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Burdel, Édouard: Die Trunksucht. (Übers. Heinrich Gauss). Weimar, 1855.

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aus dem Grunde, weil jenes fürchterliche Ende sich so oft bei den Säufern bemerklich macht, auch das Sprichwort entstanden: "Wer im Weine lebt, findet im Wasser seinen Tod;" wenn anders man nicht dadurch auf eine andere Art, das Leben zu enden, wie sie bei diesen Unglücklichen ebenfalls so gewöhnlich ist, indem nämlich die Mehrzahl derselben ihren Tod in den Wellen sucht, hat anspielen wollen.

Uebrigens sind alle diese Krankheiten in ihrer Entwickelung sehr langsam und führen folglich auch nur langsam zum Tode. Man könnte fast die Behauptung wagen, sie seien dazu bestimmt, jene Unglücklichen, denen es an der nöthigen Characterstärke gebrach, um ihren Neigungen Schweigen zu gebieten, durch unerträgliche Schmerzen für ihren Unverstand büßen zu lassen. Dante mißt in seiner "Hölle" den Trunkenbolden eine schreckliche Strafe zu, indem er sie unfläthiges Wasser trinken läßt zur Stillung des brennenden Durstes, der sie verzehrt.

Mitunter werden die Eingeweide aber auch von hitzigen Krankheiten befallen und es entwickelt sich so eine Reihe nicht minder schmerzhafter, obgleich rascher zum Tode führender Symptome. Es erscheinen alsdann jene Unterleibsentzündungen, bei denen oft die Eingeweide bersten und Veranlassung zu Brechanfällen geben, welche nichts aufzuhalten vermag, bei denen die Zunge und die Kehle einem alten Stück Leder gleich vertrocknen und eine Empfindung hervorgebracht wird, welche der durch brennende Kohlen erzeugten zu vergleichen ist.

Athmungsfunctionen. - Nächst dem Magen sind die Lungen diejenigen Organe, welche bei den Säufern vorzugsweise ergriffen werden. Seitenstechen und Brustbeklemmungen kommen häufig bei ihnen vor, was auch durchaus nicht auffallen kann, wenn man bedenkt, daß diese Unglücklichen bei ihrer beständigen Erhitzung durch den Alkohol, sowie durch die mephitischen Dünste, welche die Luft in den Schnaps- und Weinschenken erwärmen und verderben, jene Oerter fast immer in

aus dem Grunde, weil jenes fürchterliche Ende sich so oft bei den Säufern bemerklich macht, auch das Sprichwort entstanden: „Wer im Weine lebt, findet im Wasser seinen Tod;“ wenn anders man nicht dadurch auf eine andere Art, das Leben zu enden, wie sie bei diesen Unglücklichen ebenfalls so gewöhnlich ist, indem nämlich die Mehrzahl derselben ihren Tod in den Wellen sucht, hat anspielen wollen.

Uebrigens sind alle diese Krankheiten in ihrer Entwickelung sehr langsam und führen folglich auch nur langsam zum Tode. Man könnte fast die Behauptung wagen, sie seien dazu bestimmt, jene Unglücklichen, denen es an der nöthigen Characterstärke gebrach, um ihren Neigungen Schweigen zu gebieten, durch unerträgliche Schmerzen für ihren Unverstand büßen zu lassen. Dante mißt in seiner „Hölle“ den Trunkenbolden eine schreckliche Strafe zu, indem er sie unfläthiges Wasser trinken läßt zur Stillung des brennenden Durstes, der sie verzehrt.

Mitunter werden die Eingeweide aber auch von hitzigen Krankheiten befallen und es entwickelt sich so eine Reihe nicht minder schmerzhafter, obgleich rascher zum Tode führender Symptome. Es erscheinen alsdann jene Unterleibsentzündungen, bei denen oft die Eingeweide bersten und Veranlassung zu Brechanfällen geben, welche nichts aufzuhalten vermag, bei denen die Zunge und die Kehle einem alten Stück Leder gleich vertrocknen und eine Empfindung hervorgebracht wird, welche der durch brennende Kohlen erzeugten zu vergleichen ist.

Athmungsfunctionen. – Nächst dem Magen sind die Lungen diejenigen Organe, welche bei den Säufern vorzugsweise ergriffen werden. Seitenstechen und Brustbeklemmungen kommen häufig bei ihnen vor, was auch durchaus nicht auffallen kann, wenn man bedenkt, daß diese Unglücklichen bei ihrer beständigen Erhitzung durch den Alkohol, sowie durch die mephitischen Dünste, welche die Luft in den Schnaps- und Weinschenken erwärmen und verderben, jene Oerter fast immer in

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[29/0039] aus dem Grunde, weil jenes fürchterliche Ende sich so oft bei den Säufern bemerklich macht, auch das Sprichwort entstanden: „Wer im Weine lebt, findet im Wasser seinen Tod;“ wenn anders man nicht dadurch auf eine andere Art, das Leben zu enden, wie sie bei diesen Unglücklichen ebenfalls so gewöhnlich ist, indem nämlich die Mehrzahl derselben ihren Tod in den Wellen sucht, hat anspielen wollen. Uebrigens sind alle diese Krankheiten in ihrer Entwickelung sehr langsam und führen folglich auch nur langsam zum Tode. Man könnte fast die Behauptung wagen, sie seien dazu bestimmt, jene Unglücklichen, denen es an der nöthigen Characterstärke gebrach, um ihren Neigungen Schweigen zu gebieten, durch unerträgliche Schmerzen für ihren Unverstand büßen zu lassen. Dante mißt in seiner „Hölle“ den Trunkenbolden eine schreckliche Strafe zu, indem er sie unfläthiges Wasser trinken läßt zur Stillung des brennenden Durstes, der sie verzehrt. Mitunter werden die Eingeweide aber auch von hitzigen Krankheiten befallen und es entwickelt sich so eine Reihe nicht minder schmerzhafter, obgleich rascher zum Tode führender Symptome. Es erscheinen alsdann jene Unterleibsentzündungen, bei denen oft die Eingeweide bersten und Veranlassung zu Brechanfällen geben, welche nichts aufzuhalten vermag, bei denen die Zunge und die Kehle einem alten Stück Leder gleich vertrocknen und eine Empfindung hervorgebracht wird, welche der durch brennende Kohlen erzeugten zu vergleichen ist. Athmungsfunctionen. – Nächst dem Magen sind die Lungen diejenigen Organe, welche bei den Säufern vorzugsweise ergriffen werden. Seitenstechen und Brustbeklemmungen kommen häufig bei ihnen vor, was auch durchaus nicht auffallen kann, wenn man bedenkt, daß diese Unglücklichen bei ihrer beständigen Erhitzung durch den Alkohol, sowie durch die mephitischen Dünste, welche die Luft in den Schnaps- und Weinschenken erwärmen und verderben, jene Oerter fast immer in

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Zitationshilfe: Burdel, Édouard: Die Trunksucht. (Übers. Heinrich Gauss). Weimar, 1855, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdel_trunksucht_1855/39>, abgerufen am 29.03.2024.