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Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.

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haß gegen die vilains, der die adlichen provenzalischen4. Abschnitt.
Dichter und stellenweise die französischen Chronisten beseelt?
Vielmehr 1) erkennen italienische Autoren jeder Gattung das
Bedeutende und Große, wo es sich im Bauernleben zeigt,
freiwillig an und heben es hervor. Gioviano Pontano
erzählt 2) mit Bewunderung Züge von Seelenstärke der
wilden Abruzzesen; in den biographischen Sammelwerken
wie bei den Novellisten fehlt auch das heroische Bauer-
mädchen 3) nicht, welches sein Leben dran setzt um seine
Unschuld oder seine Familie zu vertheidigen 4).

Unter solchen Voraussetzungen war eine poetische Be-
trachtung des Bauernlebens möglich. Zunächst sind hier
zu erwähnen die einst viel gelesenen und noch heute lesens-Battista Man-
tovano.

werthen Eclogen des Battista Mantovano (eines seiner

1) In der Lombardie scheuten sich zu Anfang des XVI. Jahrh. die
Edelleute nicht, mit den Bauern zu tanzen, zu ringen, zu springen
und um die Wette zu laufen. Il Cortigiano, L. II, fol. 54. --
Ein Gutsbesitzer, der sich über Gier und Trug seiner Pachtbauern
damit tröstet, daß man sich dabei in die Leute schicken lerne, ist A.
Pandolfini, im Trattato del governo della famiglia, p. 86.
2) Jovian. Pontan. de fortitudine, lib. II.
3) Die berühmte veltlinische Bäurin Bona Lombarda als Gemahlin des
Condottiere Pietro Brunoro lernt man kennen aus Jacobus Bergo-
mensis und aus Porcellius, bei Murat XXV, Col. 43. -- Vgl.
oben S. 150, Anm.
4) Ueber das Schicksal der damaligen italienischen Bauern überhaupt
und je nach den Landschaften insbesondere sind wir außer Stande,
Näheres hier beizubringen. Wie sich der freie Grundbesitz damals
zum gepachteten verhielt, welches die Belastung beider im Verhältniß
zur jetzigen Zeit war, müssen Specialwerke lehren, die uns nicht zu
Gebote stehen. In stürmischen Zeiten pflegen die Bauern bisweilen
schrecklich zu verwildern (Arch. stor. XVI, I, p. 451, s. -- An-
nales Foroliv.
bei Murat. XXII, Col. 227) aber nirgends kommt
es zu einem großen gemeinsamen Bauernkrieg. Von einiger Be-
deutung und an sich sehr interessant ist der Bauernaufstand um
Piacenza 1462. Vgl. Corio, storia di Milano, fol. 409. An-
nales Placent.
bei Murat. XX, Col. 907. Sismondi, X, p. 138.

haß gegen die vilains, der die adlichen provenzaliſchen4. Abſchnitt.
Dichter und ſtellenweiſe die franzöſiſchen Chroniſten beſeelt?
Vielmehr 1) erkennen italieniſche Autoren jeder Gattung das
Bedeutende und Große, wo es ſich im Bauernleben zeigt,
freiwillig an und heben es hervor. Gioviano Pontano
erzählt 2) mit Bewunderung Züge von Seelenſtärke der
wilden Abruzzeſen; in den biographiſchen Sammelwerken
wie bei den Novelliſten fehlt auch das heroiſche Bauer-
mädchen 3) nicht, welches ſein Leben dran ſetzt um ſeine
Unſchuld oder ſeine Familie zu vertheidigen 4).

Unter ſolchen Vorausſetzungen war eine poetiſche Be-
trachtung des Bauernlebens möglich. Zunächſt ſind hier
zu erwähnen die einſt viel geleſenen und noch heute leſens-Battiſta Man-
tovano.

