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Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.

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4. Abschnitt.kein anderes Volk in dieser Weise besaß. Macchiavell
schildert in einigen kostbaren Aufsätzen die Art und den
politischen Zustand der Deutschen und Franzosen, so daß
auch der geborene Nordländer, der seine Landesgeschichte
kennt, dem florentinischen Weisen für seine Lichtblicke dank-
bar sein wird. Dann zeichnen die Florentiner (S. 74, 82)
gerne sich selbst 1) und sonnen sich dabei im reichlich ver-
dienten Glanze ihres geistigen Ruhmes; vielleicht ist es der
Gipfel ihres Selbstgefühls, wenn sie z. B. das künstlerische
Primat Toscana's über Italien nicht einmal von einer
besondern genialen Begabung, sondern von der Anstrengung,
von den Studien herleiten 2). Huldigungen berühmter
Italiener anderer Gegenden wie z. B. das herrliche sechs-
zehnte Capitolo des Ariost, mochte man wohl wie einen
schuldigen Tribut in Empfang nehmen.

Von einer, wie es scheint, sehr ausgezeichneten Quelle
über die Unterschiede der Bevölkerungen Italiens können
wir nur den Namen angeben 3). Leandro Alberti 4) ist
in der Schilderung des Genius der einzelnen Städte nicht
so ausgiebig als man erwarten sollte. Ein kleiner ano-
nymer 5) Commentario enthält zwischen vielen Thorheiten

und Neugier ist sehr artig geschildert bei Bandello, Parte I,
Nov. 34
.
1) So Varchi, im IX. Buch der Storie Fiorentine (Vol. III, p. 56, s.)
2) Vasari, XII, p. 158, v. di Michelangelo, Anfang. Andere Male
wird dann doch laut genug der Mutter Natur gedankt, wie z. B.
in dem Sonett des Alfonso de' Pazzi an den Nicht-Toscaner Annibal
Caro (bei Trucchi, l. c. III, p. 187):
Misero il Varchi! e piu infelici noi,
Se a vostri virtudi accidentali
Aggiunto fosse 'l natural, ch'e in noi!
3) Landi: Quaestiones Forcianae, Neapoli 1536, benützt von Ranke,
Päpste I, S. 385.
4) Descrizione di tutta l'Italia.
5) Commentario delle piu notabili et mostruose cose d'Italia etc.,
Venezia 1569
. (Wahrscheinlich vor 1547 verfaßt.)

4. Abſchnitt.kein anderes Volk in dieſer Weiſe beſaß. Macchiavell
ſchildert in einigen koſtbaren Aufſätzen die Art und den
politiſchen Zuſtand der Deutſchen und Franzoſen, ſo daß
auch der geborene Nordländer, der ſeine Landesgeſchichte
kennt, dem florentiniſchen Weiſen für ſeine Lichtblicke dank-
bar ſein wird. Dann zeichnen die Florentiner (S. 74, 82)
gerne ſich ſelbſt 1) und ſonnen ſich dabei im reichlich ver-
dienten Glanze ihres geiſtigen Ruhmes; vielleicht iſt es der
Gipfel ihres Selbſtgefühls, wenn ſie z. B. das künſtleriſche
Primat Toscana's über Italien nicht einmal von einer
beſondern genialen Begabung, ſondern von der Anſtrengung,
von den Studien herleiten 2). Huldigungen berühmter
Italiener anderer Gegenden wie z. B. das herrliche ſechs-
zehnte Capitolo des Arioſt, mochte man wohl wie einen
ſchuldigen Tribut in Empfang nehmen.

Von einer, wie es ſcheint, ſehr ausgezeichneten Quelle
über die Unterſchiede der Bevölkerungen Italiens können
wir nur den Namen angeben 3). Leandro Alberti 4) iſt
in der Schilderung des Genius der einzelnen Städte nicht
ſo ausgiebig als man erwarten ſollte. Ein kleiner ano-
nymer 5) Commentario enthält zwiſchen vielen Thorheiten

und Neugier iſt ſehr artig geſchildert bei Bandello, Parte I,
Nov. 34
.
1) So Varchi, im IX. Buch der Storie Fiorentine (Vol. III, p. 56, s.)
2) Vasari, XII, p. 158, v. di Michelangelo, Anfang. Andere Male
wird dann doch laut genug der Mutter Natur gedankt, wie z. B.
in dem Sonett des Alfonſo de' Pazzi an den Nicht-Toscaner Annibal
Caro (bei Trucchi, l. c. III, p. 187):
Misero il Varchi! e più infelici noi,
Se a vostri virtudi accidentali
Aggiunto fosse 'l natural, ch'è in noi!
3) Landi: Quæstiones Forcianæ, Neapoli 1536, benützt von Ranke,
Päpſte I, S. 385.
4) Descrizione di tutta l'Italia.
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Venezia 1569
. (Wahrſcheinlich vor 1547 verfaßt.)
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[340/0350] kein anderes Volk in dieſer Weiſe beſaß. Macchiavell ſchildert in einigen koſtbaren Aufſätzen die Art und den politiſchen Zuſtand der Deutſchen und Franzoſen, ſo daß auch der geborene Nordländer, der ſeine Landesgeſchichte kennt, dem florentiniſchen Weiſen für ſeine Lichtblicke dank- bar ſein wird. Dann zeichnen die Florentiner (S. 74, 82) gerne ſich ſelbſt 1) und ſonnen ſich dabei im reichlich ver- dienten Glanze ihres geiſtigen Ruhmes; vielleicht iſt es der Gipfel ihres Selbſtgefühls, wenn ſie z. B. das künſtleriſche Primat Toscana's über Italien nicht einmal von einer beſondern genialen Begabung, ſondern von der Anſtrengung, von den Studien herleiten 2). Huldigungen berühmter Italiener anderer Gegenden wie z. B. das herrliche ſechs- zehnte Capitolo des Arioſt, mochte man wohl wie einen ſchuldigen Tribut in Empfang nehmen. 4. Abſchnitt. Von einer, wie es ſcheint, ſehr ausgezeichneten Quelle über die Unterſchiede der Bevölkerungen Italiens können wir nur den Namen angeben 3). Leandro Alberti 4) iſt in der Schilderung des Genius der einzelnen Städte nicht ſo ausgiebig als man erwarten ſollte. Ein kleiner ano- nymer 5) Commentario enthält zwiſchen vielen Thorheiten 3) 1) So Varchi, im IX. Buch der Storie Fiorentine (Vol. III, p. 56, s.) 2) Vasari, XII, p. 158, v. di Michelangelo, Anfang. Andere Male wird dann doch laut genug der Mutter Natur gedankt, wie z. B. in dem Sonett des Alfonſo de' Pazzi an den Nicht-Toscaner Annibal Caro (bei Trucchi, l. c. III, p. 187): Misero il Varchi! e più infelici noi, Se a vostri virtudi accidentali Aggiunto fosse 'l natural, ch'è in noi! 3) Landi: Quæstiones Forcianæ, Neapoli 1536, benützt von Ranke, Päpſte I, S. 385. 4) Descrizione di tutta l'Italia. 5) Commentario delle più notabili et mostruose cose d'Italia etc., Venezia 1569. (Wahrſcheinlich vor 1547 verfaßt.) 3) und Neugier iſt ſehr artig geſchildert bei Bandello, Parte I, Nov. 34.

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_renaissance_1860/350>, abgerufen am 22.11.2024.