Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.unserer Betrachtung, da es sich an der ganzen Renaissance1. Abschnitt. Lucca bedeutet im XV. Jahrhundert nicht viel. Wie nun die meisten italienischen Staaten in ihremAuswärtige Ernstes Volkstribunen u. a. römische Magistrate gegen die Miß- regierung der Vornehmen und Beamten. 1) Pierio Valeriano, de infelicitate literator., bei Anlaß des Bar- tolommeo della Rovere. 2) Senarega, de reb. Genuens. bei Murat. XXIV, Col. 548. Ueber
die Unsicherheit vgl. bes. Col. 519. 525. 528 etc. Die sehr offen- herzige Rede der Gesandten bei der Uebergabe des Staates an Francesco Sforza 1464 s. bei Cagnola, Archiv. stor. III, p. 165, s. unſerer Betrachtung, da es ſich an der ganzen Renaiſſance1. Abſchnitt. Lucca bedeutet im XV. Jahrhundert nicht viel. Wie nun die meiſten italieniſchen Staaten in ihremAuswärtige Ernſtes Volkstribunen u. a. römiſche Magiſtrate gegen die Miß- regierung der Vornehmen und Beamten. 1) Pierio Valeriano, de infelicitate literator., bei Anlaß des Bar- tolommeo della Rovere. 2) Senarega, de reb. Genuens. bei Murat. XXIV, Col. 548. Ueber
die Unſicherheit vgl. beſ. Col. 519. 525. 528 etc. Die ſehr offen- herzige Rede der Geſandten bei der Uebergabe des Staates an Francesco Sforza 1464 ſ. bei Cagnola, Archiv. stor. III, p. 165, s. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0099" n="89"/> unſerer Betrachtung, da es ſich an der ganzen Renaiſſance<note place="right"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">1. Abſchnitt.</hi></hi></note><lb/> vor den Zeiten des Andrea Doria kaum betheiligte, weß-<lb/> halb der Riviereſe in Italien als Verächter aller höhern<lb/> Bildung <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Pierio Valeriano, de infelicitate literator.,</hi> bei Anlaß des Bar-<lb/> tolommeo della Rovere.</note> galt. Die Parteikämpfe zeigen hier einen ſo<lb/> wilden Character und waren von ſo heftigen Schwankungen<lb/> der ganzen Exiſtenz begleitet, daß man kaum begreift wie<lb/> die Genueſen es anfingen um nach allen Revolutionen und<lb/> Occupationen immer wieder in einen erträglichen Zuſtand<lb/> einzulenken. Vielleicht gelang es weil alle, die ſich beim<lb/> Staatsweſen betheiligten, faſt ohne Ausnahme zugleich als<lb/> Kaufleute thätig waren <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Senarega, de reb. Genuens</hi>. bei <hi rendition="#aq">Murat. XXIV, Col.</hi> 548. Ueber<lb/> die Unſicherheit vgl. beſ. <hi rendition="#aq">Col. 519. 525. 528 etc.</hi> Die ſehr offen-<lb/> herzige Rede der Geſandten bei der Uebergabe des Staates an<lb/> Francesco Sforza 1464 ſ. bei <hi rendition="#aq">Cagnola, Archiv. stor. III,<lb/> p. 165, s.</hi></note>. Welchen Grad von Unſicher-<lb/> heit der Erwerb im Großen und der Reichthum aushalten<lb/> können, mit welchem Zuſtand im Innern der Beſitz ferner<lb/> Colonien verträglich iſt, lehrt Genua in überraſchender<lb/> Weiſe.</p><lb/> <p>Lucca bedeutet im <hi rendition="#aq">XV.</hi> Jahrhundert nicht viel.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Wie nun die meiſten italieniſchen Staaten in ihrem<note place="right">Auswärtige<lb/> Politik.</note><lb/> Innern Kunſtwerke, d. h. bewußte, von der Reflexion ab-<lb/> hängige, auf genau berechneten ſichtbaren Grundlagen ru-<lb/> hende Schöpfungen waren, ſo mußte auch ihr Verhältniß<lb/> zu einander und zum Ausland ein Werk der Kunſt ſein.<lb/> Daß ſie faſt ſämmtlich auf ziemlich neuen Uſurpationen<lb/> beruhen, iſt für ihre auswärtigen Beziehungen ſo verhäng-<lb/> nißvoll als für das Innere. Keiner erkennt den andern<lb/><note xml:id="seg2pn_3_2" prev="#seg2pn_3_1" place="foot" n="3)">Ernſtes Volkstribunen u. a. römiſche Magiſtrate gegen die Miß-<lb/> regierung der Vornehmen und Beamten.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [89/0099]
unſerer Betrachtung, da es ſich an der ganzen Renaiſſance
vor den Zeiten des Andrea Doria kaum betheiligte, weß-
halb der Riviereſe in Italien als Verächter aller höhern
Bildung 1) galt. Die Parteikämpfe zeigen hier einen ſo
wilden Character und waren von ſo heftigen Schwankungen
der ganzen Exiſtenz begleitet, daß man kaum begreift wie
die Genueſen es anfingen um nach allen Revolutionen und
Occupationen immer wieder in einen erträglichen Zuſtand
einzulenken. Vielleicht gelang es weil alle, die ſich beim
Staatsweſen betheiligten, faſt ohne Ausnahme zugleich als
Kaufleute thätig waren 2). Welchen Grad von Unſicher-
heit der Erwerb im Großen und der Reichthum aushalten
können, mit welchem Zuſtand im Innern der Beſitz ferner
Colonien verträglich iſt, lehrt Genua in überraſchender
Weiſe.
1. Abſchnitt.
Lucca bedeutet im XV. Jahrhundert nicht viel.
Wie nun die meiſten italieniſchen Staaten in ihrem
Innern Kunſtwerke, d. h. bewußte, von der Reflexion ab-
hängige, auf genau berechneten ſichtbaren Grundlagen ru-
hende Schöpfungen waren, ſo mußte auch ihr Verhältniß
zu einander und zum Ausland ein Werk der Kunſt ſein.
Daß ſie faſt ſämmtlich auf ziemlich neuen Uſurpationen
beruhen, iſt für ihre auswärtigen Beziehungen ſo verhäng-
nißvoll als für das Innere. Keiner erkennt den andern
3)
Auswärtige
Politik.
1) Pierio Valeriano, de infelicitate literator., bei Anlaß des Bar-
tolommeo della Rovere.
2) Senarega, de reb. Genuens. bei Murat. XXIV, Col. 548. Ueber
die Unſicherheit vgl. beſ. Col. 519. 525. 528 etc. Die ſehr offen-
herzige Rede der Geſandten bei der Uebergabe des Staates an
Francesco Sforza 1464 ſ. bei Cagnola, Archiv. stor. III,
p. 165, s.
3) Ernſtes Volkstribunen u. a. römiſche Magiſtrate gegen die Miß-
regierung der Vornehmen und Beamten.
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