werthen Eclogen des Battiſta Mantovano (eines ſeiner

1) In der Lombardie ſcheuten ſich zu Anfang des XVI. Jahrh. die
Edelleute nicht, mit den Bauern zu tanzen, zu ringen, zu ſpringen
und um die Wette zu laufen. Il Cortigiano, L. II, fol. 54. —
Ein Gutsbeſitzer, der ſich über Gier und Trug ſeiner Pachtbauern
damit tröſtet, daß man ſich dabei in die Leute ſchicken lerne, iſt A.
Pandolfini, im Trattato del governo della famiglia, p. 86.
2) Jovian. Pontan. de fortitudine, lib. II.
3) Die berühmte veltliniſche Bäurin Bona Lombarda als Gemahlin des
Condottiere Pietro Brunoro lernt man kennen aus Jacobus Bergo-
menſis und aus Porcellius, bei Murat XXV, Col. 43. — Vgl.
oben S. 150, Anm.
4) Ueber das Schickſal der damaligen italieniſchen Bauern überhaupt
und je nach den Landſchaften insbeſondere ſind wir außer Stande,
Näheres hier beizubringen. Wie ſich der freie Grundbeſitz damals
zum gepachteten verhielt, welches die Belaſtung beider im Verhältniß
zur jetzigen Zeit war, müſſen Specialwerke lehren, die uns nicht zu
Gebote ſtehen. In ſtürmiſchen Zeiten pflegen die Bauern bisweilen
ſchrecklich zu verwildern (Arch. stor. XVI, I, p. 451, s. — An-
nales Foroliv.
bei Murat. XXII, Col. 227) aber nirgends kommt
es zu einem großen gemeinſamen Bauernkrieg. Von einiger Be-
deutung und an ſich ſehr intereſſant iſt der Bauernaufſtand um
Piacenza 1462. Vgl. Corio, storia di Milano, fol. 409. An-
nales Placent.
bei Murat. XX, Col. 907. Sismondi, X, p. 138.
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[351/0361] haß gegen die vilains, der die adlichen provenzaliſchen Dichter und ſtellenweiſe die franzöſiſchen Chroniſten beſeelt? Vielmehr 1) erkennen italieniſche Autoren jeder Gattung das Bedeutende und Große, wo es ſich im Bauernleben zeigt, freiwillig an und heben es hervor. Gioviano Pontano erzählt 2) mit Bewunderung Züge von Seelenſtärke der wilden Abruzzeſen; in den biographiſchen Sammelwerken wie bei den Novelliſten fehlt auch das heroiſche Bauer- mädchen 3) nicht, welches ſein Leben dran ſetzt um ſeine Unſchuld oder ſeine Familie zu vertheidigen 4). 4. Abſchnitt. Unter ſolchen Vorausſetzungen war eine poetiſche Be- trachtung des Bauernlebens möglich. Zunächſt ſind hier zu erwähnen die einſt viel geleſenen und noch heute leſens- werthen Eclogen des Battiſta Mantovano (eines ſeiner Battiſta Man- tovano. 1) In der Lombardie ſcheuten ſich zu Anfang des XVI. Jahrh. die Edelleute nicht, mit den Bauern zu tanzen, zu ringen, zu ſpringen und um die Wette zu laufen. Il Cortigiano, L. II, fol. 54. — Ein Gutsbeſitzer, der ſich über Gier und Trug ſeiner Pachtbauern damit tröſtet, daß man ſich dabei in die Leute ſchicken lerne, iſt A. Pandolfini, im Trattato del governo della famiglia, p. 86. 2) Jovian. Pontan. de fortitudine, lib. II. 3) Die berühmte veltliniſche Bäurin Bona Lombarda als Gemahlin des Condottiere Pietro Brunoro lernt man kennen aus Jacobus Bergo- menſis und aus Porcellius, bei Murat XXV, Col. 43. — Vgl. oben S. 150, Anm. 4) Ueber das Schickſal der damaligen italieniſchen Bauern überhaupt und je nach den Landſchaften insbeſondere ſind wir außer Stande, Näheres hier beizubringen. Wie ſich der freie Grundbeſitz damals zum gepachteten verhielt, welches die Belaſtung beider im Verhältniß zur jetzigen Zeit war, müſſen Specialwerke lehren, die uns nicht zu Gebote ſtehen. In ſtürmiſchen Zeiten pflegen die Bauern bisweilen ſchrecklich zu verwildern (Arch. stor. XVI, I, p. 451, s. — An- nales Foroliv. bei Murat. XXII, Col. 227) aber nirgends kommt es zu einem großen gemeinſamen Bauernkrieg. Von einiger Be- deutung und an ſich ſehr intereſſant iſt der Bauernaufſtand um Piacenza 1462. Vgl. Corio, storia di Milano, fol. 409. An- nales Placent. bei Murat. XX, Col. 907. Sismondi, X, p. 138.

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_renaissance_1860/361>, abgerufen am 23.11.2024.