Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.5. Abschnittmäßigkeit und dem Anstand richtet und das gerade Gegen- 1) Vasari XII, p. 9 und 11, Vita di Rustici. -- Dazu die me- disante Clique von verlumpten Künstlern, XI, 216, s. Vita d'Aristotele. -- Macchiavell's Capitoli für eine Vergnügensgesell- schaft (in den opere minori p. 407) sind eine komische Caricatur von Gesellschaftsstatuten, im Styl der verkehrten Welt. -- Unver- gleichlich ist und bleibt die bekannte Schilderung jenes römischen Künstlerabends bei Benvenuto Cellini, I, cap. 30. 2) Die man sich wohl Vormittags um 10--11 Uhr zu denken hat.
Vgl. Bandello, Parte II, Nov. 10. 5. Abſchnittmäßigkeit und dem Anſtand richtet und das gerade Gegen- 1) Vasari XII, p. 9 und 11, Vita di Rustici. — Dazu die me- diſante Clique von verlumpten Künſtlern, XI, 216, s. Vita d'Aristotele. — Macchiavell's Capitoli für eine Vergnügensgeſell- ſchaft (in den opere minori p. 407) ſind eine komiſche Caricatur von Geſellſchaftsſtatuten, im Styl der verkehrten Welt. — Unver- gleichlich iſt und bleibt die bekannte Schilderung jenes römiſchen Künſtlerabends bei Benvenuto Cellini, I, cap. 30. 2) Die man ſich wohl Vormittags um 10—11 Uhr zu denken hat.
Vgl. Bandello, Parte II, Nov. 10. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0390" n="380"/><note place="left"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">5. Abſchnitt</hi></hi></note>mäßigkeit und dem Anſtand richtet und das gerade Gegen-<lb/> theil von aller bloßen Etikette iſt. In derbern Lebenskreiſen,<lb/> wo dergleichen den Character einer dauernden Corporation<lb/> annahm, gab es Statuten und förmlichen Eintritt, wie<lb/> z. B. bei jenen tollen Geſellſchaften florentiniſcher Künſtler,<lb/> von welchen Vaſari erzählt <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Vasari XII, p.</hi> 9 und 11, <hi rendition="#aq">Vita di Rustici.</hi> — Dazu die me-<lb/> diſante Clique von verlumpten Künſtlern, <hi rendition="#aq">XI, 216, s. Vita<lb/> d'Aristotele.</hi> — Macchiavell's Capitoli für eine Vergnügensgeſell-<lb/> ſchaft (in den <hi rendition="#aq">opere minori p.</hi> 407) ſind eine komiſche Caricatur<lb/> von Geſellſchaftsſtatuten, im Styl der verkehrten Welt. — Unver-<lb/> gleichlich iſt und bleibt die bekannte Schilderung jenes römiſchen<lb/> Künſtlerabends bei Benvenuto Cellini, <hi rendition="#aq">I, cap.</hi> 30.</note>; ein ſolches Beiſammenbleiben<lb/> machte denn auch die Aufführung der wichtigſten damaligen<lb/> Comödien möglich. Die leichtere Geſelligkeit des Augen-<lb/> blickes dagegen nahm gerne die Vorſchriften an, welche etwa<lb/> die namhafteſte Dame ausſprach. Alle Welt kennt den<lb/> Eingang von Boccaccio's Decamerone und hält das König-<lb/> thum der Pampinea über die Geſellſchaft für eine ange-<lb/> nehme Fiction; um eine ſolche handelt es ſich auch gewiß<lb/> in dieſem Falle, allein dieſelbe beruht auf einer häufig<lb/> vorkommenden wirklichen Uebung. Firenzuola, der faſt<lb/> zwei Jahrhunderte ſpäter ſeine Novellenſammlung auf<lb/> ähnliche Weiſe einleitet, kommt gewiß der Wirklichkeit noch<lb/> viel näher, indem er ſeiner Geſellſchaftskönigin eine förmliche<lb/> Thronrede in den Mund legt, über die Eintheilung der<lb/> Zeit während des bevorſtehenden gemeinſamen Landaufent-<lb/> haltes: zuerſt eine philoſophiſche Morgenſtunde während<lb/> man nach einer Anhöhe ſpaziert; dann die Tafel <note place="foot" n="2)">Die man ſich wohl Vormittags um 10—11 Uhr zu denken hat.<lb/> Vgl. <hi rendition="#aq">Bandello, Parte II, Nov.</hi> 10.</note> mit<lb/> Lautenſpiel und Geſang; darauf, in einem kühlen Raum,<lb/><note place="left">Die Novelliſten<lb/> und ihre<lb/> Zuhörerſchaft.</note>die Recitation einer friſchen Canzone deren Thema jedes-<lb/> mal am Vorabend aufgegeben wird; ein abendlicher Spa-<lb/> ziergang zu einer Quelle, wo man Platz nimmt und Jedermann<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [380/0390]
mäßigkeit und dem Anſtand richtet und das gerade Gegen-
theil von aller bloßen Etikette iſt. In derbern Lebenskreiſen,
wo dergleichen den Character einer dauernden Corporation
annahm, gab es Statuten und förmlichen Eintritt, wie
z. B. bei jenen tollen Geſellſchaften florentiniſcher Künſtler,
von welchen Vaſari erzählt 1); ein ſolches Beiſammenbleiben
machte denn auch die Aufführung der wichtigſten damaligen
Comödien möglich. Die leichtere Geſelligkeit des Augen-
blickes dagegen nahm gerne die Vorſchriften an, welche etwa
die namhafteſte Dame ausſprach. Alle Welt kennt den
Eingang von Boccaccio's Decamerone und hält das König-
thum der Pampinea über die Geſellſchaft für eine ange-
nehme Fiction; um eine ſolche handelt es ſich auch gewiß
in dieſem Falle, allein dieſelbe beruht auf einer häufig
vorkommenden wirklichen Uebung. Firenzuola, der faſt
zwei Jahrhunderte ſpäter ſeine Novellenſammlung auf
ähnliche Weiſe einleitet, kommt gewiß der Wirklichkeit noch
viel näher, indem er ſeiner Geſellſchaftskönigin eine förmliche
Thronrede in den Mund legt, über die Eintheilung der
Zeit während des bevorſtehenden gemeinſamen Landaufent-
haltes: zuerſt eine philoſophiſche Morgenſtunde während
man nach einer Anhöhe ſpaziert; dann die Tafel 2) mit
Lautenſpiel und Geſang; darauf, in einem kühlen Raum,
die Recitation einer friſchen Canzone deren Thema jedes-
mal am Vorabend aufgegeben wird; ein abendlicher Spa-
ziergang zu einer Quelle, wo man Platz nimmt und Jedermann
5. Abſchnitt
Die Novelliſten
und ihre
Zuhörerſchaft.
1) Vasari XII, p. 9 und 11, Vita di Rustici. — Dazu die me-
diſante Clique von verlumpten Künſtlern, XI, 216, s. Vita
d'Aristotele. — Macchiavell's Capitoli für eine Vergnügensgeſell-
ſchaft (in den opere minori p. 407) ſind eine komiſche Caricatur
von Geſellſchaftsſtatuten, im Styl der verkehrten Welt. — Unver-
gleichlich iſt und bleibt die bekannte Schilderung jenes römiſchen
Künſtlerabends bei Benvenuto Cellini, I, cap. 30.
2) Die man ſich wohl Vormittags um 10—11 Uhr zu denken hat.
Vgl. Bandello, Parte II, Nov. 10.
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