Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.3. Abschnitt.Welches Standes der Redner war, galt völlig gleich; Ueberblicken wir zunächst die wichtigern und häufigern Feierliche 1) Diario Ferrarese, bei Murat. XXIV, Col. 198. 205. 2) Pii II. Comment. L. I, p. 10. 3) So groß der Succeß des glücklichen Redners war, so furchtbar war natürlich das Steckenbleiben vor großen und erlauchten Versamm- lungen. Schreckensbeispiele sind gesammelt bei Petrus Crinitus, de honesta disciplina V, cap. 3. Vgl. Vespas. Fior. p. 319. 430. 4) Pii II. Comment. L. IV. p. 205. Es waren noch dazu Römer,
die ihn in Viterbo erwarteten. Singuli per se verba fecere, ne alius alio melior videretur, cum essent eloquentia ferme pares. -- Daß der Bischof von Arezzo nicht das Wort führen durfte für die Collectivgesandtschaft der italienischen Staaten an den neuge- wählten Alexander VI, zählt Guicciardini (zu Anfang des I. B.) 3. Abſchnitt.Welches Standes der Redner war, galt völlig gleich; Ueberblicken wir zunächſt die wichtigern und häufigern Feierliche 1) Diario Ferrarese, bei Murat. XXIV, Col. 198. 205. 2) Pii II. Comment. L. I, p. 10. 3) So groß der Succeß des glücklichen Redners war, ſo furchtbar war natürlich das Steckenbleiben vor großen und erlauchten Verſamm- lungen. Schreckensbeiſpiele ſind geſammelt bei Petrus Crinitus, de honesta disciplina V, cap. 3. Vgl. Vespas. Fior. p. 319. 430. 4) Pii II. Comment. L. IV. p. 205. Es waren noch dazu Römer,
die ihn in Viterbo erwarteten. Singuli per se verba fecere, ne alius alio melior videretur, cum essent eloquentia ferme pares. — Daß der Biſchof von Arezzo nicht das Wort führen durfte für die Collectivgeſandtſchaft der italieniſchen Staaten an den neuge- wählten Alexander VI, zählt Guicciardini (zu Anfang des I. B.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0238" n="228"/> <p><note place="left"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">3. Abſchnitt.</hi></hi></note>Welches Standes der Redner war, galt völlig gleich;<lb/> man bedurfte vor Allem des virtuoſenhaft ausgebildeten<lb/> humaniſtiſchen Talentes. Am Hofe des Borſo von Ferrara<lb/> hat der Hofarzt, Jeronimo da Caſtello, ſowohl Friedrich <hi rendition="#aq">III.</hi><lb/> als Pius <hi rendition="#aq">II.</hi> zum Willkomm anreden müſſen <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Diario Ferrarese,</hi> bei <hi rendition="#aq">Murat. XXIV, Col. 198. 205.</hi></note>; verheira-<lb/> thete Laien beſteigen in den Kirchen die Kanzeln bei jedem<lb/> feſtlichen oder Traueranlaß, ja ſelbſt an Heiligenfeſten.<lb/> Es war den außeritaliſchen Basler Concilsherren etwas<lb/> Neues, daß der Erzbiſchof von Mailand am Ambroſius-<lb/> tage den Aeneas Sylvius auftreten ließ, welcher noch keine<lb/> Weihe empfangen hatte; trotz dem Murren der Theologen<lb/> ließen ſie ſich es gefallen und hörten mit größter Begier zu <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Pii II. Comment. L. I, p. 10.</hi></note>.</p><lb/> <p>Ueberblicken wir zunächſt die wichtigern und häufigern<lb/> Anläſſe des öffentlichen Redens.</p><lb/> <p><note place="left">Feierliche<lb/> Staatsreden.</note>Vor Allem heißen die Geſandten von Staat an Staat<lb/> nicht vergebens Oratoren; neben der geheimen Unterhand-<lb/> lung gab es ein unvermeidliches Paradeſtück, eine öffentliche<lb/> Rede, vorgetragen unter möglichſt pomphaften Umſtänden <note place="foot" n="3)">So groß der Succeß des glücklichen Redners war, ſo furchtbar war<lb/> natürlich das Steckenbleiben vor großen und erlauchten Verſamm-<lb/> lungen. Schreckensbeiſpiele ſind geſammelt bei <hi rendition="#aq">Petrus Crinitus, de<lb/> honesta disciplina V, cap.</hi> 3. Vgl. <hi rendition="#aq">Vespas. Fior. p. 319. 430.</hi></note>.<lb/> In der Regel führte von dem oft ſehr zahlreichen Perſonal<lb/> Einer zugeſtandenermaßen das Wort, aber es paſſirte doch<lb/> dem Kenner Pius <hi rendition="#aq">II.</hi>, vor welchem ſich gerne jeder hören<lb/> laſſen wollte, daß er eine ganze Geſandtſchaft, Einen nach<lb/> dem Andern, anhören mußte <note xml:id="seg2pn_16_1" next="#seg2pn_16_2" place="foot" n="4)"><hi rendition="#aq">Pii II. Comment. L. IV. p.</hi> 205. Es waren noch dazu Römer,<lb/> die ihn in Viterbo erwarteten. <hi rendition="#aq">Singuli per se verba fecere, ne<lb/> alius alio melior videretur, cum essent eloquentia ferme pares.</hi><lb/> — Daß der Biſchof von Arezzo nicht das Wort führen durfte für<lb/> die Collectivgeſandtſchaft der italieniſchen Staaten an den neuge-<lb/> wählten Alexander <hi rendition="#aq">VI,</hi> zählt Guicciardini (zu Anfang des <hi rendition="#aq">I.</hi> B.)</note>. Dann redeten gelehrte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [228/0238]
Welches Standes der Redner war, galt völlig gleich;
man bedurfte vor Allem des virtuoſenhaft ausgebildeten
humaniſtiſchen Talentes. Am Hofe des Borſo von Ferrara
hat der Hofarzt, Jeronimo da Caſtello, ſowohl Friedrich III.
als Pius II. zum Willkomm anreden müſſen 1); verheira-
thete Laien beſteigen in den Kirchen die Kanzeln bei jedem
feſtlichen oder Traueranlaß, ja ſelbſt an Heiligenfeſten.
Es war den außeritaliſchen Basler Concilsherren etwas
Neues, daß der Erzbiſchof von Mailand am Ambroſius-
tage den Aeneas Sylvius auftreten ließ, welcher noch keine
Weihe empfangen hatte; trotz dem Murren der Theologen
ließen ſie ſich es gefallen und hörten mit größter Begier zu 2).
3. Abſchnitt.
Ueberblicken wir zunächſt die wichtigern und häufigern
Anläſſe des öffentlichen Redens.
Vor Allem heißen die Geſandten von Staat an Staat
nicht vergebens Oratoren; neben der geheimen Unterhand-
lung gab es ein unvermeidliches Paradeſtück, eine öffentliche
Rede, vorgetragen unter möglichſt pomphaften Umſtänden 3).
In der Regel führte von dem oft ſehr zahlreichen Perſonal
Einer zugeſtandenermaßen das Wort, aber es paſſirte doch
dem Kenner Pius II., vor welchem ſich gerne jeder hören
laſſen wollte, daß er eine ganze Geſandtſchaft, Einen nach
dem Andern, anhören mußte 4). Dann redeten gelehrte
Feierliche
Staatsreden.
1) Diario Ferrarese, bei Murat. XXIV, Col. 198. 205.
2) Pii II. Comment. L. I, p. 10.
3) So groß der Succeß des glücklichen Redners war, ſo furchtbar war
natürlich das Steckenbleiben vor großen und erlauchten Verſamm-
lungen. Schreckensbeiſpiele ſind geſammelt bei Petrus Crinitus, de
honesta disciplina V, cap. 3. Vgl. Vespas. Fior. p. 319. 430.
4) Pii II. Comment. L. IV. p. 205. Es waren noch dazu Römer,
die ihn in Viterbo erwarteten. Singuli per se verba fecere, ne
alius alio melior videretur, cum essent eloquentia ferme pares.
— Daß der Biſchof von Arezzo nicht das Wort führen durfte für
die Collectivgeſandtſchaft der italieniſchen Staaten an den neuge-
wählten Alexander VI, zählt Guicciardini (zu Anfang des I. B.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |