beten und Her-
ſagen begreiflich gemacht werde, ſo kann es
wol auch nichts anders ſeyn, als ein Fehler,
wenn man die Kinder bey dem Morgen- und
Abend-Gebet allerley Verſe und Spruͤche als
gebetet herſagen laͤſſt, welche nicht gebets-
weiſe gefaſſt ſind und ſich alſo nicht zum Ge-
ſpraͤch des Herzens mit GOtt ſchicken: Z. Er.
Chriſti Blut und Gerechtigkeit das iſt mein
Schmuck ꝛc. Alſo hat GOtt die Welt geliebt
daß Er ſeinen eingebornen Sohn gab ꝛc. Denn
dadurch wird der Misverſtand unterhalten,
und es wird dem Kinde immer ſchwerer ge-
macht, deutlich einzuſehen, was es denn ei-
gentlich zu thun habe, wenn es beten will?
Es waͤre ja ſehr leicht, dergleichen Vortraͤge
in eigentliche Gebete umzuſetzen um dadurch ei-
nem Kinde zu zeigen, wie es die Gedanken ſei-
nes Herzens GOtt vortragen ſoll: Z. Ex.
Lieber Heiland! gib mir deine Gerechtig-
keit, ſchmuͤcke mich damit wie mit einem Eh-
renkleide, daß ich damit vor GOtt beſtehen
kann u. ſ. w. Mein GOtt und Vater!
du haſt uns Menſchen alſo geliebet, daß du
Dei-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Burk, Johann Albrecht: Gebet- und Lieder-Buch zum Privat-Gebrauch für Kinder und für junge Christen reiferen Alters. Tübingen, 1775, S. XIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burk_gebet_1775/17>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.