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Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.

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jenige eigentlich für den Gebrauch aller Curialen bestimmte3. Abschnitt.
Bibliothek, welche der Grundstock der Vaticana gewordenDie Bibliothe-
ken.

ist; im Palast selber sollte sie aufgestellt werden, als dessen
edelste Zier, wie es einst König Ptolemaeus Philadelphus
zu Alexandrien gehalten. Als er wegen der Pest mit dem
Hofe nach Fabriano zog, nahm er seine Uebersetzer und
Compilatoren dahin mit, auf daß sie ihm nicht wegstürben.

Der Florentiner Niccolo Niccoli 1), Genosse des ge-
lehrten Freundeskreises, welcher sich um den ältern Cosimo
Medici versammelte, wandte sein ganzes Vermögen auf Er-
werb von Büchern; endlich, da er nichts mehr hatte, hielten
ihm die Medici ihre Kassen offen für jede Summe, die er
zu solchen Zwecken begehrte. Ihm verdankt man die Ver-
vollständigung des Ammianus Marcellinus, des Cicero de
oratore u. A. m.; er bewog den Cosimo zum Ankauf des
trefflichsten Plinius aus einem Kloster zu Lübeck. Mit
einem großartigen Zutrauen lieh er seine Bücher aus, ließ
die Leute auch bei sich lesen so viel sie wollten, und unter-
redete sich mit ihnen über das Gelesene. Seine Sammlung,
800 Bände zu 6000 Goldgulden gewerthet, kam nach sei-
nem Tode durch Cosimo's Vermittlung an das Kloster
S. Marco mit Bedingung der Oeffentlichkeit.

Von den beiden großen Bücherfindern Guarino undPoggio.
Poggio ist der letztere 2), zum Theil als Agent des Niccoli,
bekanntlich auch in den süddeutschen Abteien thätig gewe-
sen, und zwar bei Anlaß des Concils von Constanz. Er
fand dort sechs Reden des Cicero und den ersten vollstän-
digen Quintilian, die Sangallensische, jetzt Zürcher Hand-
schrift; binnen 32 Tagen soll er sie vollständig und zwar
sehr schön abgeschrieben haben. Den Silius Italicus, Ma-
nilius, Lucretius, Val. Flaccus, Ascon. Pedianus, Columella,
Celsus, A. Gellius, Statius u. m. A. konnte er wesentlich

1) Vespas. Fior. p. 617, s.
2) Vespas. Fior. p. 547, s.

jenige eigentlich für den Gebrauch aller Curialen beſtimmte3. Abſchnitt.
Bibliothek, welche der Grundſtock der Vaticana gewordenDie Bibliothe-
ken.

iſt; im Palaſt ſelber ſollte ſie aufgeſtellt werden, als deſſen
edelſte Zier, wie es einſt König Ptolemaeus Philadelphus
zu Alexandrien gehalten. Als er wegen der Peſt mit dem
Hofe nach Fabriano zog, nahm er ſeine Ueberſetzer und
Compilatoren dahin mit, auf daß ſie ihm nicht wegſtürben.

Der Florentiner Niccolò Niccoli 1), Genoſſe des ge-
lehrten Freundeskreiſes, welcher ſich um den ältern Coſimo
Medici verſammelte, wandte ſein ganzes Vermögen auf Er-
werb von Büchern; endlich, da er nichts mehr hatte, hielten
ihm die Medici ihre Kaſſen offen für jede Summe, die er
zu ſolchen Zwecken begehrte. Ihm verdankt man die Ver-
vollſtändigung des Ammianus Marcellinus, des Cicero de
oratore u. A. m.; er bewog den Coſimo zum Ankauf des
trefflichſten Plinius aus einem Kloſter zu Lübeck. Mit
einem großartigen Zutrauen lieh er ſeine Bücher aus, ließ
die Leute auch bei ſich leſen ſo viel ſie wollten, und unter-
redete ſich mit ihnen über das Geleſene. Seine Sammlung,
800 Bände zu 6000 Goldgulden gewerthet, kam nach ſei-
nem Tode durch Coſimo's Vermittlung an das Kloſter
S. Marco mit Bedingung der Oeffentlichkeit.

Von den beiden großen Bücherfindern Guarino undPoggio.
Poggio iſt der letztere 2), zum Theil als Agent des Niccoli,
bekanntlich auch in den ſüddeutſchen Abteien thätig gewe-
ſen, und zwar bei Anlaß des Concils von Conſtanz. Er
fand dort ſechs Reden des Cicero und den erſten vollſtän-
digen Quintilian, die Sangallenſiſche, jetzt Zürcher Hand-
ſchrift; binnen 32 Tagen ſoll er ſie vollſtändig und zwar
ſehr ſchön abgeſchrieben haben. Den Silius Italicus, Ma-
nilius, Lucretius, Val. Flaccus, Ascon. Pedianus, Columella,
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[189/0199] jenige eigentlich für den Gebrauch aller Curialen beſtimmte Bibliothek, welche der Grundſtock der Vaticana geworden iſt; im Palaſt ſelber ſollte ſie aufgeſtellt werden, als deſſen edelſte Zier, wie es einſt König Ptolemaeus Philadelphus zu Alexandrien gehalten. Als er wegen der Peſt mit dem Hofe nach Fabriano zog, nahm er ſeine Ueberſetzer und Compilatoren dahin mit, auf daß ſie ihm nicht wegſtürben. 3. Abſchnitt. Die Bibliothe- ken. Der Florentiner Niccolò Niccoli 1), Genoſſe des ge- lehrten Freundeskreiſes, welcher ſich um den ältern Coſimo Medici verſammelte, wandte ſein ganzes Vermögen auf Er- werb von Büchern; endlich, da er nichts mehr hatte, hielten ihm die Medici ihre Kaſſen offen für jede Summe, die er zu ſolchen Zwecken begehrte. Ihm verdankt man die Ver- vollſtändigung des Ammianus Marcellinus, des Cicero de oratore u. A. m.; er bewog den Coſimo zum Ankauf des trefflichſten Plinius aus einem Kloſter zu Lübeck. Mit einem großartigen Zutrauen lieh er ſeine Bücher aus, ließ die Leute auch bei ſich leſen ſo viel ſie wollten, und unter- redete ſich mit ihnen über das Geleſene. Seine Sammlung, 800 Bände zu 6000 Goldgulden gewerthet, kam nach ſei- nem Tode durch Coſimo's Vermittlung an das Kloſter S. Marco mit Bedingung der Oeffentlichkeit. Von den beiden großen Bücherfindern Guarino und Poggio iſt der letztere 2), zum Theil als Agent des Niccoli, bekanntlich auch in den ſüddeutſchen Abteien thätig gewe- ſen, und zwar bei Anlaß des Concils von Conſtanz. Er fand dort ſechs Reden des Cicero und den erſten vollſtän- digen Quintilian, die Sangallenſiſche, jetzt Zürcher Hand- ſchrift; binnen 32 Tagen ſoll er ſie vollſtändig und zwar ſehr ſchön abgeſchrieben haben. Den Silius Italicus, Ma- nilius, Lucretius, Val. Flaccus, Ascon. Pedianus, Columella, Celſus, A. Gellius, Statius u. m. A. konnte er weſentlich Poggio. 1) Vespas. Fior. p. 617, s. 2) Vespas. Fior. p. 547, s.

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_renaissance_1860/199>, abgerufen am 23.11.2024.