Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.1. Abschnitt.in einem erhabenen Ernst. Dante 1) erkennt und benennt 1) De vulgari eloquio, I, c. 12: ... qui non heroico more, sed plebeo sequuntur superbiam etc. 2) Dieß zwar erst in Schriften des XV. Jahrh., aber gewiß nach frühern Phantasien: L. B. Alberti, de re aedif. V, 3. -- Franc. di Giorgio, Trattato, bei Della Valle, Lettere sanesi, III., 121. 3) Franco Sacchetti, Nov. 61. 4) Matteo Villani, VI, 1. 5) Das Paßbureau von Padua um die Mitte des XIV. Jahrh. als
quelli delle bullette bezeichnet bei Franco Sacchetti, Nov. 117. In den letzten zehn Jahren Friedrichs II., als die persönlichste Con- trole herrschte, muß das Paßwesen schon sehr ausgebildet gewesen sein. 1. Abſchnitt.in einem erhabenen Ernſt. Dante 1) erkennt und benennt 1) De vulgari eloquio, I, c. 12: … qui non heroico more, sed plebeo sequuntur superbiam etc. 2) Dieß zwar erſt in Schriften des XV. Jahrh., aber gewiß nach frühern Phantaſien: L. B. Alberti, de re aedif. V, 3. — Franc. di Giorgio, Trattato, bei Della Valle, Lettere sanesi, III., 121. 3) Franco Sacchetti, Nov. 61. 4) Matteo Villani, VI, 1. 5) Das Paßbureau von Padua um die Mitte des XIV. Jahrh. als
quelli delle bullette bezeichnet bei Franco Sacchetti, Nov. 117. In den letzten zehn Jahren Friedrichs II., als die perſönlichſte Con- trole herrſchte, muß das Paßweſen ſchon ſehr ausgebildet geweſen ſein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0020" n="10"/><note place="left"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">1. Abſchnitt.</hi></hi></note>in einem erhabenen Ernſt. Dante <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">De vulgari eloquio, I, c. 12: … qui non heroico more, sed<lb/> plebeo sequuntur superbiam etc.</hi></note> erkennt und benennt<lb/><note place="left">Abſcheu der<lb/> Florentiner.</note>vortrefflich das Unadliche, Gemeinverſtändige der neufürſt-<lb/> lichen Hab- und Herrſchgier. „Was tönen ihre Poſaunen,<lb/> Schellen, Hörner und Flöten anders als: herbei zu uns,<lb/> ihr Henker! ihr Raubvögel!“ Man malt ſich die Burg<lb/> des Tyrannen hoch und iſolirt, voller Kerker und Lauſch-<lb/> röhren, <note place="foot" n="2)">Dieß zwar erſt in Schriften des <hi rendition="#aq">XV.</hi> Jahrh., aber gewiß nach<lb/> frühern Phantaſien: <hi rendition="#aq">L. B. Alberti, de re aedif. V, 3. — Franc.<lb/> di Giorgio, Trattato,</hi> bei <hi rendition="#aq">Della Valle, Lettere sanesi, III.,</hi> 121.</note> als einen Aufenthalt der Bosheit und des Elends.<lb/> Andere weiſſagen Jedem Unglück, der in Tyrannendienſte<lb/> gehe <note place="foot" n="3)"><hi rendition="#aq">Franco Sacchetti, Nov. 61.</hi></note> und bejammern am Ende den Tyrannen ſelbſt, wel-<lb/> cher unvermeidlich der Feind aller Guten und Tüchtigen<lb/> ſei, ſich auf Niemanden verlaſſen dürfe, und den Unter-<lb/> thanen die Erwartung ſeines Sturzes auf dem Geſicht leſen<lb/> könne. „So wie die Tyrannien entſtehen, wachſen und ſich<lb/> befeſtigen, ſo wächſt auch in ihrem Innern verborgen der<lb/> Stoff mit, welcher ihnen Verwirrung und Untergang bringen<lb/> muß.“ <note place="foot" n="4)"><hi rendition="#aq">Matteo Villani, VI, 1.</hi></note> Der tiefſte Gegenſatz wird nicht deutlich her-<lb/> vorgehoben: Florenz war damals mit der reichſten Ent-<lb/> wicklung der Individualitäten beſchäftigt, während die Ge-<lb/> waltherrſcher keine andere Individualität gelten und gewähren<lb/> ließen als die ihrige und die ihrer nächſten Diener. War<lb/> doch die Controle des einzelnen Menſchen bis auf's Paß-<lb/> weſen herab ſchon völlig durchgeführt. <note place="foot" n="5)">Das Paßbureau von Padua um die Mitte des <hi rendition="#aq">XIV.</hi> Jahrh. als<lb/><hi rendition="#aq">quelli delle bullette</hi> bezeichnet bei <hi rendition="#aq">Franco Sacchetti, Nov.</hi> 117.<lb/> In den letzten zehn Jahren Friedrichs <hi rendition="#aq">II.,</hi> als die perſönlichſte Con-<lb/> trole herrſchte, muß das Paßweſen ſchon ſehr ausgebildet geweſen<lb/> ſein.</note></p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [10/0020]
in einem erhabenen Ernſt. Dante 1) erkennt und benennt
vortrefflich das Unadliche, Gemeinverſtändige der neufürſt-
lichen Hab- und Herrſchgier. „Was tönen ihre Poſaunen,
Schellen, Hörner und Flöten anders als: herbei zu uns,
ihr Henker! ihr Raubvögel!“ Man malt ſich die Burg
des Tyrannen hoch und iſolirt, voller Kerker und Lauſch-
röhren, 2) als einen Aufenthalt der Bosheit und des Elends.
Andere weiſſagen Jedem Unglück, der in Tyrannendienſte
gehe 3) und bejammern am Ende den Tyrannen ſelbſt, wel-
cher unvermeidlich der Feind aller Guten und Tüchtigen
ſei, ſich auf Niemanden verlaſſen dürfe, und den Unter-
thanen die Erwartung ſeines Sturzes auf dem Geſicht leſen
könne. „So wie die Tyrannien entſtehen, wachſen und ſich
befeſtigen, ſo wächſt auch in ihrem Innern verborgen der
Stoff mit, welcher ihnen Verwirrung und Untergang bringen
muß.“ 4) Der tiefſte Gegenſatz wird nicht deutlich her-
vorgehoben: Florenz war damals mit der reichſten Ent-
wicklung der Individualitäten beſchäftigt, während die Ge-
waltherrſcher keine andere Individualität gelten und gewähren
ließen als die ihrige und die ihrer nächſten Diener. War
doch die Controle des einzelnen Menſchen bis auf's Paß-
weſen herab ſchon völlig durchgeführt. 5)
1. Abſchnitt.
Abſcheu der
Florentiner.
1) De vulgari eloquio, I, c. 12: … qui non heroico more, sed
plebeo sequuntur superbiam etc.
2) Dieß zwar erſt in Schriften des XV. Jahrh., aber gewiß nach
frühern Phantaſien: L. B. Alberti, de re aedif. V, 3. — Franc.
di Giorgio, Trattato, bei Della Valle, Lettere sanesi, III., 121.
3) Franco Sacchetti, Nov. 61.
4) Matteo Villani, VI, 1.
5) Das Paßbureau von Padua um die Mitte des XIV. Jahrh. als
quelli delle bullette bezeichnet bei Franco Sacchetti, Nov. 117.
In den letzten zehn Jahren Friedrichs II., als die perſönlichſte Con-
trole herrſchte, muß das Paßweſen ſchon ſehr ausgebildet geweſen
ſein.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |